Der Westbalkan ist empört, Russland gibt sich entspannt

Der “geopolitische” EU-Gipfel hat ein unerwartetes Ergebnis gebracht: Der Westbalkan ist empört, Russland gibt sich entspannt. Eine Strategie ist nicht zu erkennen.

Der Kandidatenstatus für die Ukraine und Moldau sei eine “innere Angelegenheit Europas”, hieß es im Kreml. Für Russland sei es “sehr wichtig, dass uns all diese Prozesse nicht weitere Probleme bereiten und weitere Probleme in den Beziehungen zwischen diesen Ländern und uns schaffen”.

Offenbar geht man in Moskau davon aus, dass sich der Beitritt in die Länge zieht oder sogar scheitert, wie in der Türkei. Die Türkei sei “nie weiter vorangekommen”, sagte Kreml-Sprecher Peskow. Aber gleichzeitig sei sie “ein souveräner und unabhängiger Staat geworden”.

Ganz anders die Reaktion auf dem Westbalkan, der keine neuen Zusagen bekommen hat. Es sei “eine Schande”, dass das Nato-Land Bulgarien zwei andere Nato-Länder, nämlich Albanien und Nordmazedonien, “inmitten eines heißen Kriegs in Europa in Geiselhaft” nehme, schimpfte Albaniens Regierungschef Rama.

Und der Rest der EU sehe dem Treiben auch noch “in ihrer Impotenz zu”. Der bosnische Präsident Džaferović war verärgert, dass die Ukraine im Eilverfahren den Kandidatenstatus bekommen hat, auf den sein Land – das in den 90ern ebenfalls vom Krieg heimgesucht wurde – schon seit Jahren wartet.

“Alles, was die Ukraine heute erleidet, mussten wir ebenfalls erdulden”, sagte er. Dennoch gehe es nicht voran. Beim EU-Gipfel führte die Blockade zwar zu einer dreieinhalbstündigen Debatte, aber nicht zu irgendwelchen Entscheidungen.

Eine Strategie war nicht zu erkennen. Die hätte verlangt, den Westbalkan mindestens genauso zu gehandeln wie Osteuropa, wenn nicht gar besser. Außerdem hätte man fragen müssen, wie eine Lösung im Krieg zwischen der Ukraine und Russland aussehen kann.

Doch darüber sind sich die 27 ebenso wenig einig wie über die Waffenlieferungen…

Siehe auch “Mit der Ukraine auf die schiefe Ebene”