Gnadenlose Gläubiger

Griechenland kämpft an zwei Fronten: Gegen die Schulden- und die Flüchtlingskrise. Sein Land sei damit überfordert, warnt Premier Tsipras. Doch die Gläubiger kennen keine Gnade, sie fordern Planerfüllung.

50.000 Aufnahmeplätze für Flüchtlinge schaffen und gleichzeitig tausende Griechen aus ihren Wohnungen und Häusern werfen, weil sie die Kredite nicht bedienen: Das und noch viel mehr fordert die EU von Athen.

Wobei die EU hier wie eine Hydra mehrere Köpfe hat. Für die Flüchtlinge ist die EU-Kommission zuständig, für die Reformauflagen die Eurogruppe, für die Bewertung die Troika, und das letzte Wort hat – Deutschland.

Damit ist nicht nur Finanzminister Schäuble gemeint, der schon erklärt hat, wegen der Flüchtlingskrise gebe es keinen „Rabatt“ bei den so genannten „Meilensteinen“ zur „Reform“ des griechischen Staates.

Schulz redet wie Schäuble

Sondern auch Parlamentspräsident Schulz. Im Europawahlkampf forderte der SPD-Mann noch einen Marschallplan für Griechenland, jetzt beharrt er genauso eisern wie Schäuble auf Vollzug.

Die gnadenlose Haltung der Gläubiger – also vor allem Deutschlands – könnte dazu führen, dass die Eurokrise um Griechenland in den nächsten Tagen wieder eskaliert.

Denn die Eurogruppe hält nicht nur eine fällige Tranche der Hilfskredite zurück. Sie droht sogar damit, die dringend nötige Rekapitalisierung der griechischen Banken zu verzögern.

15 Mrd. Euro mal so eben gestrichen

Von den dafür vorgesehenen 25 Mrd. Euro sollen überhaupt nur 10 Mrd. ausgezahlt werden (was passiert mit dem Rest?). Und auch das nur, wenn Tsipras die Zwangsvollstreckungen exekutiert.

Für alle Fälle haben die Gläubiger schon mal ein Folterinstrument vorgezeigt: Man könne auch ein „Bail-in“ bei den notleidenden Banken vorsehen, also Besitzer und Großsparer zur Kasse bitten.

Es wäre das Zypern-Szenario, von dem Eurogruppenchef Dijsselbloem schon oft gesprochen hat. Oder auch das Crash-Szenario – denn es war von Anfang an klar, dass Athen die Auflagen nicht erfüllen kann.

Doch kann sich die EU eine Pleite und den Rauswurf Griechenlands aus dem Euro leisten – ausgerechnet jetzt, wo Hellas zu einem riesigen Auffanglager für Flüchtlinge ausgebaut werden soll?

Siehe auch: „Dieser Deal ist eine Falle“