Digitaler Euro: Ein „Nein“ stand nicht zur Debatte


Die EU hat sich die Digitalisierung aller Lebensbereiche auf ihre Fahnen geschrieben. Dies zeigt sich auch bei der Einführung des digitalen Euro: Ein „Nein“ stand nie zur Debatte, die Parlamente wurden gar nicht erst befragt.

Der Euro wird digital, neben Münzen und Scheinen wird es künftig auch eine virtuelle Version geben. Dies kündigte die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, an.

Wie der „E-Euro“ funktioniert und wer ihn bekommt, sagte sie nicht. Bis zur Klärung aller offenen Fragen und zur Einführung könne es noch fünf Jahre dauern, so Lagarde.

Dabei arbeitet die EZB bereits seit Monaten am „E-Euro“. Aufgeschreckt von Meldungen über die neue virtuelle Facebook-Währung Diem (zunächst Libra), die dem Euro Konkurrenz machen könnte, hat die Zentralbank eine Expertengruppe eingesetzt und Bürger und Unternehmen konsultiert.

Die Befragung wurde nun mit Rekordbeteiligung beendet – 8221 Antworten seien eingegangen, so die EZB.

„Die hohe Anzahl von Antworten auf unsere Umfrage zeigt das große Interesse an der Gestaltung der Vision eines digitalen Euro“, hob EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta in Frankfurt hervor.

Die Ergebnisse sollen aber erst im Frühjahr vorgestellt werden. Ein „Nein“ zum „E-Euro stand bei der Online-Befragung, die offenbar vor allem für Akzeptanz sorgen sollte, nicht zur Wahl.

Vielmehr ging es um Details wie Datenschutz, Sicherheit und europaweite Verfügbarkeit. Wenig überraschend interessierten sich die meisten Befragten für Datenschutz und Anonymität – dies immerhin ließ die EZB bereits durchblicken.

Wie das in der Praxis gewährleistet werden soll, blieb jedoch offen. Unklar ist auch, wie der „E-Euro“ ausgestaltet werden soll – und wer ihn bekommt.

Eine viel diskutierte Möglichkeit ist, das digitale Geld allen Bürgern zugänglich zu machen – aber nur bis zu einem Höchstwert, etwa 100.000 Euro. Dieser Betrag könnte als bombensicheres Depot dienen, da es von der Zentral-bank garantiert wird.

Aber schon bei der Frage, ob das digitale Konto bei der EZB angesiedelt wäre, oder bei normalen Banken oder Sparkassen, scheiden sich die Geister.

Die Geschäftsbanken würden gerne mitmischen – fürchten sie doch, ansonsten massiv an Geschäft einzubüssen. Doch wie lassen sich „normale“ und digitale Konten voneinander abgrenzen? Was passiert bei einer Krise?

Einige Experten fürchten, dass dann ein „Run“ auf das sichere digitale Geld einsetzen könnte. Statt den Euro zu stärken, könne der „E-Euro“ für neue Turbulenzen sorgen.

Streit hinter den Kulissen

Fest steht, dass Geschäftsbanken, Fintechs und die europäischen Zentralbanken – darunter auch die Deutsche Bundesbank – hinter den Kulissen heftig um die Details der Digitalwährung ringen.

Der Bundestag und das Europaparlament sitzen derweil auf der Zuschauerbank. Dabei fürchten viele Abgeordnete, die neue digitale Währung könne über kurz oder lang dem Bargeld den Garaus machen.

Doch die EZB beschwichtigt: Der digitale Euro solle Bargeld nicht ersetzen, sondern nur ergänzen, beteuert Lagarde. Allerdings werden Münzen und Scheine schon jetzt von elektronischen Zahlungsmitteln verdrängt.

Bares wird Rares – und das lange vor der Einführung des „E-Euro“…

Siehe auch Vom Bargeld zum digitalen Euro sowie den neuen Update