“Flüchtlingskrise verschärft Eurokrise”
Die Flüchtlingskrise ist wirtschaftlich kein Problem, heißt es in Brüssel. In Berlin wird sie sogar als Lösung der demographischen Probleme Deutschlands gesehen. Doch Wirtschafts-Nobelpreisträger Deaton widerspricht.
Da die Eurokrise noch nicht überwunden sei, könne die Flüchtlingskrise die wirtschaftliche Lage in Europa “noch viel schlimmer machen”, so Deaton nach Angaben von Bloomberg.
Der Experte nennt zwei Gründe: Zum einen sei das Wachstum zu schwach, um die neuen Herausforderungen zu meistern. In Euroland liegt es immer noch einen Prozentpunkt unter den USA.
Zum anderen würden die Flüchtlinge die Kluft zwischen Arm und Reich verschärfen. Sie gilt vielen Experten als Hauptgrund, dass die Rückkehr zu einem nachhaltigen und sozial ausgewogenen Wachstum ausbleibt.
Da ist was dran – vor allem, wenn man bedenkt, dass die Bundesregierung jetzt auch noch die Regel aufheben will, wonach deutsche und europäische Arbeitssuchende Vorrang haben.
Wenn die Syrer schnell und ohne Prüfung einen Job bekommen, werden sie nolens volens die Löhne auf dem deutschen Arbeitsmarkt drücken und die soziale Spaltung verschärfen – oder?
Mehr zur Flüchtlingskrise hier, zur Eurokrise hier
Klaus Müller
13. Dezember 2015 @ 12:16
Das ist nicht die automatische Konsequenz. Wenn sie z.B. zu Tarifbedingungen oder Mindestlohn beschäftigt werden muss das nicht zwangsläufig der Fall sein. So sind in diesem Jahr viele neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für einheimische Arbeitskräfte entstanden als für neu Zugewanderte – aber auch denen nahm die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung überproportional zu. Das kann so weiter gehen, aber man muss auch was dafür tun.
ebo
13. Dezember 2015 @ 12:20
Stimmt, allerdings drängen die Arbeitgeber bereits auf eine Aufweichung. Und dass die meisten Syrer eher in Niedriglohngruppen arbeiten werden (wenn überhaupt) ist wohl auch klar…
Claus
11. Dezember 2015 @ 17:11
Die soziale Spaltung wird sich ganz sicher verstärken, wobei den typischen Bahnhofs-Willkommensklatschern und „Refugees Welcome“-Protagonisten noch immer nicht bewusst zu sein scheint, wofür sie letztendlich auftreten. Sie gehören oft selbst zu der Gruppe, die von einer weiteren Erosion des Niedriglohnsegmentes direkt betroffen sein wird. Die Erkenntnis darüber dürfte sich aber bald einstellen.
Und wenn in Berlin die Einwanderung sogar als Lösung der demographischen Probleme Deutschlands gesehen wird, ist sie hierfür nicht kosteneffizient. Unabhängige Schätzungen halten es inzwischen für denkbar, dass die derzeitige Einwanderung nach Deutschland, setzt sie sich fort wie jetzt, einschließlich aller Nebenkosten den deutschen Bundeshaushalt mit Beträgen bis zu 100 Milliarden Euro PRO JAHR belasten könnte. Woher soll das Geld kommen und wem wird es fehlen? Und wenn es zum guten Teil konsumtiv in den Sozialtransfer geht, woher soll dann Wachstum und Wertschöpfung kommen? Lässt sich das mit neuen Schulden finanzieren, und was passiert, wenn die Zinsen hochgehen?
Diesen Betrag – oder nur einen Teil davon – in die Familienförderung, in den Lohnersatz und Rentenausgleich für erziehende Mütter, in die Kinderbetreuung und in bezahlbares Wohnen investiert – und in den deutschen Schlafgemächern könnte mal wieder so richtig Stimmung aufkommen!
Da wäre sogar noch etwas für Bildung und Forschung übrig (Bundeshaushalt 2016: 16,4 Mrd. Euro)
Peter Nemschak
10. Dezember 2015 @ 13:29
Im Niedriglohnsegment hat Deaton recht. Nur: wie erklärt er die bessere Wachstumsentwicklung in den USA, wo die Einkommensungleichheit viel größer als in Europa ist.
DerDicke
11. Dezember 2015 @ 07:42
Was wächst denn in den USA außer den Auslandsschulden? Das BIP auf dem Papier dank hedonistischer Berechnung. Die “not in labor force”. Der Anteil der faulen Kredite.
GS
11. Dezember 2015 @ 13:57
Wenn Du das Wachstum pro Kopf berechnest, hast Du einen Großteil der Wachstumsdifferenz schon erklärt.
Paul Prochazka
14. Dezember 2015 @ 17:29
Wachstum (BIP) ist hauptsächlich die Veränderung von Volkseinkommen (Verteilungsseite). Wenn die Reichen reicher werden, wächst das Volseinkommen, und auch BIP.