Kann man die Kriegsvorbereitungen abwählen?

Die Sicherung des Friedens ist das wichtigste Thema bei der Europawahl, heißt es im ARD-Deutschlandtrend. Da stellt sich doch die Frage: Kann man die laufenden Kriegsvorbereitungen abwählen?

Die Wahlberechtigten nennen laut “Tagesschau” an erster Stelle das Thema Friedenssicherung (26 Prozent, +4 im Vgl. zu Mai 2019). An zweiter Stelle folgt soziale Sicherheit (23 Prozent; +3), an dritter Stelle mit 17 Prozent (+5) Zuwanderung.

Doch so richtig ernst scheinen es die Befragten mit der Friedenssicherung nicht zu meinen. Denn in derselben Umfrage liegen CDU/CSU vorn, die noch mehr Waffen an die Ukraine liefern und alle Einsatz-Beschränkungen aufheben wollen.

Das paßt nicht recht zusammen – es sei denn, mit Friedenssicherung sei weitere Aufrüstung und noch mehr Abschreckung gemeint. Auf diesen Widerspruch geht die “Tagesschau” jedoch nicht ein. Sie stellt auch nicht die Frage, ob Krieg und Frieden überhaupt zur Wahl stehen.

Die SPD und das BSW versuchen, diesen Eindruck zu erwecken. SPD-Kanzler Scholz präsentiert sich als Friedenskanzler, BSW-Chefin Wagenknecht plakatiert ein suggestives “Krieg oder Frieden?”. FDP-Spitzenkandidatin Strack-Zimmerman wiederum will eine “Eurofighterin” sein.

Doch die Weichen sind längst gestellt – von den Staats- und Regierungschefs. Sie haben sich sowohl auf EU-Ebene als auch bilateral zur anhaltenden militärischen Unterstützung der Ukraine bekannt. Aktive Friedensbemühungen hat niemand versprochen – nicht mal Scholz…

Kann man die Kriegsvorbereitungen abwählen? Die Antwortet lautet Nein – leider.

Allerdings kann man immerhin noch Parteien wählen, die sich gegen die Kriegsvorbereitungen stemmen. In Brüssel wird das zwar nicht viel ändern, in Berlin aber womöglich schon. Scholz kann sich dann nach der Wahl nicht so leicht aus der Verantwortung stehlen…

Siehe auch “Häufig gestellte Fragen und Antworten (FAQ) zum Krieg in der Ukraine und der Haltung der EU

P.S. Laut “Handelsblatt” will die Nato die Hilfszusagen für die Ukraine verdoppeln – natürlich erst nach der Europawahl. Honni soit qui mal y pense…