Die kommende Krise (II)
Die schwache Konjunktur in der Eurozone und die wachsenden Risiken machen auch der EZB zu schaffen. Sie schafft es nicht mehr, ihr Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen – und denkt nun über neue Instrumente nach. Kommt das “Helikoptergeld”?
Diese Frage wirft “Focus Online” auf. Zwei Experten fürchten, dass EZB-Chef Draghi bald alle Hemmungen verlieren könnte: Sie erwarten, dass die EZB dann Geld an alle Verbraucher verschenkt. Ähnlich Vermutungen stellt “telepolis” an.
Doch mit der tatsächlichen Lage hat das nicht viel zu tun. Sie ist zwar ernst, aber nicht hoffnungslos. Die EZB fürchtet, ähnlich wie die EU-Kommission, vor allem eine neue Bankenkrise – und denkt über neue Hilfen für die Geldinstitute nach.
Das Zauberwort heißt TLTRO (Targeted Longer-Term Refinancing Operations). Darunter versteht man ein milliardenschweres Kreditprogramm für die Banken. Zuletzt gab es so etwa 2016, nun könnte ein neues TLTRO kommen.
Die EZB hat über diese Möglichkeit bereits im Januar diskutiert. Das Programm soll die Kreditvergabe durch die Banken erleichtern und so indirekt auch die Konjunktur ankurbeln. Entscheidungen sind noch nicht gefallen.
Dennoch ist die Debatte aus zwei Gründen bemerkenswert. Zum einen zeigt sie, dass der öffentlich zur Schau getragene Optimismus trügt. Offenbar reicht selbst der Juncker-Fonds für Investitionen nicht mehr aus, um die Konjunktur zu stützen.
Zum anderen kommt die Debatte nur drei Monate vor der Europawahl. Das ist brisant. Die EZB könnte versucht sein, die Wähler mit Sonderprogrammen bei Laune zu halten. Sie könnte aber auch erst nach der Wahl eingreifen.
Beides ist pikant. Schon jetzt ist das Mißtrauen in die Währungshüter so groß, dass über “Helikoptergeld” spekuliert wird. Um das Vertrauen wiederherzustellen, sollte die EU den Wählern lieber reinen Wein einschenken.
Die bittere Wahrheit ist, dass die Eurozone gerade in ihre nächste Krise rutscht – und dass die deutsche Politik dabei eine zentrale Rolle spielt…
Siehe auch “Die kommende Krise (I)” und “Eurozone: Reform ohne Kompass”
Baer
26. Februar 2019 @ 13:58
Wer sich noch an Zypern erinnert, dem wird sehr schnell klar was kommen wird.
Eine Einlagensicherung gibt es nicht,auch nicht für 100.000€ .
Wer Zombiebanken und untote Unternehmen weiter mit unnatürlichen,weil nicht
durch den Markt entstandene Zinsen am Leben hält muss sich über solche Auswirkungen nicht wundern.
Was jedoch verwundert ist, dass ein Herr Draghi und alle die mit ihm unter einer Decke stecken , juristisch nicht zu belangen sind , was eigentlich das Verfassungsgericht auf den Plan rufen müsste,es aber natürlich nicht tut.
Es gibt nur eine Lösung,nämlich Geld von den Banken holen bevor es keines mehr gibt, und es in nicht Euroländern investieren( auch nicht in europäischen).
Alles andere ist Selbstbetrug.
Holly01
26. Februar 2019 @ 15:10
Sie erzeugen Geld, um einen “Gewinn” zu generieren, denn Konsumentenkredite erzeugen ja nur Abschreibungen.
Dann haben Sie eine Ware, die Sie mit Gewinn verkaufen können. Damit ist die Geschichte bei ausgeglichener Aussenhandelsbilanz zu Ende.
Haben wir aber nicht. Ein erheblicher Teil der Produkte wird im Ausland verkauft. Wir produzieren über Eigenbedarf.
Damit die Ware aus unserem Land raus kann, benötigt das Ausland Geld welches zu uns rein kann. Denken wir uns das einfach es gäbe nur 2 Länder.
Aha, Bilanztausch Waren gegen Geld. Um die Ware im Ausland verkaufen zu können, müssen Sie das Geld für diese Ware als Kredit geben. Sie legen den “Gewinn” als Kredit im Ausland an. Automatisch, denn anders können Sie ja nicht über Eigenbedarf produzieren.
Ja es ist eine sehr gute Strategie, die Zinsen aus diesen Krediten dann ebenfalls in den Ländern anzulegen, die sowieso schon Handelsschulden haben.
Merke: Wer seine Waren nicht aus eigener Kraft bezahlen kann, der ist bestimmt ein solventer Schuldner für zusätzliche Zinseszinsgeschäfte.
Aber ok, Sie können ja die Zinseszinsen reinvestieren. Dann haben Sie ganz ganz tolle Nominalvermögen.
Wenn Sie nun Ihre Nominalvermögen im Schuldnerland als Sicherheit für hohe Kredite anbieten und diese dann in Ihrem eigenen Land verbrauchen (abschreiben) hätten Sie eine minimale Chance.
