Lektionen vom größten Sünder

24. März 2015

Pünktlich zum Besuch des “Schuldensünders” Tsipras in Berlin wurde bekannt, dass Deutschland 2014 den höchsten Export-Überschuss aller Zeiten eingefahren hat.

Die Verkäufe übertrafen die Einfuhren um 216,9 Mrd. Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. “Der bisherige Höchstwert von 195,3 Milliarden Euro im Jahr 2007 wurde damit deutlich übertroffen.”

Das hinderte den größten Überschuss-Sünder der Welt jedoch nicht, Tspiras Lektionen zu erteilen. Griechenland müsse nun endlich sparen und Reformen umsetzen, erklärte Kanzlerin Merkel.

Doch die wichtigste Reform – eine Rückkehr zum außenwirtschaftlichen Gleichgewicht in Deutschland – wurde nicht einmal erwähnt.

Dabei ist diese Reform essentiell, wenn der Euro überleben soll. Deutsche Überschüsse bedeuten nämlich Defizite im restlichen EUropa. Die EU-Kommisson dringt deshalb auf den Abbau der Ungleichgewichte.

Doch Berlin ignoriert die Mahnungen aus Brüssel. Für Merkel zählt nur noch die Eurogruppe – dabei ist die nicht einmal im EU-Vertrag verankert. Und Streit gibt es dort auch… – Mehr hier

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Peter Nemschak

9 Jahre zuvor

@ the wisemansfear Gier und Neid treiben die Menschheit voran. Daran wird sich nichts ändern. Der neue Mensch, den sich manche erträumt haben, wird nicht statt finden.

DerDicke

Reply to Peter Nemschak

9 Jahre zuvor

Falsch. Forschung und Wissenschaft treiben die Menschheit voran. Die unzähligen Arbeiter und Dienstleister die still und unauffällig ihre Arbeit verrichten treiben die Menschheit voran. Die Philosophen und Ethiker welche die Wissenschaft hin und wieder bremsen (müssen) treiben die Menschheit voran.

Wären es Gier und Neid dann wären die somalischen Piraten jetzt die Herrscher der Welt. Gier und Neid führen zum Untergang von Firmen und Staaten. Die Gier der Banken zerstört nachhaltig die reale Wirtschaft. Neid für sich erzeugt nur negative Gefühle, bringt aber niemanden weiter. Oder was hilft es meinem Nachbarn, wenn er auf meinen BMW neidisch ist? Vielleicht haut er aus Neid mal eine Delle rein, aber sein Neid wird weder ihn noch mich weiterbringen.

Sie sollten dringend mal Ihr Weltbild und ihren moralischen Kompass überprüfen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Geistesgifte

marianne

9 Jahre zuvor

Und was ist mit dem milliardenschweren herrelosen Finanzkapital, das im Kreise läuft und keine Investitionen mehr findet? Die Spekulierung geht ja schon wieder stark los.

Peter Nemschak

Reply to marianne

9 Jahre zuvor

Es liegt viel Kapital derzeit ohne Rendite auf Konten. Wenn es lukrativ erscheinende Investitionsmöglichkeiten gibt, wird dieses Kapital sehr rasch investiert werden – im Eigeninteresse der Kapitaleigner, die Rendite erzielen wollen.

marianne

9 Jahre zuvor

Und welcher Wirtschaftsteil bringt die grösste Rendite? Die Militärindustrie, und weiter noch die geoutete Automobilindustrie. Afrika wird damit seit langen Jahren auf den Hund gebracht! Und wenn da Überproduktion besteht, kann man sich ja vorstellen, was dann passiert. Das absurdeste Beispiel: Eskimo Eisschränke verkaufen…

Peter Nemschak

Reply to marianne

9 Jahre zuvor

Lesen sie einmal die NZZ, eine seriöse Schweizer Tageszeitung über den Standort Deutschland und die Lohnentwicklung in der Metall und Elektroindustrie seit 2012. Dann werden Sie vielleicht anders denken. Was die Auto- und Militärindustrie Deutschlands mit den Problemen in Afrika zu tun hat, ist nicht ganz verständlich. Diese liegen tiefer.

