Das Beitrittsversprechen an die Ukraine wird teuer – vor allem für Deutschland
Der EU-Beitritt der Ukraine ist noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte entfernt. Doch anders als “normale” Kandidaten fordert das Kriegs-Land jetzt schon hohe Finanzspritzen. Das Beitrittsversprechen wird teuer – vor allem für Deutschland.
Dies zeigen mehrere Äußerungen der letzten Tage. So hat EU-Kommissionschefin von der Leyen erklärt, die EU solle monatlich 1,5 Mrd. Euro an die Staatskasse in Kiew überweisen, um den Grundbedarf zu sichern – also Beamtengehälter und Renten zu finanzieren.
Eine Rechtsgrundlage gibt es dafür nicht, die sollen die Finanzminister erst noch schaffen. Dennoch hat von der Leyen ihr Versprechen heute noch einmal bekräftigt.
Die Ukraine brauche etwa drei bis fünf Milliarden pro Monat, sagte sie in Berlin. “Etwa ein Drittel sollten wir finanzieren”, meint von der Leyen. Das wären direkte Budgethilfen 18 Milliarden im Jahr – so lange, wie der russische Krieg dauere.
Den größten Teil davon soll Deutschland finanzieren. “Wir glauben, dass Deutschland etwa 500 Millionen Dollar pro Monat übernehmen könnte, vor allem mit Blick auf das Jahr 2023”, sagte der Wirtschaftsberater von Präsident Wolodymyr Selenskyj.
“Der Staat muss funktionieren, die Renten müssen ausgezahlt werden”. Aus seiner Sicht verständlich – doch wieso soll dafür der deutsche Steuerzahler aufkommen? Deutschland trägt bereits mit den Flüchtlingen aus der Ukraine eine schwere Last.
Aus dem leichtfertig gegebenen Beitrittsversprechen lässt sich eine solche Forderung nicht ableiten. Für Kandidatenländer gibt es allenfalls sog. Heranführungshilfen. Für 2023 sind dafür gerade mal 2,5 Mrd. Euro vorgesehen – für alle Kandidatenländer!
Die Ukraine ist in diesem Programm noch nicht einmal erhalten – für sie soll es eine Extrawurst geben. Damit bewahrheitet sich, was wir beim EU-Beschluß zum Kandidatenstatus prophezeit hatten:
Der Status wird zum Freibrief für mehr Waffen – und mehr Geld!
Siehe auch “Ukraine-Beitritt: Darum geht es wirklich”
P.S. Besser wäre es gewesen, den Kandidatenstatus von einer Friedenslösung abhängig gemachen. Dies hätte sowohl den diplomatischen Prinzipien der EU als auch ihren Budgetregeln entsprochen. Doch die werden gerade über den Haufen geworfen…
Holly01
26. Oktober 2022 @ 08:26
Ich stelle die Frage anders. Weil das ja inhaltlich offensichtlich nicht zu diskutieren ist.
Wie soll die “Wertegemeinschaft” denn bitte schön der Ukraine helfen?
Egal ob als Beitrittskandidat, Verbündeter oder nur als Land mit dem selben Interesse, bleibt die Gesamtsituation der “Wertegemeinschaft” eher prekär.
Leistungsbilanz USA: -246 Mrd. $ in den ersten drei Quartalen 2022 Anstieg 36%
Handelsbilanz EU: 08.22 -65 Mrd. € Vorjahr + 92 Mrd. €
Handelsbilanz China Juni 2022: +98 Mrd. Exportvolumen +18%
Leistungsbilanz Russland 01.22-06.22: + 138,5 Mrd. $ Tendenz schnell steigend
Selbst wenn der Handel USA-EU groß ist, so zeigen die Zahlen doch, das die “Wertegemeinschaft” ein immenses und schnell steigendes Defizit haben.
Das Grundproblem, das die “Wertegemeinschaft” keine Waren hat, die für die Welt relevant wären und das mit “Geld” abdeckt, welches durch politische Maßnahmen sehr zweifelhaft geworden ist, wird schlagend.
Die DDR mit einem Bruchteil an Fläche zur Ukraine und nur der Hälfte an Bevölkerung, bei gleichzeitig extrem viel höherer Industrialisierung und Privatvermögen, war gegen die Ukraine ein Leichtgewicht.
Die “Sanierung” hat die Privatvermögen zerstört, die DDR weitgehend deindustrialisiert und einen Zustand hergestellt, wo die DDR dem (sehr schnell fallenden) BRD Level hinterherläuft.
Die Ukraine hat gar keine Industrie die man gewinnbringend auflösen könnte, die Menschen haben gar keine Privatvermögen die man “verwerten” könnte und das Land ist und wird zerstört.
WER soll das aufbringen, dieses Land das da mutwillig zerstört wird zu sanieren?