Wir können ja Waffen kaufen ……………. das sind sehr gute Abschreibungsobjekte, das Geld das da rein geht ist auf jeden Fall weg vom Markt.
Alte Regel: Waffen sind von jedem Geldzyklus abgekoppelt, je älter der Zyklus, desto “geiler” der Waffenmarkt …
Also entschuldigen Sie bitte, aber so einfach ist es nicht.
vlg
Uwe
26. Februar 2019 @ 09:04
Helikoptergeld wird es wohl geben – aber nicht für die Bürger sondern wieder einmal für die Banken auf Kosten der Bürger. Wie kann man das den Bürgern noch erklären? Gar nicht.
Holly01
26. Februar 2019 @ 10:14
“TLTRO” bedeutet die EZB macht die Tasche auf und gibt den Banken einen so viel Geld wie die wollen. Das ist natürlich zinslos. Laufzeit wahrscheinlich zwischen 24 und 48 Monaten.
Der Punkt sind die Sicherheiten die die EZB verlangen wird.
Wenn dort das Wort “marktüblich” auftaucht, bedeutet das die EZB nimmt quasi alles an.
Das interessiert die Menschen dann weniger. Die verstehen die Zusammenhänge nicht und sehen darum die gesellschaftlichen Kosten nicht.
Die Lückenpresse wird die Leute dann bestimmt “informieren”.
Die Staaten geben dann wieder “Sicherheiten” und “Garantien”. Da kann man auch schön behaupten, es wäre nicht mit Kosten verbunden.
Kulissenschieben auf hohem Niveau …
vlg
Peter Nemschak
25. Februar 2019 @ 15:17
Eine Konjunkturabschwächung ist doch keine Tragödie sondern ein normaler Vorgang in einer kapitalistischen Marktwirtschaft. Wer braucht Helikoptergeld? Eine etwas expansivere Budgetpolitik wird vermutlich einsetzen. Vielleicht reicht es, wenn der BREXIT so oder so stattgefunden hat und Frieden in die Handelsbeziehungen zwischen China und den USA eingekehrt ist. Für Panik ist kein Grund.
Holly01
26. Februar 2019 @ 10:03
Das ist keine “Konjunkturabschwächung” die man alleine aus dem Zyklus erklären kann.
Der Zyklus mag sich abschwächen und einen Rückgang mit sich bringen, das ist (natürlich) kein Problem.
Wir haben aber mindestens drei Überlagerungen:
– Der langfristige Zyklus geht zu Ende. Das bedeutet, die Zuwächse pro “geschöpfte” Geldeinheit gehen gegen Null. Eine reine Kreditexpansion führt also nicht mehr zu Wachstum.
– Es gibt eine innovative Schwäche. Es gibt keine interessanten neuen Produkte. Es gibt aber durchaus viele Produkte die mehr oder weniger in der Krise stecken.
– Schuldnermangel !! Inzwischen hat absolut jeder kapiert, das der Schuldner der Blödmann im System ist.
Die Staaten werden auf massiven Widerstand stoßen, wenn sie das System retten wollen, was ja nur bedeutet die Banken am Laufen zu halten.
Die Elite ist in der besten aller Welten. Je weiter der Geldzyklus voranschreitet, desto größer die nominalen Vermögen. Das ist ein Lauf, bei dem der verliert, der zuerst vernünftig ist.
Also war man nicht vernünftig.
Die 10 Jahre seit 2007/8 wurden weitgehend verschenkt. Also verschenkt was die Lösungen angeht, die Gesellschaften bezahlen ja kräftig für die Elitenrettung.
Und da kommt der laufende Sozialkrieg ins Spiel. Die Eliten wollen die Kosten auf die Gesellschaft abwälzen, die sie gnadenlos ausgebeutet haben.
Das wird nicht so einfach …… hörte ich “Krieg”? Möchte jemand mit Krieg ablenken? Das ist doch das übliche Vorgehen……
Also die Deutschen werden für diese Lösung nicht zur Verfügung stehen. Ich denke nicht, dass die Masse so blöd ist und sich für die Eliten erschießen lässt, damit die Zeit haben, ihre Leichen in die Keller zu schaffen.
Dieses Chaos der Einzelinteressen stellt sich für mich als Elitenpanik da.
Diese 130 Mill. US Bürger die aus dem System herausgefallen sind, erscheinen (von hier aus) unzufrieden. Ein newer deal erscheint mir unwahrscheinlich, auch weil die Zahlen inzwischen viel zu hoch sind.
Aber gebt alle mal ruhig 2% für Militär aus. Das ist bestimmt sinnvoll.
vlg
ebo
26. Februar 2019 @ 12:01
Wenn selbst die EZB über Notmaßnahmen nachdenkt, dann haben wir es in der Tat nicht mehr mit einer konjunkturellen Schwächephase zu tun. Vor allem in Deutschland türmen sich die Risiken – ich sage nur Deutsche Bank, Immobilienblase und US-Strafzölle auf deutsche Autos. Wenn dann auch noch Merkel geht, ist die Krise komplett…