thewisemansfear

Reply to Peter Nemschak

9 Jahre zuvor

Ich lese da zunächst einmal einen unzulässigen Vergleich: “Noch nicht eingerechnet ist die jüngste, ab Anfang April geltende Erhöhung um 3,4%. Angesichts einer erwarteten Inflation von lediglich 0,3% im laufenden Jahr”
Die 3,4% sind nämlich auf 15Monate bezogen, effektiv landet man bei 2,7% (+ Einmalzahlung).
Dann ist die Metall- und Elektrobranche natürlich DAS Zugpferd bei den Tarifverhandlungen. Solche Steigerungen können anderswo kaum durchgesetzt werden.
Arbeitgeber jammern immer rum wegen steigender Lohnkosten. Blenden die eigentlich vollkommen aus, dass diese Einkommen (abzüglich Sparrate) auch wieder ausgegeben werden und Nachfrage erzeugen? Man will ja erreichen, dass die Preise steigen (Inflation). Dann müssen die Unternehmer die steigenden Lohnkosten zum Teil eben auf die Preise umlegen…aber davor wird sich gehütet, muss ja alles immer billiger werden…
Nur mit 217Mrd. € Außenbeitrag hat Deutschland 2014 die Schwarze Null geschafft. Das ist Nachfrage (Geld) aus dem Ausland (dort fehlt sie dann), wo Bevölkerung und Staaten somit weiter in die Verschuldung getrieben werden.

Ondoron

9 Jahre zuvor

Die Situation beleuchtet nur den Umstand, dass der Euro zu weich ist für die deutsche Wirtschaft! Die Deutschen verschenken ihre Waren im Ausland. Mittels Euro ist den Deutschen ein Wohlstandsgewinn in Höhe mehrere Billionen “Euro” entgangen. Die Sozialdividende ist futsch, und jetzt sollen die Deutschen zusätzlich mit ihren Ersparnissen die Schulden der anderen Europäer zahlen, damit das “politische Projekt” gerettet wird – der Sozialismus, auch der EU-Sozialismus, ist aber nicht zu retten.
Und es soll mir keiner mit dem Schwachsinn des Lohndumping kommen. Die Mitarbeiter in der Exportindustrie verdienen nicht schlecht! Und die Wertschöpfung erfolgt sowieso zu einem großen Prozentsatz im Ausland, über den Import von Vorprodukten und Teilen für die Produktion.
Es ist so ein schönes sozialistisches Narrativ der Euromanen, dass man nur die Löhne in Deutschland zu erhöhen brauche und Deutschland die Staatsverschuldung in großem Stil ausbaut, und dann wäre alles ganz prima mit der Eurozone. Das ist natürlich lächerlich – aber Narrative sind eben so schön einfach, vor allem dann, wenn sie dem Aufbau des EU-Sozialismus befeuern…

thewisemansfear

Reply to Ondoron

9 Jahre zuvor

Faszinierend, wie man sich die Welt zurechtzimmern kann. Der mittlere Absatz strotzt nur so vor Halbwahrheiten. Lohndumping ist ein Fakt, dabei spielen aber nicht die Löhne absolut gesehen eine Rolle, sondern die Lohnstückkosten (Löhne im Verhältnis zur Produktivität). Das scheint aber nicht mal Kollege Nemschak zu verstehen.
Die Exportindustrie nutzt selbstverständlich (und profitiert von) VORleistungen anderer Sektoren, und damit sind die Niedriglöhner wieder voll mit im Boot. Witzlose Argumentation, dass die Wertschöpfung sowieso zum großen Prozentsatz im Ausland stattfinden würde. Wenn das in ausreichendem Maße zuträfe, dann gäbe es keine Handels- und Leistungsbilanzungleichgewichte. Tut es ja gerade nicht!

Mit den Lohnstückkosten sind auch die Inflationsraten auseinandergedriftet. Behauptet jemand, dass das der einzige Grund für die aufgetürmten Überschüsse/Defizite ist? Damit ist zumindest eines der Hauptprobleme adressiert. Über den gescheiterten monetaristischen Ansatz wird es auch zukünftig keine Inflation geben, Monetarismus fristet aktuell ein Zombie-Dasein. Es gibt leider noch genug “Gläubige”, die daran festhalten. Ist bei der Austeritätspolitik genauso.

Baer

9 Jahre zuvor

Wer Marktwirtschaft will, muss in Kauf nehmen, dass der Exporteur gewinnt, der Importeur verliert.
Wer mehr importiert als exportiert ist nicht wettbewerbsfähig und lebt über seine Verhältnisse.
In Deutschland die Löhne gravierend hoch ,die Verkaufspreises damit erhöhen , und schon sind andere Länder wettbewerbsfähiger . Es wäre alles relativ einfach wenn, ja wenn Mutti nicht wäre , vielleicht auch Schäuble . Begonnen hat das Ganze mit der Agenda 2010, Schröder und Eichel.

