Ausgerechnet zum EU-Vorsitz: Omicron plagt Macron

Kurz vor Beginn der EU-Ratspräsidentschaft am 1. Januar explodieren die Corona-Zahlen in Frankreich. Für Präsident Macron ist das ein riesiges Problem, für die EU auch.

Eine vorbildliche Impfkampagne und ein praktischer Impfausweis: Das waren die Trümpfe, mit denen Macron und seine Regierung der Corona-Pandemie trotzen wollten.

Zum Start des französischen EU-Vorsitzes am 1. Januar, so ihr Kalkül, werde das Land als Erfolgs-Modell in der Gesundheitspolitik dastehen – für ganz EUropa.

Doch es ist anders gekommen. Trotz einer guten Impfquote von 73 Prozent (zweimal) bzw. 31 Prozent (mit Booster) breitet sich die Omikron-Variante (französisch Omicron) in rasendem Tempo aus.

Mit über 200.000 Neuinfektionen pro Tag schlägt Frankreich alle Rekorde. “Das sind Zahlen, die mich in Schwindel versetzen”, so Gesndheitsminister Véran. Jede Sekunde würden zwei Menschen positiv getestet.

Offenbar wirken “vollständige” Impfung und Booster nicht wie erwartet gegen die fünfte Welle, die von der Omikron-Variante dominiert wird. Auch der “Pass sanitaire” – der Impfpass – bringt kaum Entlastung.

Die französische Impfstrategie mit dem Entzug von Rechten für Ungeimpfte, die sogar in Deutschland nachgeahmt wurde, stößt an ihre Grenzen. Alternativen gibt es kaum – die EU hat mal wieder versagt.

Macron hat nun ein riesiges Problem. Er muß die Krise irgendwie in den Griff kriegen – denn sonst verliert er nicht nur an Glaubwürdigkeit als EU-Ratspräsident, sondern auch bei seinen Landsleuten.

Im April beginnen die Präsidentschaftswahlen. Macron droht eine Niederlage, wenn er Omikron nicht in den Griff kriegt. Sollte er abgewählt werden, wäre dies auch ein Schlag für die EU.

Denn bei dieser Wahl treten nicht nur berechenbare Politiker wie die Konservative V. Pécresse an, sondern auch Unberechenbare wie der Journalist E. Zemmour. Auch M. Le Pen will es wieder versuchen.

Der Kampf gegen Omikron könnte sich vor diesem Hintergrund als “kriegsentscheidend” erweisen – nicht nur für Frankreich, sondern für ganz EUropa.

Immerhin gibt es noch eine Hoffnung: dass Omikron sich als vergleihsweise harmlos erweist – und die Welle von selbst abebbt. In Südafrika hat das funktionert, trotz niedriger Impfquote…

Siehe auch “Boostern für alle ist auch keine Lösung