Lagarde hat recht (Update)

Sie denkt in globalen Zusammenhängen – im Gegensatz zu Kanzlerin Merkel

Die neue IWF-Chefin Lagarde hat die Länder der Eurozone aufgefordert, ihre Banken zu rekapitalisieren und die Budgetpolitik nicht nur aufs Sparen, sondern auch auf Wachstum auszurichten. Vor allem Deutschland müsse etwas für die Konjunktur tun, so die Nachfolgerin von Strauss-Kahn. Doch Berlin mauert – dabei rückt die Rezession immer näher. Deutsche Bank-Chef Ackermann fühlt sich sogar schon an die Finanzkrise 2008 erinnert…

Auch an den Märkten breitet sich die Angst wieder aus. Die Börsen starteten heute knietief im Minus, vor allem Bankwerte leiden. Denn was als Schuldenkrise in Griechenland begann, und im Sommer in eine Eurokrise überging, ist längst wieder bei den eigentlichen Urhebern angekommen: den Geldhäusern. Sie könnten, so warnt Lagarde, bei einer Ausweitung der Eurokrise ins Wanken kommen. 

Das räumt zwar auch Ackermann ein. Das gestiegene Pleiterisiko sei eine „Binsenweisheit“, sagt der Schweizer. Von einer staatlichen „Zwangskapitalisierung“ hält er jedoch gar nichts – dies würde private Investoren noch mehr verschrecken, sagte er auf einer Bankenkonferenz. Das klingt logisch, ist jedoch ziemlich pervers, wenn man bedenkt, dass die Deutsche Bank ihr Engagement in Griechenland und Italien bereits massiv zurückgefahren hat – und damit das Rückzugssignal für weitere Investoren gab. Ausgerechnet derjenige, der sein Geld als erster abzieht, warnt davor, andere könnten sich zurückziehen…

Wenig glaubwürdig ist auch die Haltung der Bundesregierung. Sie lehnt sowohl eine Rekapitaliserung der deutschen Banken als auch eine Stärkung der Binnennachfrage ab, wie sie Lagarde gefordert hat. Dabei ist offensichtlich, dass die deutschen Banken besonders anfällig sind (man denke nur an die Landesbanken). Auch die Exportwirtschaft läuft nicht mehr rund – ein wenig Hilfe für die Binnenkonjunktur könnte da nicht schaden…

Doch Lagardes Denken in globalen Zusammenhängen ist mit dem proviniziellen Denken einer Kanzlerin Merkel schwer zu vereinbaren. Merkels Ideal ist immer noch die „schwäbische Hausfrau“, die Geld für härtere Zeiten zurücklegt. Doch was ist, wenn der sauer ersparte Notgroschen futsch ist, weil die angeblich so sichere Bank zusammenbricht? 

Lagarde hat recht – doch Merkel will unbedingt recht behalten…

 

Nachtrag 6.9.11

Wie zu erwarten, lehnt es die Bundesregerung ab, auf Lagardes Vorstoß auc nur einzugehen. Alles sei rein hypothetisch, und darauf antworte man nicht, heißt es laut Reuters in Berlin. Hypothetisch? Der DAX geht in den Keller, das Wachstum tendiert gegen Null, doch wir deken nicht einmal über Gegenmaßnahmen nach?

 


 

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