Die neue EU-Krise: Der Terror ist zurück
Die EU steckt schon wieder in der Krise. Doch diesmal ist alles anders. Die 27 sind vom Kurs abgekommen – sie wissen nicht mehr, wo sie stehen und wohin sie gehen. – Heute: die innere Sicherheit und der Terror.
Der Terror ist zurück. Erst in Frankreich, wo ein Lehrer am hellichten Tag in seiner Schule erstochen wurde. Dann in Belgien, wo zwei schwedische Fußballfans auf offener Straße hingerichtet wurden.
Und nun wohl auch in Deutschland – in Duisburg wurde ein polizeibekannter islamistischer Gefährder festgenommen. Er steht im Verdacht, einen Anschlag mit einem Lkw geplant zu haben.
In allen drei Fällen geht es um Islamisten, im deutschen Fall wird ein Zusammenhang mit dem Krieg in Israel und der Terror-Organisation Hamas vermutet. Die beiden anderen Täter kamen aus Tschetschenien bzw. Tunesien.
Der Tunesier, der in Brüssel zuschlug, hatte 2011 in Norwegen, 2012 in Schweden und 2014 in Italien Asyl beantragt. Danach versuchte er es auch in Belgien. Doch trotz einer neuerlichen Absage wurde er nicht abgeschoben.
Mittlerweile ist der belgische Justizminister wegen des eklatanten Versagens zurückgetreten. Doch auf EU-Ebene, die ja offensichtlich mitbetroffen ist und ebenfalls versagt hat, passiert – nichts.
Bei ihrem letzten Treffen in Brüssel offenbarten die europäischen Innenminister ihre Hilfslosigkeit. Sie sprachen sich für eine Pflicht zur Abschiebung von Gefährdern aus, konnten jedoch nicht sagen, wie.
Das Problem ist nicht nur die Rückführungsrichtlinie der EU, die im Europaparlament feststeckt. Das Hauptproblem ist, dass dass das Asylrecht mißbraucht wird und die Abschiebungen nicht funktionieren.
Nach Angaben von EU-Innenkommissarin Ylva Johansson wurden bei 400.000 Rückführungsentscheidungen in diesem Jahr nur 65.000 Migranten tatsächlich in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt!
Innere Sicherheit bedroht
Erschwerend kommt hinzu, dass auch der Informationsaustausch zwischen den EU-Ländern immer noch nicht funktioniert. So können selbst abgewiesene Asylbewerber unbehelligt durch die EU reisen.
Ein Flop sind offenbar auch die Programme gegen die Radikalisierung und Islamisierung. Koran-Verbrennungen in Schweden und Luftangriffe auf Gaza heizen die Terror-Gefahr weiter an.
In Ländern wie Schweden, Frankreich, Belgien und auch Deutschland ist die innere Sicherheit akut bedroht – doch die EU ist nicht einmal in der Lage, geschlossen und entschieden zu reagieren.
“Gewaltiges Risiko”
Dabei ist die Terror-Gefahr acht Jahre nach der letzten islamistischen Anschlagsserie 2015 in EUropa größer denn je, wie sogar Johansson einräumt.
“Es gibt ein gewaltiges Risiko einer höheren terroristischen Bedrohung in Europa in Verbindung mit der Lage in Nahost”, sagte sie. Doch EU unternimmt – nichts!
Sie ist nicht mal auf den Fall vorbereitet, dass Israel die angekündigte Bodenoffensive in Gaza startet und der Krieg auf die gesamte Region übergreift…
Diese Serie wird fortgesetzt. Teil 3 (außenpolitische Katastrophe) steht hier
Helmut Höft
26. Oktober 2023 @ 11:00
@ebo
Lieber Eric, was Du da auf taz schreibst (und hier sowieso), ist schon erste Sahne, Deiner Verlinkung sollte man in jedem Fall folgen – un d dem Link dort der zur “Kakofonie in Brüssel” führt.
Da kann man nur sagen: FACK!
ebo
26. Oktober 2023 @ 11:03
Der Text war ursprünglich noch länger, die wegen der Kürzung fehlenden Details kann man in diesem Blog nachlesen…
Helmut Höft
26. Oktober 2023 @ 20:24
@ebo
Sag’ ich doch, es geht nix über Lostin EU! 😀
Helmut Höft
26. Oktober 2023 @ 10:21
Man kann auch fordern, dass diese „allgemeine Einnmischerei“ bei den Anderen (Ländern, Gesellschaften, Religionen, Kulturen) grundsätzlich einzustellen ist. Wer ist denn wer, dass er den Anderen „sagen“ kann, wo und wie es „besser“ lang geht???? Menschen und „Untermenschen – hatten wir das nicht in den letzten 50.000 Jahren? Resultat? „Krone der Scchöpfung“? Eher „Furunkel am A… der Evolution“! (SCNR)
Armin Christ
26. Oktober 2023 @ 08:42
Islamistischer Terrorismus – er ist wieder da ??? Mir und meinen Kollegen fiel schon seit längerem auf, daß dieser Terrorismus (oder die Berichterstattung über ihn) fast bedeutungslos wurde als der „Wertewesten“ sich Russland als Hauptfeind ausgeguckt hatte. Bedeutet das Ganze jetzt: Entspannung mit Russland ????!!????
