Auch der Euro ist überbewertet

Eine Währung kann auch zu stark sein

Die Schweizer Nationalbank SNB wehrt sich gegen die Überbewertung des Franken und koppelt die Währung an den Euro. Der Euro-Kurs soll nicht mehr unter 1,20 Franken fallen, teilt die SNB mit. Die Europäische Zentralbank wollte diese überraschende Entscheidung nicht kommentieren; die SNB habe völlig unabhängig gehandelt. Dabei wäre eine Absprache durchaus sinnvoll – denn auch der Euro ist trotz der Schuldenkrise deutlich überbewertet.

Offiziell wagt dies zwar niemand zu sagen. In der EZB beißt man sich lieber auf die Zunge, statt über ein Wechselkursziel etwa zum Dollar zu sprechen. Doch in der EU-Kommission in Brüssel sorgt man sich schon seit langem um die Eurostärke bzw. Dollarschwäche. So gab Handelskommissar De Gucht zu Protokoll, der starke Dollar könne Europas Luftfahrtindustrie gefährden – vor allem Airbus klagt immer wieder über die Wettbewerbsverzerrung zugunsten der USA. 

Neuerdings wirbt auch Frankreichs Präsident Sarkozy für einen schwächeren Euro. Die Gemeinschaftswährung habe sich als „starke – zu starke – und stabile“ Währung erwiesen, sagte er laut FTD. In Frankreich hat das Klagen über die angebliche Überbewertung Tradition. Ex-Präsident Giscard d‘Estaing legt sich sogar auf einen Wunsch-Wechselkurs fest: ein Euro solle einen Dollar wert sein – und nicht rund 1,40, wie derzeit.

Für eine Abwertung des Euro spricht nicht nur die Schuldenkrise, die sich normalerweise in einer Schwächung an den Devisenmärkten auswirken müsste. Dafür spricht auch, dass ein schwächerer Euro den Krisenländern helfen würde, wieder wettbewerbsfähig zu werden. Die jahrelange Überbewertung des Euro trug mit dazu bei, dass Textilindustrie, Stahlindustrie, Werften und viele andere Produktionszweige nicht mehr mit der globalen Konkurrenz mithalten konnten. Darunter litt vor allem Südeuropa, während Deutschland seine Wettbewerbsfäigkeit durch Innovation und Lohnzurückhaltung erhöhte.

Dummerweise ist das Thema Wechselkurs nicht nur bei den „Währungshütern“ in Frankfurt, sondern auch bei der Bundesregierung in Berlin tabu. Deutschland hat zwar Höchstmarken für die Inflation, die Neuverschuldung etc. in die EU-Verträge aufnehmen lassen, zeigt sich gegenüber dem aktuellen Währungskrieg jedoch indifferent. Demgegenüber machen die USA keinen Hehl daraus, dass sie die anhaltende Dollar-Schwäche befürworten. Auch die Chinesen setzen ihre Währung unverhohlen als Waffe ein.

Die Schweizer können von Glück sagen, dass sie (noch) nicht von Berlin und Frankfurt abhängig sind…und die Deutschen, dass sie keine DMark mehr haben. Der würde es nämlich genauso ergehen wie heute dem Franken – sie wäre hoffnungslos überbewertet…


 

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