In drei Minuten zum Steuergeschenk
Die EU-Kommission boykottiert den Prozess gegen die Whistleblower von “LuxLeaks”. Weder Präsident Juncker noch Wettbewerbskommissarin Vestager wollen aussagen. Umso mehr plaudern die Angeklagten.
Nach dem französischen Enthüller Deltour hat nun auch ein ehemaliger Mitarbeiter der Consultingfirma PwC ausgesagt. Seine Angaben zeigen, wie leicht es in Luxemburg war, Steuern zu sparen.
Jeden Mittwoch habe PwC dem Fiskus 40 bis 50 Anträge für einen Steuervorbescheid – sprich: Steuererlass – vorgelegt. In nur drei Stunden wurden sie “geprüft”, also mit dem Behördenstempel versehen.
Und das war’s dann auch schon. Jeder Antrag, der meist mehre hundert Seiten umfasste, sei in kaum mehr als drei Minuten bewilligt worden, berichtete der ehemalige PwC-Mitarbeiter.
Von all dem will Juncker nichts gewusst haben. Auch heute noch tut er so, als ginge ihn all das nichts an. Dabei zeigt der Prozess, wie die Steuerflucht in EUropa organisiert wurde – und wird…
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Peter Nemschak
30. April 2016 @ 17:27
Erstaunlich, dass in mehreren Jahrzehnten bis vor kurzem niemand daran Anstoß genommen hat. Auch die Kapital- und Steuerflucht aus Italien in die Schweiz war jahrzehntelang bekannt, wurde aber nie breit skandalisiert, ebenso wenig der Umstand, dass noch vor 20 Jahren an ausländische Amtsträger im Zusammenhang mit Exportgeschäften bezahlte Bestechungsgelder in Österreich von der Steuer abgesetzt werden konnten. Offenbar gilt auch hier: tempora mutantur, weniger was die Moral, mehr was die moralische Entrüstung betrifft.