“EU fördert Dumping aus China”
Mehr als 5000 Stahlarbeiter aus ganz Europa haben in Brüssel gegen Dumping aus China protestiert. Ihr Protest legte zeitweise das Europaviertel lahm – er richtet sich explizit gegen die EU-Kommission.
Die Brüsseler Behörde diskutiert nämlich darüber, China als Marktwirtschaft anzuerkennen. Die China-Fans in der Kommission hätten beinahe schon gesiegt – nun geht die Debatte weiter.
“Wie kann man der größten Planwirtschaft der Welt den Marktwirtschaftsstatus verleihen und damit Millionen europäischer Jobs riskieren?” So fragen nun die Lobbyisten vom Stahlbündnis AEGIS.
Nach Stahl, Aluminium und Solar kämen bald Chemie, Keramik, Maschinenbau und die Automobilindustrie an die Reihe, wenn Chinas Dumping kein Einhalt geboten wird, warnten die Demonstranten.
Die Kommission schwieg. Mit einer Entscheidung wird erst in einigen Wochen gerechnet. – Mehr zu China hier
Reinard
15. Februar 2016 @ 20:48
Muss man dran erinnern, dass “im Westen” Kapitalismus herrscht? Und dass der sich immer die für seine Betreiber immer beste Lösung raussucht? Und zwar nicht erst, seit China zu einer Weltmacht aufsteigt, Ob’s uns passt oder nicht.
Peter Nemschak
16. Februar 2016 @ 06:14
Nicht nur im Westen, auch in China, mit wenigen Ausnahmen überall; hat sich offenbar bewährt.
Claus
15. Februar 2016 @ 19:29
Die Politik verhält sich auch hier unverständlich – so leistet Deutschland m.W. immer noch jährlich rund 280 Mio. Euro Entwicklungshilfe an das inzwischen hochentwickelte Land China, und besonders die rot-grüne NRW-Landesregierung will da nicht knickerig sein und legt für sich noch einmal ein paar Milliönchen Euro pro Jahr drauf – vermutlich sehr zur Freude der in NRW ansässigen und steuerzahlenden Stahlkocher, um hier beim Thema zu bleiben.
Was zudem bedenklich stimmt ist, dass europäische Unternehmen inzwischen sehr viel wertvolles Know-How in High-Tech-Schlüsselbereichen wie Luftfahrt, Bahntechnik, Werkzeugmaschinen- und Anlagenbau an China weitergereicht und den Bau von Fabriken für Produkte unterstützt haben, die bereits jetzt oder demnächst im direkten Wettbewerb zu europäischen und deutschen High-Tech-Produkten stehen. Häufig gehört dies ja zu den Paketgeschäften, um in China ins Geschäft zu kommen. Da bleibt zu fragen, was passiert, wenn China technogisch weiter aufholt, der Wettbewerb sich verschärft und es europäischen Unternehmen schwieriger wird, die technologische Führung zu behalten.
kaush
15. Februar 2016 @ 17:46
Da haben die Demonstranten völlig recht. Zumindest was den Bereich Chemie betrifft kann ich dem zustimmen.
Die Konkurrenz auch China tritt mit Marktpreisen auf, die deutlich unter unseren Herstellkosten liegen.
Selbst mit deutlich niedrigeren Lohn- u- Energiekosten sind diese Preise nicht zu erklären, wenn man denn Geld damit verdienen wollte.
Die Preise der Chinesen sind politisch motiviert. Entweder um die europäische Konkurrenz zu vernichten und / oder die eigenen Bürger in Arbeit zu halten, damit von denen keiner auf dumme Gedanken kommt.
Entsprechend hat der Konzern für den ich arbeite, eine Anti-Dumping-Klage bei der EU eingereicht. Ohne Erfolg und das wird Arbeitsplätze kosten.
Wir passt das zum Ziel der Reindustrialisierung???
“…Die EU hat sich mit ihrer ‚Europe 2020’-Agenda im Jahr 2013 zum Ziel gesetzt, Europa zu reindustrialisieren und die Wertschöpfung des industriellen Sektors in Europa bis 2020 wieder von rund 15% auf 20% des BIP zu steigern. So wie die Kommission operiert, könnte die Industrie in Europa bis zu diesem Zeitpunkt ganz ins Museum gehören.”
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/02/11/eu-ignoriert-warnungen-europas-stahl-industrie-droht-das-ende/
Das Handeln der EU führt zur Deindustrialisierung in Europa.
Peter Nemschak
15. Februar 2016 @ 19:55
Voll dafür, wenn die EU entsprechend die Strafzölle erhöht und sehe keinen Grund zuzuwarten. Allerdings wäre eine Überreaktion, wie sie alle Lobbies gerne hätten, zu vermeiden.
Peter Nemschak
15. Februar 2016 @ 16:57
Was passiert, wenn eine Marktwirtschaft des Dumping überführt wird? Ich vermute, dann gibt es seitens der geschädigten Länder die Möglichkeit Strafzölle einzuheben. Warum sollte man generell China den Status einer Marktwirtschaft verweigern?