Jetzt wird’s undurchsichtig (II)
Wie geht es weiter in Griechenland? Gleich drei aktuelle Artikel zeichnen ein düsteres Bild der Lage. Allerdings widersprechen sie sich in wesentlichen Details.
Auf “Channel Four” gibt P. Mason einen Einblick in die Lage in Athen. Die Regierungspartei Syriza sei wegen der harten Haltung der Gläubiger zerrissen, die EZB habe die letzten Investoren vertrieben.
In der “Süddeutschen” malt C. Gammelin in einem ihrer wohl letzten Beiträge aus Brüssel schwarz. Es sei unmöglich, in Athen einen kompetenten Ansprechpartner zu finden, eine Einigung sei deshalb unmöglich.
Und dann wäre da noch die “taz”, für die ich bekanntlich schreibe. Meine Einschätzung: Es sind vor allem die Gläubiger, die sich keinen Millimeter bewegen und mit Pleite-Drohungen Druck machen.
Fest steht, dass auch die EU-Kommission langsam vom Glauben abfällt. Juncker will Athen bei der Stange halten, sein Vize Dombrovskis droht. Die Lage ist undurchsichtiger denn je… – Mehr zur Schuldenkrise in Griechenland hier
Peter Nemschak
16. April 2015 @ 09:37
@ Andres Müller Die Griechen werfen sich selbst aus dem Euroraum. Die derzeitige sozialistische Regierung ist ebenso reformunwillig wie die italienische und französische, welche Frankreich in die Arme des Front National treibt. Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro wäre vielleicht ein Weckruf für andere reformunwillige Regierungen.
Andres Müller
15. April 2015 @ 23:53
Der transatlantische Propaganda -Journalismus (wie er sich zum Beispiel auf n-tv.de formuliert) versucht vermehrt das Pendel in Richtung Staatsinsolvenz zu drehen. Ich tippe darauf dass man die Griechen nun tatsächlich fallen lässt, zumal man den Kollaps danach den Sozialisten runterjubeln würde (die zuvor ja gar nicht in entscheidenden Phasen der Krise mitverantwortlich zeichnen). Eine Rechtsregierung hätte man vermutlich weiterhin gestützt.
Nun glaube ich das ein Bankrott der Griechen sich im nachherein für die griechischen Bürger nicht als noch grössere Katastrophe herausstellen dürfte, der Versuch die Sozialisten zu belasten dürfte ziemlich sicher fehlschlagen ( sofern man nicht aus Missgunst oder sogar Hass gegenüber der griechischen Regierung noch mehr Porzellan zerschlägt als nötig wäre).
Peter Nemschak
15. April 2015 @ 08:41
Es wäre wahrscheinlich vernünftig, würde die EU zumutbare Reformvorschläge an die Griechen schicken und diese sie als die eigenen zurückschicken. Dass am untersten Ende der sozialen Leiter Erleichterungen (Beispiel:Krankenvorsorge!) getroffen werden muss, ist klar. Allerdings können die Wahlversprechen der jetzigen griechischen Regierung angesichts der finanziellen Lage nicht eingelöst werden. Griechen, die das nicht wahrhaben wollen, ist nicht zu helfen.
DerDicke
15. April 2015 @ 07:46
Die EU ist ein Projekt der politischen und wirtschaftlichen Eliten und an der Bevölkerung vorbei realisiert. Das kann so auf Dauer nicht gut gehen. Es wurde sprichwörtlich auf Sand gebaut, und in diesem Sand versinkt das Projekt langsam.
Peter Nemschak
15. April 2015 @ 14:16
Man soll das Kind nicht mit dem Bad ausgießen. Im Großen und Ganzen funktioniert die EU recht gut, auch wenn manches durchaus verbesserungswürdig ist. Was heißt an der Bevölkerung vorbei? Die Akteure sind demokratisch gewählte Repräsentanten des Volkes.