“Deutschlands Tage als Industriemacht sind gezählt”
Kanzler Scholz hat den Grundstein für eine neue Rüstungsfabrik in der Lüneburger Heide gelegt. Deutschland soll zur Militärmacht werden – dabei sind die Tage als Industriemacht gezählt.
Dies meint jedenfalls die renommierte Agentur “Bloomberg”. Germany’s Days as an Industrial Superpower Are Coming to an End, heißt es in einer aktuellen Analyse. Der Wegfall der Lieferungen von billigem Erdgas aus Russland habe Deutschland den Gnadenstoß gegeben.
Die USA hätten den Niedergang noch gefördert, meint der Makroökonom Philip Pilkington auf “UnHerd“. Erst hätten sie Deutschland ihr schmutziges LNG-Gas aufgedrängt und behauptet, die Preise würden fallen – was dann jedoch nicht eintrat.
Nun hat Präsident US-Biden auch noch angefangen, den Export des Flüssiggases zu beschränken – angeblich mit Rücksicht auf den Umweltschutz. Das Ergebnis: America is driving Germany’s deindustrialisation – Amerika treibt Deutschland in die Deindustrialisierung.
Ganz so eindimensional würde ich es zwar nicht sehen. Für die Krise gibt es noch andere Gründe – den Ausstieg aus der Atomkraft, den dysfunktionalen europäischen Energiemarkt, die EU-Sanktionen gegen Russland und den “Inflation Reduction Act” in den USA.
Habeck lobt den militärischen Komplex
Bemerkenswert ist aber, dass die deutsche Politik diese Probleme ignoriert und nun auch noch so tut, als könne Deutschland die EU führen – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch. Ausgerechnet der grüne Wirtschaftsminister Habeck spuckt große Töne.
“Wir müssen um die Wettbewerbsfähigkeit Europas in der Welt kämpfen”, so der Grünen-Politiker bei der Eröffnung einer neuen Rüstungsschmiede von Rheinmetall in der Lüneburger Heide. “Das schließt ausdrücklich auch den militärischen Komplex mit ein.“
Kanzler Scholz sieht Deutschland sogar schon als Rüstungsgiganten. “Wir müssen weg von der Manufaktur – hin zur Großserien-Fertigung von Rüstungsgütern”, erklärte er. Von der Industriemacht zur Militärmacht – ist das die neue, rotgrüne Politik?
Siehe auch Deutschland – schon wieder kranker Mann Europas?
P.S. Eine Mitschuld an der Krise trägt auch die Geldpolitik der EZB (Zinserhöhungen zur Unzeit aus dem falschen Grund), meint H. Flassbeck. Außerdem werde Scholz schlecht beraten…
Helmut Höft
14. Februar 2024 @ 10:54
“Habeck lobt den militärischen Komplex” Ja, so geht’s halt nicht mehr, da muss man dann was Anderes machen. Und wenn das mit der Industrialisierung des Militärischen bei unseren besten Freunden® doch so schön klappt – man kann’s nicht oft genug sagen: wie Charles Wright Mills (s. unter (3) es schon 1956 sauber herausgearbeitet hatte (siehe im Link unter “Die Warnung des US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower in seiner Abschiedsrede vom 17. Januar 1961 …”)
Und “Sicherheit” gibt’s gratis noch zu Arbeitsplätzen dazu, und Exporte … da läuft der Wirtschaftsmini zur Hochform auf.
KK
14. Februar 2024 @ 10:47
Wenn das mit Habeck so weitergeht, dann schreibt er nach seiner Politkarriere nicht wieder Kinderbücher, sondern Landserheftchen…
Karl
14. Februar 2024 @ 08:59
Die krass überteuerte Atomkraft ist längst nicht mehr konkurrenzfähig. Nur noch Atomwaffenstaaten halten dran fest (Frankreichs Milliardengräber, Englands Hinkepoint usw.).
Nicht der Ausstieg aus der Atomkraft, sondern der VERSCHLEPPTE Ausstieg ist eine Ursache des Energiemangels. Genau genommen die blockierte Umstellung auf erneuerbare Energien. Zur Blockade gehört der Feldzug der Autoindustrie (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) gegen die Solarindustrie, bis diese in Deutschland abstarb. Das war der zweite Schuss selbstgefälliger Konzernvorstände ins eigene Knie, nach dem Verpennen der Elektroantriebe, damit sie noch einige Jahre länger in der Sänfte der Reichen-SUVs (Dienstwagen-Subvention bis zu 150.000€) vor sich hin dämmern können.
China hat die Umstellung bereits geschafft: “Die Revolution versorgt ihre Kinder” 11.02.2024 – https://www.telepolis.de/features/Solarenergie-in-China-Die-Revolution-versorgt-ihre-Kinder-9624990.html
Außer Atomkrieg bleibt dem Westen nicht mehr viel. Hochgefährlich!
Nope
14. Februar 2024 @ 00:47
PS: https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/windenergie-nrw-ausbau-vorjahr-100.html
Stefan
13. Februar 2024 @ 23:21
„Für die Krise gibt es noch andere Gründe – den Ausstieg aus der Atomkraft, …“ was soll das denn?
