Macron II: Die EU atmet auf – doch Frankreich hat den Blues

Frankreichs Staatschef Macron ist für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden. Die Nationalisten-Führerin Le Pen konnte sich erneut nicht durchsetzen. EUropa atmet auf – doch viele Franzosen haben den Blues.

Macron holte in der Stichwahl am Sonntag nach Hochrechnungen unterschiedlicher Institute 57 bis 58,5 Prozent der Stimmen, Le Pen kam auf 41,5 bis 43 Prozent. Vor fünf Jahren hatte Macron noch mit 66 zu 34 Prozent gesiegt – also wesentlich klarer.

Das zeigt, dass die extreme Rechte erneut stärker geworden ist. Dabei hatte Macron versprochen, die Bewegung von Le Pen zu dezimieren. Zudem liegt die Wahlbeteiligung niedriger als vor fünf Jahren, die Zahl der Nichtwähler und ungültigen Stimmen steigt.

In ersten Analysen im französischen Fernsehen ist daher von einem “Vote de barrage” die Rede – im Gegensatz zum “Vote d’adhésion”. Zu gut deutsch: Viele Wähler haben gegen Le Pen gestimmt (faire barrage) – und nur wenige für Macron (adhérer).

Diese Wahl hat das Land gespalten. Viele Franzosen haben den Blues und bereiten sich darauf vor, bei der Parlamentswahl im Juni gegen den Präsidenten und seine Partei zu stimmen. Vor allem der Linke Mélenchon will von der Proteststimmung profitieren.

Vor diesem Hintergrund fällt es schwer, von einem Sieg für EUropa zu sprechen. Macron hat die Wahl zwar unter dem EU-Siegel bestritten (während der französischen EU-Ratspräsidentschaft), konnte jedoch gerade mal jeden zweiten Wähler überzeugen.

Dennoch atmet die EU auf. Alle drei Brüsseler Spitzen – Michel, von der Leyen und Metsola – haben dem Gewinner in Rekordzeit gratuliert. Die EU-Granden sind erleichtert, denn ein Wahlsieg von Le Pen hätte ihren Club in eine tiefe Krise gestürzt…

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