@ Kleopatra: Es ist keine Willfährigkeit gegenüber Russland zu fordern das dieser Krieg sofort aufhört, das ist Realismus. Ein wirtschaftlicher Realismus, denn die “Wertegemeinschaft” kann sich nicht einmal selbst helfen.
Ob Baebock egal ist was ihre Wähler meinen ist mir egal.
Die Aussage “sie wäre so lange an der Seite der Ukraine wie es nötig wäre” ist aber nur sinnvoll, wenn sie (und damit wir) mit der Ukraine untergehen.
Die Sanktionen schaden der “Wertegemeinschaft” extrem und pumpen China und Russland auf.
Verwerfungen innert der EU:
Target2 Italien 08.22: -715 Mrd. €
Target2 Deutschland 08.22: +1245 Mrd. €
Nahrungsmittelpreise Deutschland +16,6% zum Vorjahr
Konsumklimaindex Deutschland -35,6% (Rekord seit Erhebung)
Die Annahme das Deutschland “irgendwie schon durchkommen würde” ist falsch.
Deutschland wir die EU nicht mehr finanzieren können und an einem Aufbau der Ukraine nicht teilnehmen, weil es das nicht können wird.
Also. Was die Ukraine tut muss die Ukraine wissen.
Was wir versprechen (also unsere Politik) werden wir nicht halten (können).
Die USA wollen vielleicht gegen China Krieg führen.
Aber China ist DER Gewinner der Sanktionen.
Die USA mögen ja mit Flüssiggas vorne liegen, aber bei Öl haben die gerade die Reserven von etwa 725Mio. Barrel auf jetzt grob 450Mio. Barrel verbraucht.
Sobald das Militär da die Bremse zieht, werden in den USA die Benzinpreise explodieren, was beim jetzigen Tempo in 2023 der Fall sein wird.
Für mich ist das ganz klar:
Die Ukraine wird in dem Dreck sitzen bleiben in dem sie durch den Krieg geraten ist.
european
26. Oktober 2022 @ 10:05
Kleiner Widerspruch
Deutschland “finanziert” die EU nicht. Deutschland nutzt sie aus. Der monetäre Beitrag wiegt den einseitig ausgebauten Vorteil nicht auf.
Thomas Fricke nannte es in einem seiner vielen, sehr treffenden, Beiträge “Schmarotzeroekionomie”, womit er m. E. den Nagel auf den Kopf getroffen hat.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/oesterreich-niederlande-daenemark-schweden-die-frechen-vier-kolumne-a-04fe15d7-7435-4bd2-8d66-b9b94a8b9f7e
Zu den Targetsalden, die es als Verrechnungsgroesse nur deshalb gibt, weil die Eurozone neben der EZB noch Landesbanken gibt, gäbe es auch noch viel zu sagen. Es ist das Lieblingsthema von HWSinn, der auch immer wieder behauptet, dass Deutschland von den anderen Ländern ausgebeutet wird.
Was auch völlig falsch ist und auch bei noch so häufiger Wiederholung nicht richtiger wird. 😉
KK
26. Oktober 2022 @ 01:46
@ MarMo:
„Aber solche Analysen sind in unseren Leitmedien auch nicht zu finden.“
Nach der eindeutig auf den gegenwärtigen Ukraine-Konflikt bezogenen und am Donnerstag Abend ohne grössere Aussprache durch den Deutschen Bundestag gepeitschten Verschärfung des Volksverhetzungsparagraphen im StGB läuft man künftig sogar Gefahr, sich mit derartigen Analysen einem Strafverfahren auszusetzen, die in mehrjähriger Haft münden könnte.
Wir bewegen uns wieder dahin, wo wir in Deutschland schon waren… mit Meinungen jenseits der Regierungsmeinung steht man bald wieder mit einem Bein im Knast!
KK
26. Oktober 2022 @ 14:44
Nicht Donnerstag, Montag wars.
Arthur Dent
26. Oktober 2022 @ 00:07
Cui bono? Folge dem (großen) Geld! Bankenkrise, Wirtschaftskrise, Währungskrise, Klimakrise – “Krise” ist praktisch das Lebenselixier der EU. Warum schafft man so ein supranationales Gebilde wie die EU? Um Nationalstaaten die Verfügungsgewalt über die Wirtschaft zu entziehen, zumindest bestimmte (unerwünschte) Einflussnahmen. Friedrich August von Hayek hat darüber schon 1939 einen Aufsatz geschrieben, der liest sich wie eine Blaupause der EU (im Netz zu finden: The Economic Conditions of Interstate Federalism – die Übersetzung der Seite ist ein wenig holprig, aber man versteht, was gemeint ist). Krieg kann man natürlich innerhalb des Staatenbundes nicht gebrauchen, aber möglicherweise ist er an der Grenze zeitweilig ganz “nützlich”. Insgesamt denke ich, wird, was die “Werte” betrifft, auf allen Seiten viel geheuchelt. “Demokratie” ist auch nicht so mehr ganz wörtlich zu verstehen – demokratische Praktiken und Institutionen, die in viel kleineren Maßstäben entstanden sind, lassen sich nicht einfach so auf eine höhere Ebene übertragen.