Als ob ein entsprechend finanziell ausgestattetes staatliches Unternehmen versorgungstechnisch dies nicht auch mit Erneuerbaren Energien und Speichern bewerkstelligen könnte.
Nope
13. Februar 2024 @ 23:46
Sicherlich nicht solange es keine ausreichende Speicher hierzulande gibt und die sind absehbar nicht vorhanden. Never mind der extreme Flächenbedarf für Räder und Solaranlagen, weil auch nach 2 + Jahren Ampel ist es immer noch nicht so, dass Energieunternehmen die Hausbesitzer anknien würden auf ihren Dächern Panels installieren zu dürfen. Soll ja in den Niederlanden so sein.
Ach ja, mach dir doch mal den Spaß und rechne bei den Meldungen wie viele Windkraftanlagen mit wie viel MW jährlich in z.B. NRW zugebaut wurden, aus was das an Leistung pro Anlage macht im Durchschnitt. Hier sind die Zahlen zu finden nur für den Bestand zu finden, wir kommen im Durchschnitt pro Windrad auf eine Leistung von 1,9585 MW, und sogar bei den Zubauen in 22, welchen ich mir abfotografiert hatte, waren es nur idiotische 4,2959 MW pro Anlage, nicht einmal die 5 MW, welche die moderneren Anlagen nun seit bald 10 Jahren schaffen, geschweige denn die 10MW die es auch gibt.
Der -war es der slovenische Wirtschaftsminister?- hatte schon ganz recht mit der kopfschüttelnden Frage wie blöde man sein könne funkionierende, existierende KKWs abzuschalten. Musste auch vor ihm schon jeder vernünftig denkende Bürger so sehen.
Eines der ältesten KKWs steht übrigens in der Schweiz und ist in Betrieb seit den 50ern, liefert auch wie das ehemalige in Greifswald Fernwärme für die umliegenden Orte. Isar 2, Grundremmingen und Emsland sind nun nach ca. der Hälfte der Laufzeit abgeschaltet und der Rückbau dürfte, geht man nach dem Beispiel Greifswald bis ins 22 Jahrhundert dauern.
Wäre es da nicht vertretbar und sinnvoller gewesen sie noch solange zu nutzen bis sie auch wirklich nicht gebraucht werden?!
Arthur Dent
14. Februar 2024 @ 09:39
@Stefan
Nee, kann man nicht. Deutschland baut Kernkraftwerke und legt sie still, baut Kohlekraftwerke und legt sie still, will jetzt H2-Ready-Gaskraftwerke bauen – aber nur so, zur Sicherheit. Man will einen gigantischen Kraftwerkspark nur als Reserve. Aha. Allein für den Bedarf an grünem Wasserstoff für ThyssenKrupp müssten 3000 neue Windräder entstehen. Deutschland ist flächenmäßig zu klein für seine Energiewende. Daher will es mit rund einem Dutzend Ländern kooperieren und dort jeweils weitere Milliarden investieren. Die größte Anlage der Welt entsteht zur Zeit in Saudi-Arabien auf einer Fläche von 30.000 Quadratmeterkilometern, also ungefähr von NRW. Wind- und Solarparks (auch in der Wüste ist es nachts dunkel), Elektrolyseure, Meerwasserentsalzungsanlagen (man braucht hochgereinigtes Wasser, ist selten in der Wüste). In Namibia soll ein solcher Park von rund 2000 Quadratkilometern in der Nähe von Angra Point, einem einzigartigen Naturreservat entstehen. Mittlerweile regt sich da Widerstand in der Bevölkerung, ebenso wie in Kanada. Die Elektrolyse von Wasserstoff ist selbst schon so energieaufwändig, dass die Hälfte der erzeugten Energie praktisch schon verbraucht wird. Hinzu kommt der Transport bei minus 252 Grad Celsius und 700 Bar Druck in Spezialschiffen, die noch gar nicht gebaut sind. Ich hör jetzt hier auf… ebo hat dazu mal einen lesenswerten Artikel von Adam Tooze verlinkt. Kritische Berichte finden sich im Handelsblatt (Deutschland kann seine Energiewende schlicht nicht bezahlen), im Austrian Institut und dergleichen mehr.
Art Vanderley
13. Februar 2024 @ 20:38
“Ganz so eindimensional würde ich es zwar nicht sehen.”
Sehe ich auch so.
“dysfunktionalen europäischen Energiemarkt”
Es wäre schon viel geholfen mit der Abschaffung des Systems des”merit order”.
In einer Marktwirtschaft bestimmt der Durchschnitt der Kosten den Preis, nicht der teuerste Posten. Wo bleiben hier die europäischen Wirtschaftsliberalen?
Verteidigung ist notwendig, aber nicht ausschließlich. Wir müssen gleichzeitig an die Ursachen des Gesamtkonflikts heran, auch an den Teil den der Westen beigtragen hat.
KK
13. Februar 2024 @ 23:21
“In einer Marktwirtschaft bestimmt der Durchschnitt der Kosten den Preis, nicht der teuerste Posten.”
