Innere Sicherheit: Terrorgefahr wächst, Schengen steht auf der Kippe
Kommissionschefin von der Leyen soll die EU aus der Dauer-Krise holen. Dabei hat sie sie selbst mit verursacht. Was taugt ihr Programm für die zweite Amtszeit? – Teil sechs einer mehrteiligen Serie. Heute: Die innere Sicherheit.
Der Terror ist zurück, schrieben wir im vergangenen Herbst in diesem Blog. Es begann in Frankreich, wo ein Lehrer am helllichten Tag in seiner Schule erstochen wurde. Dann passierte es in Belgien, wo zwei schwedische Fußballfans auf offener Straße hingerichtet wurden. Zuletzt traf es Österreich, wo Taylor Swift-Konzerte wegen (mutmaßlicher) IS-Pläne abgesagt werden mußten.
Doch das ist nicht die einzige Gefahr für die innere Sicherheit in EUropa. Fast noch beunruhigender ist das organisierte Verbrechen, das vom internationalen Drogenhandel profitiert und über die großen Seehäfen bis tief ins Hinterland ausstrahlt. Neben den Niederlanden und Belgien ist auch Deutschland zunehmend betroffen, die Behörden sind machtlos.
Ein Sicherheitsrisiko scheint auch von Großveranstaltungen auszugehen. Wie anders ist zu erklären, dass Deutschland während der Fußball-EM und der Olympischen Spiele in Paris wieder Grenzkontrollen eingeführt hat? Mittlerweile wird sogar diskutiert, die Kontrollen zur Dauereinrichtung zu machen – die Reisefreiheit im Schengen-Raum ist in Gefahr.
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Was sagt EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen zu diesen bedenklichen, teils sogar bedrohlichen Entwicklungen? Sie kündigt eine neue europäische Strategie an. Es gehe darum, Sicherheitsaspekte durchgängig im Recht und in der Politik der EU zu berücksichtigen, heißt es in ihrem Regierungsprogramm für die nächsten fünf Jahre.
Außerdem will die EU-Kommission härter gegen organisierte Kriminalität vorgehen. Die geltenden Vorschriften sollen überarbeitet werden. Das ist ziemlich dünn – wenn man bedenkt, daß Drogenbanden in Amsterdam, Antwerpen und Brüssel ihr Unwesen treiben und unweit der EU-Kommission sogar tagsüber scharf geschossen wird!
Ausgesprochen dünne Antworten
Noch dünner sind die Antworten zum Schengenraum. Für die Grenzsicherheit sei es “überaus wichtig, einen vollständigen und voll funktionierenden Schengen-Raum der Freizügigkeit sicherzustellen. Denn damit können wir die verbleibenden Kontrollen an den Binnengrenzen abschaffen”. Das ist alles! Wie sie die Lage klären will, sagt VDL nicht.
Fazit: Die innere Sicherheit ist in Gefahr, Schengen steht auf der Kippe. Verschärft wird das Problem noch durch die irreguläre Migration, die vor allem Deutschland trifft, und für die deutsche EU-Chefin keine Lösung parat hält. Die Krise wird daher weitergehen, sich womöglich zuspitzen – mit den bekannten Folgen an den Wahlurnen…
Teil fünf unserer Serie steht hier
P. S. Wie prekär die Lage ist, zeigen auch die zunehmenden Messerattacken. Innenministerin Nancy Faeser will nun das Waffenrecht verschärfen – doch damit bekämpft sie allenfalls die Symptome…
Helmut Höft
13. August 2024 @ 08:52
Man kann sich immer nur an den Kopf fassen (und greift daneben): Europa ist heterogen in allen(!!) Aspekten … und dann beschließen ein paar machtgeile, geschichtsbuchgeile Eierköpfe: „Ab heute heißen wir „Euröpäische Union“ und sind jetzt homogen. Für den entsprechenden Auftritt beschließen wir Regeln, die es völlig unmöglich machen so aufzutreten wie wir eigentlich wollen! Zur Sicherheit, dass da auch wirklich nix Sinnvolles passiert, flankieren wir das Ganze noch mit der Raumschiffflotte Straßburg, Brüssel, einer €U-Kommission, einem €U-Rat, einem dysfunktionalen €uro mit dysfunktionaler €ZB, einem €U-Gerichtshof – der den neoliberalen, asozialen Kurs rechtlich absichert – und allerlei weiteren Schnickschnack!“ *Prost_Narrhallamarsch*
Sorry, ich hab‘ keine Aktien in Katastrophenszenarien, aber man muss sich doch wünschen, dass dieser Alptraum schnellstens endet – wenn möglich ohne üblichen Mord und Totschlag. Insofern kann ich Ullala zwo durchaus etwas abgewinnen. *kotz*
Arthur Dent
13. August 2024 @ 08:27
Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn – Länder, die eine „restriktive“ Einwanderungspolitik betreiben, haben weit wenige Probleme mit islamistischen Anschlägen. Die Freizügigkeit, ursprünglich gedacht für EU-Bürger innerhalb der EU ist etwas ausgeufert. Mittlerweile kommt jeder, wie er will und mag. Frontex ist nur ein teurer Papier-Tiger.
Michael
12. August 2024 @ 18:18
Und apropos Sicherheit und Faeser: einst war nach westlicher Lesart die digitale Gesichtserkennung ein Aspekt der Definition von vermeintlichen Diktaturen, z. B. China! Jetzt höre ich die digitale, biometrische Identifikation soll zum Rüstzeug u. a. des deutschen Überwachungsstaates eingeführt werden soll! Erst hieß es “nie wieder” oder “wehret den Anfängen” und jetzt brechen die Dämme! Wie hochnotpeinlich!
exKK
12. August 2024 @ 19:45
Und sich im Waffenrecht auf Messer zu kaprizieren ist völlig lächerlich – Messer sind keine Waffen, sondern Werkzeuge, ohne die der Mensch sich niemals zu dem hätte entwickeln können, was er heute ist. Werkzeuge, die heute von einigen wenigen als Waffen missbraucht werden. Missbrauchen kann man aber auch Gabeln, Hämmer, Äxte, Schraubendreher usw. – ohne dass jemand auf die Idee käme, diese Werkzeuge ins Waffenrecht aufzunehmen.
Völlig überzogener Aktionismus mal wieder – jemand, der ein Messer als Waffe gegen andere richten möchte, lässt sich auch von einem Führungsverbot nicht davon abhalten – der lacht höchstens über ein solches. Und alle anderen werden gegängelt.