Die Ernährungskrise, Afrika und die EU-Sanktionen

Was hat der Chef der Afrikanischen Union (AU), Macky Sall, beim EU-Gipfel gesagt? Die EU erweckt den Eindruck, er habe Russland die Schuld für die Ernährungskrise in Afrika gegeben. Doch das stimmt so nicht. Er redete von EU-Sanktionen.

Sall beklagte zwar auch (wie viele EU-Politiker), dass die Blockade des ukrainischen Hafens Odessa die ukrainischen Lebensmittelexporte stark beeinträchtige. Deshalb unterstütze die AU die Bemühungen der UNO, die Blockade aufzuheben.

Wer diese Blockade verursacht – Russland oder die Ukraine (mit Seeminen) – sagte er jedoch nicht. Er vermied es auch, allein Moskau die Schuld für die Ernährungskrise in Afrika in die Schuhe zu schieben. Stattdessen klagte er über EU-Sanktionen.

Der Ausschluss russischer Geldhäuser aus dem internationalen SWIFT-Zahlungssystem erschwere die Bezahlung wichtiger Agrarprodukte, wodurch die Lebensmittelversorgung gefährdet sei, erklärte der Senegalese. Zuvor hatte die EU die größte russische Bank aus SWIFT rausgeworfen.

Die afrikanischen Länder seien “sehr besorgt” wegen der europäischen Sanktionen. “Wenn das Swift-System gestört ist, bedeutet dies, dass die Zahlung kompliziert, wenn nicht gar unmöglich wird, selbst wenn die Produkte existieren.”

Komischerweise werden diese Äußerungen in den offiziellen EU-Statements nicht erwähnt. Darauf angesprochen, wich Kanzler Scholz aus. Die Verantwortung liege “eindeutig bei Russland und seinem Präsidenten”, sagte er. Alles andere seien “Geschichten“.

Noch weiter ging jetzt Kommissionsvize Jourova. Die Regierungen müssten noch klarer machen, was der wahre Grund für gestiegene Lebensmittelpreise sei. “Es sind nicht die Sanktionen. Es ist der russische Angriffskrieg, der dazu geführt hat, dass die Inflation steigt und die Menschen verunsichert sind.”

Alles andere sei Desinformation und russische Propaganda, heißt es in Brüssel. Ob sich M. Sall angesprochen fühlt?