Wenn dem tatsächlich so wäre, gäbe es bei einem “Fachkräftemangel” (Nachfragen) nicht die Notwendigkeit von Streiks/Arbeitskämpfen um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen – denn dann würden sich die Arbeitgeber gegenseitig überbieten, um ihre Stellen (Angebote) attraktiver zu machen.
Art Vanderley
14. Februar 2024 @ 19:26
@KK
So sollte es eigentlich auch sein, aber viele Arbeitgeber haben sich bequem eingerichtet in der staatlich garantierten Zuführung billiger und williger Arbeitskräfte, manche haben das auch als Hartz 4 bezeichnet.
Gibt aber Gegenbeispiele, wie der Bäcker der die Betriebsabläufe etwas geändert hat und dadurch Arbeitsbeginn 4 Uhr hat statt 1 Uhr- und plötzlich kann er sich nicht mehr retten vor Interessenten an Ausbildung oder Job.
Oder Teile der Ostsee-Touristik die eher das Problem bezahlbaren Wohnraums hatten und daher keine Leute fanden. Also taten sie sich zusammen, mieteten leerstehende Villen an, bauten sie um zu erweiterten WGs mit bezahlbaren Teilmieten, und schon rennen ihnen die Jobsuchenden die Bude ein.
Arbeitgeber fordern ständige Flexibilität von Arbeitnehmern- wie wärs mal umgekehrt?
KK
15. Februar 2024 @ 01:28
@ Art Vanderley:
Ja, mir sind die wenigen Ausnahmen bekannt; umso schlimmer, dass wir beide offenbar dieselben kennen – scheinen sehr dünn gesät 😉
Ich bin ja auch der Meinung, dass die sogenannten “Arbeitgeber” eigentlich die “Nehmer” von Arbeit sind – und umgekehrt. Aber in unserer Gesellschaft ist “geben” seit jeher besser beleumundet als “nehmen”, also hat man es einfach von Anfang an umgedreht, ganz im Sinne von George Orwell. Und so wird wohl der, der in Wahrheit seine Arbeiskraft gibt, immer ein bittstellender “Nehmer” bleiben müssen. Dabei wäre das ganze Kapital ohne diese Arbeitskraft nur einen feuchten Furz der Kapitaleigner wert…
Godfried van Ommering
13. Februar 2024 @ 17:28
„Von der Industriemacht zur Militärmacht – ist das die neue, rotgrüne Politik?“ Das ist sie, aber so neu ist sie nicht: lesen Sie dazu den Beitrag von Johannes Klotz, „Die Militarisierung der Republik“, in Ossietzky 2024, 2. Er schreibt: „Der Krieg setzte sich [nach 1990] als Mittel der Politik im Denken der Staatsbürokratie, von SPD und grüner Partei fest, völkerrechtswidrige inklusive.“ Er belegt dies mit Beispielen, u.a. an Hand der politischen „Entwicklung“ von Lars Klingbeil: aus dem Kriegsdienstverweigerer ist ein Militarist geworden. „Die geistige und militärische Umbau der Republik begann in den Jahren der Kohl-Regierungen, vor allem nach der Vereinigung beider deutscher Staaten.“ Johannes Klotz schreibt von den „hunderttausenden NATO-nahen, deutsch-atlantisch-orientierten Mitglieder“ von Verbänden und Vereinigungen die Sicherheit durch Abschreckung und Aufrüstung als Frieden propagieren. Der Genosse der Geschosse und Herr der Zeitenwende befindet sich also in „guter“ Gesellschaft.
Stef
13. Februar 2024 @ 17:24
Das was derzeit von der Ampel und einem Großteil der Opposition (CDU/CSU) kommt, kann man nicht mehr als Politik bezeichnen. Es ist die Dokumentation des eigenen Scheiterns und komplette Ratlosigkeit. Und es ist die eingeübte Feigheit, sich eine Zukunft ohne Kuratel der USA auch nur vorzustellen, geschweige denn diese zum Programm zu erheben.
Autonomie und Souveränität entsteht zuerst im Kopf. Leider ist bei unser Politelite der Kopf mit Vasallentreue gegenüber den USA belegt.
Eine positive Entwicklung für Deutschland wird sich erst wieder einstellen, wenn man den steinigen und schmerzhaften Weg der Loslösung von den USA gegangen ist. Wird der Weg erst später gegangen, wird nur das Tal tiefer, das wir bis dahin durchschreiten müssen. Ich fürchte, das Tal wird sehr tief und der Weg sehr lang.
KK
13. Februar 2024 @ 20:24
“Eine positive Entwicklung für Deutschland wird sich erst wieder einstellen, wenn man den steinigen und schmerzhaften Weg der Loslösung von den USA gegangen ist.”
Und wie man in Glückskeksen lesen kann: “Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt”.
Aber man muss diesen ersten Schritt natürlich auch tun wollen, und das sehe ich hier – jedenfalls zu meinen Lebzeiten – nicht. Es wurde ja noch nicht mal über die Anschaffung von geeignetem Schuhwerk auch nur nachgedacht.