Die neue EU-Doktrin, Nato-Kritiker in Stichwahl – und Grüner berät VDL
Die Watchlist EUropa vom 26. November 2024 – Heute mit dem “Koalitionsvertrag” der EU-tragenden Parteien, einer Überraschung in Rumänien und einem taktischen Manöver der Kommissionschefin.
Die EU hat sich auf große Ziele verpflichtet. Es geht um die Schaffung eines Binnenmarktes, die Förderung des Friedens, der europäischen Werte und des Wohlergehens ihrer Bürger. So steht es geschrieben, z.B. hier.
Doch die drei Parteien, die die große Koalition um Kommissionspräsidentin von der Leyen tragen, haben völlig andere Ziele definiert. Dies geht aus der “Plattform-Vereinbarung” hervor, die letzte Woche geschlossen wurde.
Demnach stehen für die neue Legislaturperiode der Rechtsstaat, eine pro-ukrainische Haltung und ein pro-europäischer Ansatz im Vordergrund. Das Ziel des Friedens in EUropa wird von Konservativen, Sozialdemokraten und Liberalen nicht mehr hervorgehoben.
Rechtsoffen
___STEADY_PAYWALL___
Die neue EU-Doktrin ist eine exakte Kopie dessen, was der Chef der Konservativen, Manfred Weber (CSU), schon im Europawahlkampf verkündet hatte. Sie öffnet Tür und Tor für die Zusammenarbeit mit rechten Parteien.
Webers Wunschpartner ist die rechtskonservative EKR, in der Italiens postfaschistische Premierministerin Giorgia Meloni den Ton angibt. Meloni unterstützt die Ukraine, mit dem Rechtsstaat nimmt sie es jedoch nicht so genau.
So widersetzt sie sich italienischen Gerichten, die die Schaffung von Abschiebelagern in Albanien kritisch sehen. Meloni will zudem den italienischen Staat zu ihren Gunsten umbauen und die Justiz schwächen.
Auslegungsfähig
Das zeigt, dass es sich bei der neuen EU-Doktrin nicht etwa um klare Prinzipien, sondern um schillernde Phrasen handelt. Ist Italien noch ein Rechtsstaat? Was ist pro-ukrainisch, was pro-europäisch?
Die Auslegung wird Weber und von der Leyen überlassen. Einen Schutz der europäischen Werte und Ziele bietet die “Plattform” nicht. Umso erstaunlicher, dass sich Sozialdemokraten und Liberale darauf eingelassen haben.
Damit sichern sie vielleicht eine Mehrheit für die neue EU-Kommission (die finale Abstimmung ist am Mittwoch in Straßburg). Doch die “Brandmauer gegen Rechts” retten sie so nicht, das Parlament wird erneut geschwächt.
Siehe auch “Das Parlament versagt” (Newsletter)
News & Updates
- Nato-Kritiker schafft es in Stichwahl. Schock für die Nato: In Rumänien gehen der Nato-Kritiker Calin Georgescu und die konservative Oppositionsführerin Elena Lasconi in die Stichwahl um das Präsidentenamt. Der sozialdemokratische Ministerpräsident Marcel Ciolacu fiel überraschend auf den dritten Platz zurück. Georgescu gilt als extrem rechts und glaubt, dass die Nato keinem ihrer Mitglieder Schutz bieten werde, sollte es von Russland angegriffen werden. Rumänien ist mit seinen Militärbasen ein Schlüsselland im Stellvertreterkrieg um die Ukraine.
- Habeck will Klimastrafen abwenden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will mögliche milliardenschwere EU-Klimastrafen für Autobauer verhindern. Er könne sich vorstellen, dass mögliche Strafzahlungen im Jahr 2025 verrechnet werden könnten mit einer Übererfüllung der Quoten der Automobilkonzerne in den Jahren 2026 und 2027.
- Pleite bei Northvolt kostet die EU Millionen. Der Batteriehersteller Northvolt ist pleite. Der Steuerzahler wird mit 293 Mill. Euro haften müssen, meldet “Euronews”. Denn nicht nur Deutschland, sondern auch die EU-Kommission ist in Vorleistung gegangen…
Das Letzte
Prominenter Grüner berät von der Leyen. Er galt als einer der größten Kritiker von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen. Der belgische Grünen-Politiker Philippe Lamberts hat immer wieder die wirtschaftsliberale Ausrichtung der CDU-Politikerin kritisiert. Doch nun, nur wenige Monate nach seinem zornigen Abschied vom Europaparlament (die Grünen hätten versagt) hat VDL den früheren grünen Fraktionschef zum Berater für den “Green Deal” ernannt. Er soll dabei helfen, die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Die Nachricht kam just an dem Tag, da die Grünen darüber berieten, ob sie die neue EU-Kommission mitwählen sollen. Welch ein Zufall aber auch… – P.S Wie man in Straßburg hört, wollen die Grünen mehrheitlich FÜR von der Leyen II. stimmen.
Mehr Newsletter hier. Den Newsletter können Sie per Mail abonnieren – jetzt zum Sonderpreis “Black Friday” für nur 3 Euro im Monat
KK
26. November 2024 @ 13:46
„Die Nachricht kam just an dem Tag, da die Grünen darüber berieten, ob sie die neue EU-Kommission mitwählen sollen. Welch ein Zufall aber auch…“
Wenn in künftigen Lehrbüchern Beispiele für die verschiedenen Spielarten von Korruption erörtert werden, wäre das ein Spitzen-Fallbeispiel…
Monika
26. November 2024 @ 11:46
…nicht etwa um klare Prinzipien, sondern um schillernde Phrasen…
nur so kann schließlich die “nötige Elastizität” im Herrschaftsgefüge garantiert werden, ;D! Und dass die jetzigen Wertewestler die Macht noch einmal aus ihren übergriffigen Händen geben, daran glaubt doch schon längst kein Wähler oder Nichtwähler mehr.
Alle? NEIN! ein kleines gallisches Dorf….National-Rechts-Außen als letzter Traum von Rettung. Siehe die Stichwahlkandidaten in Rumänien.
Arthur Dent
26. November 2024 @ 09:56
Planüberfüllung – wo hab ich das schon mal gehört? Auf VW kommt 2025 eine Strafzahlung von über 2600 Euro je verkauften Verbrenner zu. Wieviele E-Autos müssen sie dann 2026/2027 verkaufen, um die zu kompensieren?
KK
26. November 2024 @ 13:48
Falsche Fragestellung:
Richtig wäre: Wieviele Verbrenner müsste VW NICHT – bzw. weniger als geplant – verkaufen… 😉
Vielleicht sind die Werksschliessungen schon Teil eines vorverhandelten Deals…