IWF: Niederlande wie Peripherie
Die Krise hat den Kern erwischt, diese Erkenntnis setzt sich immer mehr durch. Nun auch beim IWF: in einem aktuellen Bericht vergleicht der Fonds die Lage Hollands sogar mit der in der „Peripherie“.
Hier ein Auszug aus dem Papier:
The Netherlands’ track record of robust public finances and status as a safe haven are attributes of the euro area (EA) AAA countries. However, the economy faces many of the challenges of the periphery economies, including headwinds from a highly indebted household sector, significant financial sector stresses, declining real estate prices, and weak domestic demand.
Here we are: Trotz der Exportüberschüsse leidet Holland unter schwer verschuldeten Haushalten, einer Bankenkrise, einer Immobilienkrise und schwacher Binnennachfrage.
Am wichtigsten sei es jetzt, das Wachstum wiederherzustellen, empfehlen die IWF-Experten. Insofern lag Finanzminister Dijsselbloem richtig, als er beschloss, die Sparziele aufzuschieben – und den deutschen Sparkurs zu verlassen.
Ich frage mich nur, wann er seine Politik in der Eurogruppe erklärt, der er ja bekanntlich immer noch vorsteht… – Mehr zum Thema hier
Johannes
18. Mai 2013 @ 22:05
Ist doch super, der Norden Europas wird jetzt so wie der Süden, ist doch dann alles perfekt, der Euro soll doch eher so sein wie der Süden es will und nicht so, wie es der Norden und die Verträge es wollen. Die Eurokrise ist damit bald vorbei, wenn Deutschland dann endlich auf Augenhöhe zum Süden ist. Wir brauchen noch mehr Abschwung in Deutschland, das ist das Ziel was ich immer wieder hören, Norden und Süden müssen sich annähern, das passiert jetzt, also seit doch endlich zufrieden, bald ist der Norden so wie der Süden 😉
Andres Müller
18. Mai 2013 @ 14:37
Die Niederlande sind eine Blaupause für das was in Zukunft auch auf Deutschland zukommen wird. Trotz Exportüberschüssen wird es auch für die Deutschen schwieriger die Entwicklungen im Binnenmarkt (depressive Stagnation) so zu übergehen wie in der Vergangenheit. Die Gelddruckerei der Notenbanken wird ein immer grösseres Ungleichgewicht zwischen hohen und tiefen Einkommen auslösen, nun muss auch die oberste Mittelschicht bluten. Die Gewährung von Krediten um das System durch Schulden am laufen zu halten ist an Grenzen angelangt.
Die Vorgänge in Europa und den USA sind in diesem Punkt vergleichbar, die Notenbanken füttern u.a. den spekulativen Hochfrequenzhandel mit gewaltigen Spiel-Summen, welche die Börsenmärkte zum crash up boom getrieben haben und dann beim Zusammenbrechen wohl die Bestände vieler Pensionskassen gefährden. Das Finanzssystem ist nur noch nicht zusammengebrochen, weil sich Fiat Money sehr stark aufblähen lässt, Geld bezieht seine Zahlungskraft alleine aus dem Glauben an den Staat und der Medienberichte. Früher konnte man Geld direkt in Werte wie Gold umwandeln, wieviel Gramm, das stand auf jeder Banknote. Die staatlichen Institutionen sind ungleich mächtiger als jene vor hundert Jahren, daher können die Notenbanken noch eine Weile die Geldschwemme an die obersten 1% fortsetzen, bevor dann der Zusammenbruch kommt.
Der Glaube an die Institutionen ist aber (sagen auch Studien) am Erodieren, denn die Umverteilung trifft immer mehr Menschen. Die Schwächsten traf es zuerst, danach folgen immer mehr auch jene Mensch die sich potentiell auch wehren könnten. Ich vermute der Kick zum Zusammenbruch wird dann aber nicht in Europa oder den USA ausgelöst, sondern er wird voraussichtlich aus Asien und den „emerging Markets“ kommen. Von vielen Beobachtern kaum bemerkt, findet derzeit eine gewaltige Umverteilung der Rohstoffressourcen statt, wo am Ende Papiere im Westen gegen physische Werte im Osten stehen werden, was dann an der Glaubwürdigkeit von Handelssystemen wie der COMEX und den westlichen Aktienbörsen zehren wird.Der gesamte Westen ist Subprime geworden, da fehlt nur noch der externe Funken der das übervolle Fass zum platzen bringt.
