EU-Chefs feiern Monarchie und Nationalismus
Die Chefs der drei EU-Institutionen predigen Demokratie und die Überwindung des Nationalstaats – und feiern Monarchie und Nationalismus in Großbritannien und in der Ukraine.
Am Samstag haben von der Leyen, Michel und Metsola der Krönung von Charles III. in London beigewohnt – und der Monarchie in einem Land gehuldigt, das gerade aus der EU ausgetreten ist.
Warum?
Warum müssen alle drei EU-Chefs antreten, hätte nicht eine/r genügt? Was macht die Präsidentin des Europaparlaments am Hofe einer umstrittenen Erbmonarchie?
Und was soll die Sonderbehandlung der Briten? Bei Krönungen in EU-Staaten waren die Drei nicht dabei. Spanien, Belgien und die Niederlande dürften sich ärgern…
Aber es geht nicht nur um Royalismus und Monarchie. Es geht auch um Nationalismus und Bigotterie.
Charles III. ist schließlich auch Repräsentant des britischen Empires und seiner Kolonien. Schottland und Nordirland können ein Lied davon singen, die Falklands auch…
Was soll’s, der Falkland-Krieg ist vergessen und vergeben. Und Nationalismus ist längst wieder hoffähig in der EU, die einst die Nationalstaaten überwinden wollte.
Beweis fällig? Man denke nur an die Huldigungen, die von der Leyen, Michel und Metsola bald täglich auf Selenskyj ausbringen: “Slava Ukraini…”
KK
8. Mai 2023 @ 13:50
@ Kleopatra:
„3) Die EU muss Wert auf gute Beziehungen auch zu solchen Nachbarländern legen, die aus freier Entscheidung der EU nicht angehören – oder, wie im Fall Großbritanniens , gemäß den Verträgen aus freier Entscheidung ausgetreten sind.“
Nun, diese „frei Entscheidung“ war äusserst knapp mit 51,x% – und viele, die damals für den BREXIT gestimmt hatten, haben das inzwischen bedauert, weil sie von ihren Politikern um Boris Johnson und Nigel Farrage in Komplizenschaft mit der Murdoch-Presse hinsichtlich Bedeutung und Konsequenzen massiv belogen worden sind!
Das nennen Sie noch eine „freie Entscheidung“?
Kleopatra
8. Mai 2023 @ 08:05
1) Eine Erbmonarchie ist mit einer Demokratie durchaus zu vereinbaren. Die Entscheidung, ob sie eine Monarchie als Staatsform für sinnvoll halten, überlassen wir am besten den Briten selbst. (Im 17. Jhd. haben sie sie kurzzeitig abgeschafft und bald darauf wieder eingeführt).
2) M.W. ist Großbritannien die einzige Monarchie in Europa, die eine Krönung in traditioneller Form durchführt, während die anderen sich auf die Vereidigung des Monarchen auf die Verfassung im Parlament beschränken. Somit gibt es keinen Anlass, von einer Brüskierung Spaniens, Belgiens, der Niederlande … zu reden.
3) Die EU muss Wert auf gute Beziehungen auch zu solchen Nachbarländern legen, die aus freier Entscheidung der EU nicht angehören – oder, wie im Fall Großbritanniens , gemäß den Verträgen aus freier Entscheidung ausgetreten sind. Dazu gehört, derartige Anlässe durch die Anwesenheit hoher eigener Vertreter zu würdigen.
4) Der Falklandkrieg wurde nicht von Großbritannien begonnen, sondern von der Militärdiktatur in Argentinien, die dachte, sie bekäme einen billigen Propagandaerfolg; Großbritannien hat lediglich auf einen militärischen Angriff geantwortet. Die Falklandinseln sind fast schon so lange britisches Territorium, wie der argentinische Staat existiert. Wollen Sie solche Kriege wie den Falklandkrieg der argentinischen Junta rechtfertigen? Für Argentinien ergab sich übrigens als positives Resultat der Sturz der Militärdiktatur, zu dem es ohne den britischen Sieg nicht gekommen wäre.