Arthur Dent
25. Oktober 2023 @ 21:54
@ebo
„Sehe ich auch so. Die EU setzt sich für LGBTQ-Rechte ein, aber nicht für die religiöse Freiheit muslimischer Mitbürger.“
– sehe ich nicht so. Ohne Religionskritik keine Religionsfreiheit – im Zeichen der Aufklärung ist Religionskritik geradezu Pflicht. Alle großen Weltreligionen stehen in Konkurrenz zueinander und stiften viel Unfrieden in der Welt – offensichtlich sind alle falsch, allenfalls kann ja nur eine Recht haben. Reigionsfreiheit besagt, dass man auch völlig frei von jeder Religion leben kann, bzw. dass man auch problemlos konvertieren kann.
KK
26. Oktober 2023 @ 00:30
Religionskritik ist das eine, Bücherverbrennungen hingegen etwas völlig anderes – zumal, wenn diese Bücher anderen „heilig“ sind, was immer man selbst davon halten mag.
Arthur Dent
25. Oktober 2023 @ 20:39
Wenn die Innenminister keinen Plan haben, warum sind sie dann Minister? Weil Politiker in schöne, gut dotierte Positionen gewählt werden wollen?
Wenn man der illegalen Migration Herr werden will, muss man Frontex mit eigenen Befugnissen ausstatten. Frontex übernimmt, wenn Länder mit Außengrenzen die Grenzen nicht sichern können. Es müssen Transitzentren geschaffen werden. Keine Einreise in die EU, wenn die Voraussetzungen nicht vorliegen. Politisch Verfolgte müssen zumindest glaubhaft versichern können, in welchem Herkunftsland sie verfolgt werden. Ohne Papiere geht das nicht. Es müssen Kontigente und somit auch Obergrenzen geschaffen werden. Solange Migranten auf staatliche Hilfen angewiesen sind, gibt es Wohnsitzauflagen. Es werden i.d.R. Nur Sachleistungen gewährt. Deutschlands Lebenslüge, mit Migranten könne der Fachkräftemangel bekämpft werden, muss entlarvt werden. Zuwanderung löst nicht das Problem, sondern verschärft es. Für jeden Zuwanderer müssen im Ankunftsland schon jede Menge Fachkräfte vorhanden sein (Betreuer, Beamten, Ärzte und Zahnärzte, Apotheker, Lehrer, Erzieher, Verkäufer…). Allein Deutschland zahlt jährlich rund 30 Milliarden Euro Entwicklungshilfe an alle möglichen Länder, da sollten Rücknahme-Abkommen möglich sein, oder die Hilfsleistungen werden eingestellt.
KK
25. Oktober 2023 @ 18:36
Zumindest die Koran-Verbrennungen in Schweden könnte man doch leicht aus Gründen des Klimaschutzes untersagen und so schon einmal eine der Provokation abstellen, oder nicht? Was sagt Greta Thunberg dazu?
ebo
25. Oktober 2023 @ 18:51
Sehe ich auch so. Die EU setzt sich für LGBTQ-Rechte ein, aber nicht für die religiöse Freiheit muslimischer Mitbürger. Sie fördert die Frauenquote in Aufsichtsräten, tut aber nichts gegen das Abtreibungsverbot in Polen. Merkwürdige Prioritäten…
Kleopatra
26. Oktober 2023 @ 06:40
@ebo: Mit welchem Recht könnte sich die EU gegen Abtreibungsverbote stellen, die in den betreffenden Staaten bereits bei deren Beitritt zur EU gegolten haben (und die somit bekannt waren und niemanden davon abgehalten haben, z.B. gegen die Aufnahme Irlands, Maltas, Polens etc. zu stimmen)?
ebo
26. Oktober 2023 @ 09:02
In Polen hat das Verfassungsgericht die Regeln 2021 massiv verschärft und de facto ein Abtreibungsverbot verhängt. Das Europaparlament hat protestiert, die EU-Kommission hat geschwiegen. Umso lieber kämpft die Kommission für LGBTQ-Rechte, die keinerlei offiziellen Status haben und auf EU-Ebene überhaupt erst seit Kurzem propagiert werden. Dafür hat sie sich sogar mit Ungarn angelegt…
Monika
25. Oktober 2023 @ 17:44
Vielleicht sollten wieder Online-Beschulung, Ausgangssperren und Lock-downs ins Auge gefasst werden, wegen dieser „neuen, akuten Gefährdung“….Sarkasmus aus….
Katla
25. Oktober 2023 @ 16:31
Hallo ebo, hier (Thema Migration) fehlt Ihr üblicher Seitenhieb auf Orban 🙂 … wenn ich Ihre EU-Kritikpunkte lese, bescheinigen Sie ihm nun indirekt, dass er irgendwas wohl gar nicht so falsch gemacht hat – das sind alles Probleme, die Ungarn z. B. nicht hat.