ebo
18. Mai 2013 @ 14:51
@Andres
Ganz so schwarz würde ich nicht sehen. Aber im Immobiliensektor bahnen sich auch in Deutschland Probleme an, der Bankensektor steht gar nicht gut da (der dt. Bankenrettungsfonds verschlang fast so viel wie ganz Euroland), und die Wiederbelebung Japans könnte auch unseren Exporteuren Probleme bereiten… Für mich entscheidend ist, dass selbst Exportnationen wie NL nicht von der Krise verschont bleiben. Dabei versuchen D und NL derzeit mit aller Macht, ganz Euroland auf Wettbewerbsfähigkeit und Export zu trimmen…
mira
18. Mai 2013 @ 18:12
Mann , du hast echt keine Ahnung wovon du redest ebo.
Wo bahnen sich denn bitte Probleme im Immobiliensektor an? Deine sachunkundige Exportdenunzierung hat wirklich nichts mit der Realitaet zu tun, aber es scheint ja voellig zwecklos zu sein dass zu erklaeren. Und dann noch: die Steigerung der Wettbewerbsfaehigkeit ist schlecht, oder was? Dass NL eben nicht wie die Peripherie ist, liegt wohl auch daran, dass es ueber eine wettbewerbsfaehige Industrie und hohe Nettoersparnisse verfuegt. Und dann vergiss mal bitte nicht, dass der Soffin erheblich fuer die vergleichsweise gute Finanzstabilitaet in Deutschlands sorgt und somit Europa immens hilft (wenn die Franzosen und Spanier fuer ihre Pleitebanken einstehen muessten, dann waere hier die Hoelle los und der Euro laengst Geschichte)
Ebo ernsthaft, besorg dir doch bitte mal ein Buch ueber Wirtschaft. Sowas wie “ Oekonomie fuer Dummies“, oder aehnliches. Diesen Dummseich hier kann man sich ja nicht mehr antun.
Andres Müller
19. Mai 2013 @ 19:33
Für Deutschland sehe ich langfristig sogar sehr schwarz. Wenn ich von Deutschland spreche, so meine ich damit die 90% -Basis und nicht die reichen Eliten. Der Kurs der Deutschen geht weiterhin auf Abbau der Mittelschicht, um den Wettbewerb beim Export zu gewinnen. Doch die Wettbewerbsfähigkeit hat ihren Preis, nämlich die Selbstversklavung und Destablisierung der Demokratie, bis man vielleicht mit Chinas Foxconn Fabriken mithalten kann -was Einkommen und Lebensumstände anbetrifft. Die Deutschen sind bekannt dafür viel zu lange soziale Fehlentwicklungen zu tolerieren und sich „für einen vermeindlich guten Zweck“ selbst zu kasteien. Die Deutschen überlegen sich nicht, können wir den Wettbewerb mit „chinesischen Kohlefabriken“ überleben, man fragt sich nur ob man gewinnen kann. Natürlich kann man gewinnen, wenn man die Selbstaufgabe nicht als Hindernis betrachtet, und wenn man bereit ist für den (Wirtschafts) -Führer(Spekulanten) auch die letzte Hose runter zu ziehen.
Andres Müller
20. Mai 2013 @ 00:12
Nur um meine Aussage noch mit Zahlen zu verdeutlichen:
http://www.oecd.org/berlin/presse/einkommensungleichheitnimmtoecd-weitzuindeutschlandbesondersschnell.htm
„Einkommensungleichheit nimmt OECD-weit zu – in Deutschland besonders schnell“
Das ist das Geheimnis des erkämpften Wettbewerbsvorteils, er geht zu Lasten der 90% Basis Bevölkerung. Langfristig ist das derart schädlich für den Binnenmarkt, dass ich dem Land einen schwierig wieder rückgängig zu machenden kollektiven sozialen Abstieg prognostiziere. Für die EU bedeutet das, es macht mir keinen Sinn ein Konstrukt am Leben zu erhalten welches massiv Ungleichverteilung generiert. Schuld daran ist die Politik, und hier sehe ich keinerlei Umdenken bei den Eliten -falsche Excel Berechnungen hin oder her.