Juncker steht zu Erdogan
„Wir müssen und werden Partner bleiben“: Mit diesen Worten hat Kommissionschef Juncker seine diskrete Begegnung mit dem türkischen Sultan Erdogan in Brüssel kommentiert. Details werden verschwiegen.
Nicht einmal zur Frage der Menschenrechte wollte sich Junckers Sprecher äußern. „Wichtige Fragen wurden diskutiert“ – das ist der einzige, überaus wortkarge Kommentar aus Brüssel zum Thema.
Aus Ankara hört man derweil mehr: Binnen zwölf Monaten wollen die EU und die Türkei neue gemeinsame Projekte angehen, melden regierungsnahe türkische Medien. Juncker hat nicht dementiert.
Der Kommissionschef hat bisher auch nicht darauf reagiert, dass Erdogan dazu übergegangen ist, einzelne EU-Länder zu sanktionieren – vor allem Österreich steht auf der Abschussliste.
Und das alles passiert zu einer Zeit, da die Türkei ganz offen in eine islamische Ein-Mann-Herrschaft umgebaut wird – und in der immer mehr türkische Demokraten nach Europa flüchten…
Macht nichts, Juncker ist sich der Rückendeckung aus Berlin sicher. Kanzlerin Merkel muckt zwar gerade ein wenig wegen der Bundeswehr-Soldaten in Incirlic auf.
Aber mit Erdogan will auch sie es sich nicht verscherzen – so kurz vor der Bundestagswahl….
Peter Nemschak
30. Mai 2017 @ 03:39
Internationale Politik ist Interessenpolitik und hat mit privaten Partner- und Freundschaften nichts zu tun: ein Spiel auf dem Schachbrett. Es gibt eben auch nicht-demokratische Partner, sogar illiberale und reaktionäre in den eigenen Reihen. Wenn jeder Staat versuchen würde, seine moralischen Vorstellungen – es gibt ihrer viele, wie auch dieser Blog beweist – auf der internationalen Bühne umzusetzen, gäbe es permanenten Krieg. Im Verhältnis Türkei-EU müssen Vor- und Nachteile ständig gegeneinander abgewogen werden. Was haben wir davon, wenn wir die Tür zur Türkei zuschlagen? Wir wollen doch miteinander im Geschäft bleiben, auch wenn wir uns periodisch öffentlich zanken. Außenpolitik von Staaten darf nicht mit Innenpolitik verwechselt werden, wo es darum geht, aus den Emotionen des Volkes politische Münze zu schlagen. Kein Wunder, dass sich Putin über Trump amusiert.
Oudejans
29. Mai 2017 @ 19:39
>>““Wir müssen und werden Partner bleiben”“
Ehe für alle jetzt!
Dixie Chique
29. Mai 2017 @ 13:45
Incirlic.. war da nicht was? Ach ja, das ist doch der weltweit größte Drogenumschlagplatz aller Zeiten. Gut, daß auch die NATO jetzt offiziell ihre Transportflugzeuge zur Verfügung stellt. C-130? Oder doch die wendigeren C-146A? Zynismus aus.