Französisch-italienische Krise: Gestern undenkbar, heute Realität
Zwischen Italien und Frankreich hat sich einiges angestaut. Nun hat Paris die Reißleine gezogen – und seinen Botschafter aus Rom abberufen. Bisher war ein solches Vorgehen in der EU undenkbar – nun ist es bittere Realität.
“Das hat es seit dem Krieg nicht mehr gegeben.” Mit diesen Worten kommentiert das Quai d’Orsay in Paris den Abzug des Botschafters in Rom. Die “unbegründeten Attacken” machten diesen Schritt nötig.
Frankreich sieht in dem jüngsten Treffen des italienischen Vize-Regierungschefs Luigi Di Maio mit “Gelbwesten” in Paris eine “Provokation” und eine Einmischung in seine Innenpolitik.
Der Politiker der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung hatte sich am Dienstag mit mehreren Kandidaten der Protestbewegung getroffen, die für die Europawahl Ende Mai antreten wollen.
Die “Gelbwesten” fordern den Rücktritt von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Die Fünf Sterne wiederum paktieren mit der rechten Lega und dem ausländerfeindlichen Innenminister Matteo Salvini.
Es ist also eine bizarre Querfront, die sich da herausgebildet hat – und Frankreich offenbar so sehr nervt, dass es nun zum diplomatischen Eklat gekommen ist. Aber Paris ist nicht allein.
Auch zwischen Brüssel und London liegen die Nerven blank. Oder zwischen Budapest und Berlin. Und zwischen Warschau und Brüssel. Es herrscht ein kalter Krieg in Europa, und das kurz vor der Europawahl…
Was macht die “Friedensunion” EU eigentlich sonst noch so?
Siehe auch “Salvini setzt auf Macrons Sturz”
Erich Ganspöck
9. Februar 2019 @ 10:14
Salvini ist nicht “ausländerfeindlich” sondern möchte Italien vor der Flut von illegalen Zuwanderern schützen!!
Aber da er nicht “links” steht wird ihm alles Schlechte angehängt. Hat man das “ausländerfeindlich” auch von der spanischen Linksregierung gehört, als sie – nach der publikumswirksamen Anlandeerlaubnis für 100 Illegale – dann doch kein weiteres Schiff mehr anlanden ließ??
Baer
9. Februar 2019 @ 07:50
Ganz einfach,die Schafe haben den Pelz abgelegt,zum Vorschen kommen die Wölfe.
Die EU ist gescheitert,bestenfalls wird sie es ,und das ist gut so.
Allerdings wird es ziemlich schmerzhaft.
Wolf-Dieter Busch
8. Februar 2019 @ 21:29
„Der Politiker der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung hatte sich am Dienstag mit mehreren Kandidaten der Protestbewegung getroffen“ – ob es wohl ohne das Pejorativ „populistisch“ ginge? Das wäre nett. Egal ob „populistisch“ oder „paternalistisch“ – ich kann ausgezeichnet selbständig denken (und ziehe es auch vor).
Peter Nemschak
9. Februar 2019 @ 13:06
Haben Sie etwa eine besondere Affinität zu den politischen Rändern, sei es Links- oder Rechtspopulismus?
Holly01
7. Februar 2019 @ 17:25
Erstaunlich. Man könnte ja meinen der europäische Frühling hält sich an den Kalender 2019.
Eine Gebrabbel über die DB und nun wird eine angebliche Bankenkrise, aus einem Stresstest mit ganz ungewöhnlichen Vorgaben, abgeleitet.
Zwischenstaatliche Auseinandersetzungen gepaart mit dem Brexit das ist doch sehr erfrischend.
Eine komplett Blockade.
Ich glaub ich hol mir zum Popcorn noch einen großen Vorrat Cola.
Das wird ja spannend. Geschichte. Wir sind live dabei.
vlg
Peter Nemschak
8. Februar 2019 @ 09:26
Trump ist ein Trendsetter für international diplomatisch schlechtes Benehmen. Kein Wunder, wenn es ihm die italienischen Populisten nachmachen. Das Ochlokratische ist derzeit Mode.