Peter Nemschak

Reply to Baer

9 Jahre zuvor

Stimmt nicht. Die anziehende Konjunktur hat die Löhne in der deutschen maschinenexportierenden Industrie stark ansteigen lassen, was die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands automatisch reduziert. Die Marktwirtschaft sorgt über kurz oder lang für die Herstellung eines Gleichgewichts. Das wollen die Linken und Rechtspopulisten, die ihr Heil im Dirigismus suchen, nicht glauben – allen Erfahrungen der Geschichte zum Trotz.

thewisemansfear

Reply to Peter Nemschak

9 Jahre zuvor

“Die Marktwirtschaft sorgt über kurz oder lang für die Herstellung eines Gleichgewichts.”
Köstlich, haben Sie noch mehr davon? Kommt in die Sammlung “Glaubenssätze gescheiterter Ideologien”.
Haben Sie so ein öminöses Gleichgewicht schon mal live irgendwo gesehen? Selbst die Krücke DSGE (dynamic stochastic general equlibrium) ist letztlich ein schlecht gemachter workaround für etwas, was von der Grundidee absolut unzutreffend ist. Oder von welchen Zeiträumen sprechen wir hier? Keynes hat das prägnant mit “in the end we’re all dead” auf den Punkt gebracht. Das wäre mir persönlich ein wenig zu langfristig…
Sehen Sie eigentlich noch die Einschränkungen, denen der ach so “Freie Markt” unterworfen ist? Gibt es in ihrer Welt so etwas wie “sinnvollen Dirigismus”?

Peter Nemschak

9 Jahre zuvor

Das außenwirtschaftliche Gleichgewicht kann auch dadurch hergestellt werden, dass die anderen EU-Mitglieder mehr exportieren, nach Deutschland und in die Welt. Vielleicht stimmt die Exportstruktur in den Defizitländern nicht.

DerDicke

Reply to Peter Nemschak

9 Jahre zuvor

Die Eurozone insgesammt ist (vor allem dank Deutschland) Nettoexporteur.
Mal ganz langsam extra für Peter zum Mitschreiben:
Global ist der Handel zu 100% ausgeglichen, die Summer der Exporte = die Summe der Importe. Das ist reine Mathematik und nicht anders möglich. Daraus folgt
1. Nicht alle Länder können einen Exportüberschuß haben, ihnen müssen Länder gegenüberstehen die einen Importüberschuß haben (und sich dafür verschulden).
2. Ein Exportüberschuß ist für sich nichts positives, so wie ein Importüberschuß nichts negatives ist.
ABER: Langfristige Importüberschüsse führen zur Überschuldung und zum Schuldenschnitt. Daraus folgt zwingend für die Exporteure: Länder mit dauerhaftem Exportüberschuß MÜSSEN über kurz oder lang ihre Auslandsforderungen abschreiben, da sich das Ausland schlicht und ergreifend überschuldet hat. Folge im Nachhinein: ein Großteil der Waren wurde verschenkt.

Vielleicht steckt ein Plan in der deutschen Politik: auf wirtschaftlichem Weg das zu erhalten, was auf militärischem Weg nicht möglich war – die Kontrolle über ganz Europa. Schuldenschnitte politisch verhindern und die Schuldner als fremdbestimmte Vasallenstaaten erhalten.

thewisemansfear

9 Jahre zuvor

Was denn? Deutschland kann doch nix dafür, dass es so gut ist… [/sarcasm]
Man kann nicht oft genug wiederholen, dass Sparen kein Selbstzweck ist. Wenn die monetären Überschüsse/=”Ersparnisse” nicht wieder zu ihrem Ursprung zurückgeführt werden, knallt es irgendwann. Dann sind sie so oder so futsch, aber so lange man die Daumenschrauben beim “Schuldner” nur fest genug angezogen glaubt, ist alles gut… Zu dumm, dass die Schuldentragfähigkeit mit der Wirtschaftskraft korreliert. Da sind die im Schraubstock eingespannten Hände (Austeritätsdogma) dann doch eher kontraproduktiv. Vielleicht sieht man das noch ein, bevor es zum großen Knall kommt, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.