Linke Volksfront gegen Le Pen und Macron
Als Reaktion auf die vorgezogenen Neuwahlen hat sich in Frankreich eine linke “Volksfront” formiert. Sie steht gegen die Nationalistin Le Pen – aber auch gegen Präsident Macron. Dessen liberale Bewegung droht nun vollends unterzugehen.
Macrons Bewegung “Besoin d’Europe” hatte bei der Europawahl nur 14 Prozent der Stimmen geholt – gegen 31 für Le Pens “Rassemblement National” (RN). Die Neuwahlen könnten ihm nun den Rest geben.
Denn entgegen allen Erwartungen hat sich die Linke auf eine gemeinsame Strategie geeinigt. Die “Volksfront” (Front populaire) will in allen Wahlkreisen geschlossen auftreten, um die Wahlchancen zu maximieren.
Nun drohen Macrons Liberale zerrieben zu werden – genau wie die ohnehin schon heillos zerstrittenen Konservativen von “Les Républicains”.
Nach einer Projektion des “Figaro” könnte es in 536 von 577 Wahlkreisen zu Stichwahlen zwischen der Volksfront und den Faschisten – pardon: Nationalisten – kommen. Die “Mitte” ist vom Aussterben bedroht.
Macron hatte wohl gehofft, dass die Linken zersplittert antreten würden, so daß er sie nach der Wahl vor die Alternative stellen könnte: mit mir oder mit Le Pen. Doch daraus wird nun nichts.
Ihm droht ein innenpolitisches Waterloo…
Siehe auch “Neuwahl in Frankreich: Macron wird zur Gefahr”
P.S. Die Linken treten auch mit einem gemeinsamen Programm an. Dazu zählt die Rücknahme von Macrons Rentenreform, aber auch die “bedingungslose Unterstützung” der Ukraine in ihren international anerkannten Grenzen. Mélenchons LFI konnte sich offenbar nicht durchsetzen.
Karl
16. Juni 2024 @ 10:04
Gestern waren 640.000 Menschen in Frankreich auf der Straße! 250.000 in Paris, 400.000 insgesamt in den größeren und kleineren Städten. Die Gewerkschaften hatten aufgerufen, für die Neue Volksfront auf die Straße zu gehen. –> https://www.humanite.fr/politique/legislatives-2024/nouveau-front-populaire-plus-lespoir-renait-plus-la-gauche-peut-arriver-au-pouvoir
Arthur Dent
15. Juni 2024 @ 13:05
Vielleicht ist ab Montag erstmal wieder “Bauernkrieg” in Frankreich. Ein Großteil von ihnen wartet seit Mitte März vergeblich auf bereits zugesagte Gelder. Die Bauern befürchten, ihre Forderungen gehen im allgemeinen Wahlkampfgetöse unter. Und was sich die Front populaire so vorgenommen hat – “main lieba Schokoschinski”. Wir machen das genaue Gegenteil von Macron (außer in der Ukraine), dann geht’s uns allen gut und die Reichen bezahlen alles. So ähnlich jedenfalls…
exKK
15. Juni 2024 @ 21:26
In Frankreich gibts tatsächlich genug Reiche und Superreiche, die das wirklich alles bezahlen könnten… ähnlich wie auch in Deutschland. Denen will aber keiner ans Säckel, lieber nimmt mans bei denen, die eh schon nicht genug haben. Und ganz besonders haben die keine gut bezahlten Anwälte, Einkommensverschleierer (Steuerberater), Vermögensverschieber (Bänker) und Lobbyisten.
w.n
15. Juni 2024 @ 10:46
hier der Link:
https://www.arretsurimages.net/articles/les-chaines-dinfo-nont-pas-aime-lunion-de-la-gauche
Fred Schumacher
15. Juni 2024 @ 10:27
In welch verlogener Welt leben wir, wenn eine „Linke“ solche Kröten schluckt?: „aber auch die “bedingungslose Unterstützung” der Ukraine…“
W.nissing
15. Juni 2024 @ 09:22
Die Beendigung des Krieges und der Friedensvertrag wird ja nicht von Frankreich entschieden. In so fern können die da viel wollen. Imho kann man aber daran die strategische Klugheit von lfi bzw melenchon ablesen. Die finanzielle Unterstützung ist auch in Frankreich nicht so populär und damit wird mehr entschieden wie es weiter geht.
w.nissing
15. Juni 2024 @ 10:44
wer es etwas genauer will, hier ist das Wahlprogramm was sich in weiten Teilen mit dem „Avenier en commun“ deckt. Btw, die Ukrainebekommt mal gerade 5 Sätze ab und orientiert sich an internationalem Recht(wer immer das auch neuerdings formuliert)
https://assets.nationbuilder.com/nouveaufrontpopulaire/pages/1/attachments/original/1718371078/Programme-nouveaufrontpopulaire.pdf?1718371078
Wer sich ein Bild davon machen will wie die 3 „News Sender“ in Frankreich auf die Etablierung der Front populaire reagiert haben und mit welchem Sperrfeuer darauf in den nächsten Wochen reagiert werden wird. Vermutlich werden die ÖRs auch darin einsteigen oder wie es früher hieß „lieber tot als rot“
Arthur Dent
14. Juni 2024 @ 15:40
Bislang dachte ich immer, „die Linke“ sei eine Partei des Friedens und gegen militärische Auseinandersetzung, weil das doch Kennzeichen einer imperialistischen Kapitalisten-Klasse sind. Wie man sich doch täuschen kann.
exKK
14. Juni 2024 @ 14:51
“Die Linken treten auch mit einem gemeinsamen Programm an. Dazu zählt die Rücknahme von Macrons Rentenreform, aber auch die “bedingungslose Unterstützung” der Ukraine in ihren international anerkannten Grenzen. ”
Eine Verständnisfrage:
Wollen die Linken die bedingungslose Unterstützung der Ukraine – oder dessen Rücknahme?
ebo
14. Juni 2024 @ 14:58
Bedingungslose Unterstützung plus UNO-Blauhelme zur Sicherung der AKW – kein Scherz!
exKK
14. Juni 2024 @ 15:00
Die Franzosen haben offenbar nur die Wahl zwischen Pest und Cholera…
Kleopatra
16. Juni 2024 @ 12:17
UNO-Blauhelme zur Sicherung der Atomkraftwerke wäre nicht schlecht, denn den Russen wäre sonst zuzutrauen, das AKW Zaporižžja vor einem Abzug zu sprengen. Da sie Andeutungen machen, die ukrainische Seite könne eine Zerstörung des AKW planen, und da man aus der Erfahrung weiß, dass die Russen meist all das tun, was sie öffentlich den Ukrainern unterstellen, besteht eine solche Gefahr reell.