Last exit Biden

Amerika wählt – und EUropa bangt. Denn vom Wahlausgang hängt auch das Schicksal der EU ab. Sie ist noch weit vom Ziel der “strategischen Autonomie” entfernt und setzt ihre ganze Hoffnung auf Biden. Doch was, wenn der Demokrat sich nicht durchsetzt?

Trump oder Biden das ist die Frage, die die amerikanischen Wähler beantworten müssen. EUropa setzt auf Biden, das ist klar.

Selbst in Brexit-Land Großbritannien könnte Trump keinen Blumentopf gewinnen, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Der Amtsinhaber würde, stünde er in UK zur Wahl, keinen einzigen Wahlkreis erobern.

Trump hat sich auf dem alten Kontinent derart unbeliebt gemacht, dass EU-Politiker kaum verhohlene Wahlempfehlungen für seinen demokratischen Rivalen abgeben. Sogar EVP-Fraktionschef Weber legt sich fest.

Er hoffe auf Biden, denn das sei einer, “mit dem man normal reden kann”, sagt Weber. Vor allem im Klimaschutz und bei Handelsfragen sei Biden der bessere Partner. Allerdings werde es auch mit ihm nicht leicht.

“Wenn man glaubt, dass sozusagen das alte Amerika zurückkommt, das uns beschützt, dann unterliegt man einer Illusion”, so der CSU-Politiker. Auch Biden werde amerikanische Interessen vertreten, sagte er mir.

Immerhin bekäme die EU mit Biden noch eine letzte Chance, das Verhältnis zu den USA zu kitten und den von Trump angerichteten Schaden zu beheben. Dies würde auch bei der “strategischen Autonomie” helfen.

Ratspräsident Michel hat die autonome Handlungsfähigkeit, die Frankreich seit langem fordert, im September zum EU-Ziel erklärt. Doch sehr weit gekommen ist man dabei nicht, wie der hilflose Umgang mit der Türkei zeigt.

Ein US-Präsident Biden würde Sultan Erdogan in die Schranken weisen und der EU wohl auch in anderen sensiblen Politikfeldern unter die Arme greifen. Von Trump wäre das nicht zu erwarten, ganz im Gegenteil.

Zur Not auch gegen die USA?

Wenn er wieder gewählt wird oder – trotz Niederlage – partout nicht aus dem Oval Office weichen will, wird es auch für EUropa ernst. Die EU müsste dann beweisen, dass sie zur Not auch gegen die USA bestehen kann.

Doch darauf ist sie nicht vorbereitet. Auch der deutsche Ratsvorsitz ist überfordert. Außenminister Maas und Verteidigungsministerin AKK setzen immer noch auf die transatlantische Partnerschaft.

Dabei waren die Beziehungen zu Washington noch nie so angespannt wie in den letzten Wochen, unter deutscher Führung…

Hinweis: Dieser Beitrag wurde zuerst in unserem Newsletter “Watchlist EUropa” veröffentlicht. Siehe auch “Transatlantisches Debakel unter deutscher Führung”