Neues vom Wirtschaftskrieg (242): Moskau setzt Handel in Dollar aus
Deutschland verzögert neue Russland-Sanktionen. Die G7 haben sich auf einen Kredit in Höhe von 50 Milliarden Dollar für die Ukraine geeinigt. Und als Reaktion auf US-Sanktionen hat die Moskauer Börse den Handel in US-Dollar und Euro eingestellt.
- Als Reaktion auf US-Sanktionen hat die Moskauer Börse den Handel in US-Dollar und Euro eingestellt. Experten befürchten negative Folgen für globales Finanzsystem. (…) Eine Destabilisierung des Devisen-Marktes und eine Verlagerung der Finanzströme auf nicht sanktionierte Banken seien möglich, so Alexander Isakow, Russland-Ökonom bei Bloomberg Economics. Die nächste Eskalationsstufe könnten Sekundärsanktionen gegen ausländische Banken sein, die bei der Abwicklung helfen. Dies könnte zu weiteren Turbulenzen an den Finanzmärkten führen. (telepolis) – Die russischen Behörden versuchen offenbar, sich vom Dollar und Euro zu lösen und den Handel in chinesische Yuan zu verlagern…
- Die G7-Staats- und Regierungschefs haben sich auf einen Kredit in Höhe von 50 Milliarden Dollar für die Ukraine geeinigt, der aus eingefrorenem Vermögen Russlands finanziert werden soll. “Es gibt eine politische Einigung auf höchster Ebene für diesen Deal”, sagte ein US-Vertreter beim G7-Gipfel in Italien. Die 50 Milliarden Dollar sollten der Ukraine noch “in diesem Jahr” bereitgestellt werden. (AFP) – “Politische Einigung” heißt, dass man über Details noch streitet. Denn die EU weigert sich, die größten Risiken zu übernehmen. Derweil kündigt Moskau „schmerzhafte“ Folgen an – kommen Enteignungen europäischen Eigentums?
- Deutschland verzögert neue Russland-Sanktionen. Ursprünglich wollte die EU das 14. Sanktionspaket bis zum G7-Gipfel in Italien beschließen, dies scheiterte aber wegen deutscher Bedenken. Ein Diplomat sagte, es gebe einen Zusammenhang mit dem russischen Banken-Netzwerk SPFS, das von dem neuen Paket betroffen ist. Offenbar fürchtet die Bundesregierung Nachteile für deutsche Institute. Russland greift verstärkt auf SPFS zurück, seit das Land im Rahmen früherer EU-Sanktionen aus dem internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen wurde (AFP). – Deutschland sei das neue Ungarn, behaupten böse Zungen in Brüssel…
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exKK
14. Juni 2024 @ 14:59
Das “Imperium” schlägt zurück…
Stef
14. Juni 2024 @ 12:57
Nicht nur Moskau setzt den Handel in Dollar aus, Saudi-Arabien hat seinen jahrzehntealten historischen Deal mit den USA über die Abrechnung des Energiehandels in Petrodollar offiziell beendet. Man muss sich schon extrem viel Mühe geben, die Tragweite dieser Entwicklung zu überschätzen. bei Tagesschau und heute habe ich bisher noch nichts gehört, was der Bedeutung gerecht würde.
Das bei den G7 beschlossene 50 Mrd. Dollar Paket für die Ukraine müsste einmal verständlich aufbereitet werden, es würde vermutlich einen spontanen Aufstand zur Folge haben. Ich versuche es mal:
Die Zinsen, die auf die eingefrorenen russischen Vermögen fällig werden, stammen vermutlich direkt von uns und stellen Ansprüche des russischen Staats gegen die westlichen Staaten dar. Mit anderen Worten nehmen wir den Russen nichts weg, wir leiten unser Geld nur in andere Kanäle. Niemand kann verhindern, dass Russland seine Ansprüche auf Herausgabe der Zinsen weiterhin mit Verzugszinsen gegen uns geltend macht, die Erfolgsaussichten sind bei einem glatten Diebstahl nicht einmal schlecht.
Mit diesem Geld soll ein Kredit bedient werden, den die G7 der Ukraine “gewähren”, sprich die Ukraine erhält die Kreditsumme und wir hoffen, dass wir möglichst lange behaupten können, Zinsen und Tilgung des Kredits aus den o.g. Zinszahlungsansprüchen der Russen bedienen zu können. Also ein Luftballon in einem größeren Luftballon.
Das Geld fließt in der Ukraine erfahrungsgemäß nur zu einem Teil in sinnvolle Kanäle wie Landesverteidigung oder Alimentierung des Staatswesens im Krieg, die endemische Korruption zweigt vermutlich den überwiegenden Teil davon ab. Das wäre der Dritte Luftballon, den wir um die beiden anderen herum aufblasen.
Zu guter Letzt ist ja klar, dass die aus diesem “Kredit” resultierenden Zins- und Tilgungsverbindlichkeiten keinerlei Aussicht haben, auch nur annähernd aus den geklauten Zinsforderungen bedient zu werden. Deshalb kommt es darauf an, wer so dumm sein könnte, die Ausfallgarantie dafür zu übernehmen.
Der vierte Luftballon, den wir um die ersten drei herum aufgeblasen haben, dürfte sich m.E. als der folgende Herausstellen: Kreditgeber sind die G7, in Wahrheit aber ist es US-Geld, entweder vom Staat oder von Blackrock und Konsorten. Wir sind so dumm, die Ausfallgarantie übernehmen, also die EU-Staaten, also der europäische Bürger.
Und weil vier übereinander geschichtete aufgeblasene Luftballons so solide sind, werden sie mit großen Worten als epochaler Akt der Sourveränität von den europäischen Regierungschefs bei den G7 gefeiert, damit die Russen sich fürchten mögen.
Meines Erachtens erfüllt dieser durch die G7-Regierungschefs beschlossene Vorgang gleich mehrere Straftatbestände. Jeder Normalsterbliche würde nicht nur seinen Job für so eine Konstruktion verlieren, er würde zurecht ins Gefängnis wandern.
Und das Sahnehäubchen ist, dies auch noch offiziell als “Trump-proof” zu bezeichnen und damit seine Verachtung für Demokratie und Volkswillen zum Ausdruck zu bringen.
Steph
16. Juni 2024 @ 00:29
Und an welche Straftatbestände hattens gedacht?
Arthur Dent
14. Juni 2024 @ 10:09
“Offenbar fürchtet die Bundesregierung Nachteile für deutsche Institute” – Nein, echt jetzt? Welche von den “elfundneunzigtausend” Sanktionen haben sich eigentlich nicht negativ für Deutschland ausgewirkt?
Michael
14. Juni 2024 @ 10:31
Die Frage stelle ich mir schon seit Anbeginn des hysterischen US Sanktionismus: was kostet der US Sanktionismus Russland als Sanktioniertem und welchen Preis zahlt der Sanktinierer, also Deutschland und die EU!? Von den USA weiß man ja dass die Profite sprudeln! Natürlich hört man von den Personalien Habeck, Lindner, Scholz und Co. dazu keinerlei Angaben!?