5) Außer in Deutschland wird wohl in keinem EU-Mitgliedsland die „Überwindung des Nationalismus“ angestrebt. Woanders wird der Nationalismus ja auch nicht mit den Nazis verbunden, sondern mit dem Widerstand gegen diese.
ebo
8. Mai 2023 @ 11:02
Das einzig nachvollziehbare Argument für eine Teilnahme an der Krönung von Charles III ist für mich das Liebeswerben um das verlorene EU Mitglied Großbritannien. Dafür hätte aber die Teilnahme von Charles Michael völlig genügt. Von der Leyen und Metsola hatten in London nichts zu suchen!
Arthur Dent
7. Mai 2023 @ 23:54
Statt dass ein König seinen Untertanen den Unterhalt liefert, gewinnt er den seinen von ihnen – und wie schon Rabelais wusste, lebt ein König nicht von wenig.
Leisure class eben – die Klasse der vornehmen Müßigen sind eigentlich ein hemmendes Element einer Gesellschaft, denn sie leben nicht in, sondern von der Gesellschaft. Natürlich müssen sie ihren Müßiggang durch allerlei (unnütze) Aktivitäten verschleiern. Gedenktafeln enthüllen, bunte Bänder bei Eröffnung neuer Autobahnabschnitten durchschneiden und dergl. mehr. Sie sind also immer Dienste des Landes unterwegs. Für die EU-Chefs hatte die Reise sicherlich einen Seminar-Charakter, da kann man von den Royals sicherlich noch was lernen.
Feine leute trinken tee
Essen dazu kuchen
Sitzen auf dem kanapee
Man hört sie niemals fluchen
Feine leute sind gepflegt, ehrlich, nett und offen
Sind von höherem erbaut und von fremden leid betroffen
Alles allzumenschliche liegt ihnen fern
Ach, ich hab feine leute einfach gern
(Georg Danzer)
KK
7. Mai 2023 @ 14:24
Die Hofschranzen, die sich dort gestern meinen sehen lassen zu müssen (nicht nur die aus Brüssel), muss man doch alle nicht ernst nehmen.
Derartige Veranstaltungen (über Kosten iHv 160 Millionen Pfund für das antiquierte Brimborium war zu lesen) dienen doch nur wie Fussball und die samstägliche Ziehung der Lottozahlen als gelegentliche, aber nochmals effizienzgesteigerte Ablenkung des Pöbels von seinen täglichen Problemen… und eben speziell den Briten immer wieder zur Förderung des inneren Zusammenhalts von denen, die nicht wissen, wie sie ihr Leben bezahlen sollen, und jenen Briten einschliesslich des aktuellen PM und der „Royal Family“, die nicht wissen wohin mit all ihrem Geld (während Thatchers erster Amtszeit, als sich erste Proteste gegen ihre Politik zu regen begannen, hat man Charles heiraten lassen – hat aber nicht gereicht, 82 musste dann noch ein Krieg her; in Zeiten weiterer Massenverarmung lässt er sich krönen – es zeichnete sich ja bereits vorher ab, dass es wohl wieder nicht reichen wird).
european
7. Mai 2023 @ 14:06
Ich würde da gar keine großen Gedanken mit verknüpfen. Michel, von der Leyen, Metsola sind alles Kandidaten mit großem Ego und noch größerem Sendebedürfnis. Für sie ging es einfach nur darum, ihre eigene Wichtigkeit zu betonen und Präsenz zu zeigen.
Außerdem sind Australien, Neuseeland und Kanada noch, wenn auch lose, mit der britischen Monarchie verbunden und gleichzeitig „Verbündete im Geiste“ gegen das russische Böse.
Hekla
7. Mai 2023 @ 09:08
Jaaa… Nationalismus ist wieder hoffähig, aber welche Nationalismen gut und sogar verehrungspflichtig sind, da beansprucht die EU ein Definitonsmonopol. Wehe, in Polen oder Ungarn verhält man sich “ nationalistisch“ oder die AfD äussert sich zu etwas…Oder EU-Bürger sprechen sich für Frieden in der Ukraine aus, dann sind das auch alle gleich nationalpazifistische Hetzer.