Make it or brake it!

Wird Merkel auf die Weisen hören?

In einem ungewöhnlichen Appell fordern die Wirtschaftsweisen die Chefs der Eurozone auf, einen „Plan B“ zur Lösung der Schuldenkrise zu entwickeln. Halte man am „Plan A“ einer Stützung Griechenlands fest, drohe entweder ein uneingeschränkter Bail-out oder ein unkontrolliertes Auseinanderbrechen der Währungsunion. Ähnliche Sorgen macht man sich in Frankreich: Präsident Sarkozy fürchtet eine fatale Kettenreaktion, falls der Euro-Gipfel am Donnerstag keinen Durchbruch bringt.

Das Problem ist, dass Kanzlerin Merkel offenbar immer noch nicht begriffen hat, dass ihr geliebter „Plan A“ gescheitert ist – und auch sonst die Dimension der Krise nicht überschaut. Merkel warnte gestern vor übertriebenen Hoffnungen auf den Gipfel; eine große Lösung werde es nicht geben. „Madame Non“ will offenbar weiter an den Symptomen in Griechenland herumdoktern – dabei steht die Eurozone kurz vor dem GAU. Hier eine kleine Bilanz der Probleme:

  1. Griechenland ist nicht nur nicht gerettet, sondern steckt dank „Plan A“ (zu kurze Laufzeit, zu hohe Zinsen) tiefer im Schlamassel denn je. Ohne einen Schuldenschnitt, da sind sich alle Experten einig, wird es nicht gehen. 
  2. Die Schuldenkrise ist nicht eingedämmt, wie Merkel noch im März behauptete, sondern weitet sich auf Italien und Spanien aus und wird damit zur Systemkrise. 
  3. Das Eurosystem geht nicht geschlossen vor, sondern verzettelt sich in Grabenkämpfen. Besonders beunruhigend ist dabei, dass Deutschland und die Europäische Zentralbank öffentlich streiten – hier brennt eine gefährliche Lunte.
  4. Die Eurozone hat immer noch keine Wirtschaftsregierung, die diesen Namen verdient. Das angekündigte Paket zur „Economic Gouvernance“ ist weiter zwischen dem Rat und dem Europaparlament umstritten.
  5. Auf die grundlegenden Strukturprobleme der Eurozone gibt es keine Antwort. Das schwache Wirtschaftswachstum, die makroökonomischen Ungleichgewichte (griechische Defizite, deutsche Überschüsse) und die chronische Überbewertung des Euro werden nicht einmal mehr thematisiert.
  6. Der Euro hat massiv Vertrauen nicht nur an den Märkten, sondern auch bei den Bürgern verloren. Es wird schwierig, wenn nicht unmöglich, es zurückzugewinnen.
  7. Die deutsche Frage ist wieder da. Weil Merkel seit eineinhalb Jahren zögert und züchtigt, statt entschieden und umfassend zu helfen, gilt Deutschland in Brüssel wieder als Problemfall. Einige EU-Länder wie Spanien geben Merkel schon jetzt die Schuld für die Eskalation der Krise. Sarkozy soll die Politik der Kanzlerin sogar als “kriminell” bezeichnet haben – zu wenig Solidarität, zu viel Wait and See..

Wenn man die Kanzlerin hört, hat man nicht den Eindruck, das sie sich dieser Probleme bewußt ist – im Gegenteil: Offenbar spielt sie wieder einmal auf Zeit. Dabei gilt mehr denn je: Make it or brake it!

 

 

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