Robby
25. Oktober 2022 @ 19:59
Bis zum letzten Ukrainer.
Scheint als wären die wirklich darauf aus.
Wobei, den Ukrainer in dem multiethnischen Staat, gibt es eh nicht.
Der Staat war von Beginn an eine Totgeburt.
Kleopatra
26. Oktober 2022 @ 11:18
Wenn eine Gruppe von Menschen sich als Nation sieht und als solche begreifen will, ist sie eine, unabhängig davon , ob sie eine gemeinsame Sprache, Religion oder sonstiges hat. Die Vorstellung, es gebe objektive Kriterien dafür, wann man von einer Nation sprechen kann, ist ein verbreiteter Irrtum. Paradoxerweise dürfte der russische Angriffskrieg viele Ukrainer schlussendlich darin bestärkt haben, sich als Ukrainer und nicht als Russen zu sehen.
Dass Sie einen Staat, der von einem Nachbarstaat unter systematischer Missachtung des Kriegsvölkerrechts und mit genozidalen Intentionen angegriffen wird, als “Totgeburt” bezeichnen, ist schon grenzwertig und kommt einer Befürwortung des russischen Aggressionskriegs gefährlich nahe.
Holly01
26. Oktober 2022 @ 13:26
@ Kleopatra:
Das ist etwas billig abgehandelt oder?
Es gibt die selben Naturrechte für Staaten, wie für Individuen.
Einmal Selbstverwirklichung.
Einmal Integrität.
In der Ukraine behauptet die EU das die Integrität der Ukraine mehr zählt, als die Selbstverwirklichung der Separatisten.
Kann man machen. Das begründet dann auch das Recht der Ukraine gegen ihre eigenen Bürger einen Krieg zu führen, Zahlungen an die Regionen und die dort lebenden Menschen auszusetzen und die Amtssprache ändern.
Wobei, Amtssprache ist so eine Sache, aus Wiki:
” Ukrainisch (im Ukrainischen українська мова ukrajinska mowa, wissenschaftliche Transliteration ukrajins’ka mova, früher auch Ruthenisch genannt) ist eine Sprache aus der ostslawischen Gruppe des slawischen Zweigs der indogermanischen Sprachen.
Ukrainische Sprache
Die ukrainische Sprache ist alleinige Amtssprache der Ukraine und wird dort von rund 32 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen.[6] Daneben gibt es Ukrainer und Nicht-Ukrainer, die es als Zweitsprache verwenden. Ukrainisch ist nach dem Russischen und Polnischen die slawische Sprache mit der dritthöchsten Sprecherzahl. ”
Es handelt sich nicht um andere Sprachen, sondern um “Mundarten” oder regionale Dialekte.
Die EU hat in Zypern und im Kosovo aber eben auch die andere Variante unterstützt oder geduldet. Die Abspaltung von Teilgebieten, mit Bevölkerungsteilen, die das so wollten.
Am Ende gilt was immer galt:
Ein “Volk” ist, wer ein Gebiet definieren und beherrschen, das Recht in diesem Gebiet durchsetzen und Grenzen verteidigen kann.
Das muss die Ukraine dann beweisen. Dabei kann helfen wer mag.
Mit richtig oder falsch, mit Moral oder gar mit Recht hat das rein gar nichts zu tun.
Ich verweise auf Jalta, den “Frieden” nach dem WKI oder Wiener Kongress.
War so, ist so und wird sich nicht ändern.
Gerade die Konferenz von Jalta scheint doch ein ziemliches Geschacher gewesen zu sein:
” https://de.wikipedia.org/wiki/Konferenz_von_Jalta ”
Am Ende zählt immer was ein Staat mit seinen Verbündeten durchsetzen kann, das nennt sich dann Recht, denn Recht bekommen ist immer wichtiger, als Recht zu haben …..
