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  1. Thomas Damrau
    4. Dezember 2022 @ 11:28

    Wenn es so einfach wäre, „den Ölpreis am Weltmarkt zu bestimmen“, fragt sich der erstaunte Bürger (=ich), warum der Westen das nicht schon seit 50 Jahren praktiziert.

    Im Ernst, mehrere mögliche Effekte (oder eine Kombination aus ihnen) sind möglich:
    1) Die Maßnahmen schießen über das Ziel hinaus, die Ölmärkte geraten durcheinander, das Ölangebot verknappt sich und die Preise steigen entsprechend. Dann kann die EU die Preise runter-subventionieren (mit welchem Geld?) oder den massiven Unmut in der Bevölkerung riskieren. (Hohe Spritpreise neben hohen Gas- und Strom-Kosten mag ein Hoch zuviel sein .)
    2) Die Maßnahmen wirken und die Öl-Routen verlaufen wie bisher, nur dass Russland geringere Einnahmen hat.
    3) Der Markt funktioniert (was sich die marktliberale Kommission ja immer wünscht), die Öl-Routen sortieren sich neu, Russland verkauft (für über $ 60) über alternative Vertriebswege an andere Staaten und die OPEC nutzt ihr Monopol, um den Öl-Preis für die EU deutlich nach oben zu treiben – schon allein, um dem neuen „Käufer-Kartell“ die Macht des „Anbieter-Kartells“ vor Augen zu führen. Ähnliches Problem wie bei Effekt 1).
    4) Das Transport-Geschäft mit Öl ist so undurchsichtig, dass die EU-Maßnahmen mit mittlerem Aufwand umgangen werden können.

    Keiner dieser Effekte wird den Ukraine-Krieg stoppen – die Kollateral-Schäden sind schwer vorhersehbar. Also ein klarer Fall von „Muskeln spielen lassen, die man nicht hat“.

    Nur die USA als (Fast-)Selbstversorger können entspannt zuschauen.