Kleopatra
26. Oktober 2022 @ 15:14
@Holly01: a) Wie kommen Sie zu der unsinnigen Behauptung “Es handelt sich nicht um andere Sprachen, sondern um “Mundarten” oder regionale Dialekte”? Wollen Sie damit sagen, dass Ukrainisch, Russisch und Polnisch nur regionale Varianten oder Dialekte sind? Die Frage der begrifflichen Abgrenzung von Dialekten, Standardsprachen, der “Überdachung” von Dialekten durch “Überdachungssprachen” und so weiter ist ein komplexer Diskussionsgegenstand der Sprachwissenschaft; Sie machen es sich jedenfalls viel zu einfach.
b) Eine Nation muss ihre Selbständigkeit nicht unbedingt damit begründen, dass sie eine andere Sprache spricht als benachbarte Nationen. Die Schweizer haben keine gemeinsame Nationalsprache; Irland und Österreich haben im Wesentlichen dieselbe Sprache wie der größere Nachbarstaat, aber dennoch zählen beide in Europa zu den Nationen mit eine besonders starken Nationalbewusstsein. Dass Russen außerhalb Russlands gezwungen sind, die Amtssprache des jeweiligen Staates zu lernen, kann kaum als inhuman angesehen werden; sie sind nicht schlechter dran als Millionen anderer Migranten und Minderheitenangehöriger auch.
c) Die EU duldet die Abspaltung Nordzyperns nicht und erkennt Nordzypern nicht als einen selbständigen, der zyprischen Gerichtsbarkeit nicht unterliegenden Staat an, wie beispielsweise ein britisches Ehepaar zu seinem großen Leidwesen vom EuGH erfahren musste (vor dem Brexit natürlich).
Holly01
26. Oktober 2022 @ 18:12
zu a) steht auf wiki, muss stimmen 🙂
zu b) Habe ich nicht behauptet, müssen die Russen in Weißrussland, Polen, weiten Teilen der baltischen Staaten und der Ukraine nicht, die verstehen sich (grob).
zu c) Dulden bedeutet nichts dagegen zu tun, genau das tut die EU, der Rest ist Makulatur, denn die EU setzt nicht die “Freizügigkeit” durch.
Kleopatra
27. Oktober 2022 @ 08:22
@Holly01: a) ich weiß das ohne wikipedia
b) Russen in den genannten Staaten benötigen Kenntnisse der jeweiligen Staatssprache, weil sie sonst u.U. staatliche Mitteilungen nicht verstehen (möglicherweise mit Ausnahme Weißrusslands, das Russisch einen gewissen Status einräumt). Die Standardsprachen sind für russische Muttersprachler nicht ohne weiteres verständlich. In den baltischen Staaten können sie sich mit Russisch innerhalb einer russischen Blase bewegen; und woher kommen Sie zu der Annahme, es gebe in Polen eine nennenswerte Anzahl von Russen?
c) Da die EU keine Armee hat, kann sie nicht mit Gewalt gegen Nordzypern vorgehen.
Holly01
27. Oktober 2022 @ 11:51
Mal sehen wie lange sich EBO dieses Kindertheater bieten läßt 😉
Zu a) freut mich
zu b) Sie relativieren und von Russen in Polen schreibe ich nichts, nur davon das Polen Russisch verstehen.
zu c) Man kann politische Ziele auch anders als militärisch durchsetzen. Davon abgesehen hat Frankreich zusammen mit Italien den Griechen die direkte Unterstützung gegen die Türkei zugesagt. Kommuniziert war das das innert der EU und der NATO geschieht.
Also wie gehabt: Duldung.
Ebenso wie die drei UK Stützpunkte auf Zypern. Alles ex territorial und auf einseitigen Vereinbarungen beruhend und jedwede Kontrolle ausschließend.
Duldung!
MarMo
25. Oktober 2022 @ 15:03
Eine Unverschämtheit mehr, die Forderung von Seiten der ukrainischen Regierung, dass deutsche Steuerzahler 500 Millionen Dollar monatlich an die Ukraine zahlen sollen. Wie kommen die darauf? Warum sollen das die Deutschen tun? Die Ukraine ist nicht mal ein EU-Land. Wurden die Oligarchen in der Ukraine zur Zahlung der Renten mal herangezogen?
Ich bin ob dieser vollkommen irrationalen Identifikation der deutschen Regierung im Speziellen und der EU im Allgemeinen mit der Ukraine fassungslos. Anstelle einer bedachten und begrenzten sowie kontrollierten Unterstützung mit entsprechenden Auflagen wird ohne Ende Geld in der Ukraine versenkt und sie wird in ihrer fordernden Haltung belohnt.
Es scheint niemand an einer Verhandlungslösung mit Russland interessiert zu sein. Die EU hat sich ja klar in ihrem absurden Papier vom 20./21. Oktober positioniert.
Fortwährende Eskalation scheint das Ziel zu sein. Russland ist für den gesamten Konflikt verantwortlich und wir, der Westen, sind die Guten. Wer sich mit der Vorgeschichte des Überfalls Russland auf die Ukraine wirklich beschäftigt hat, sieht ein sehr viel komplexeres Bild, in dem auch die Eu und erst recht die NATO/USA eine unrühmliche Rolle spielen. Aber solche Analysen sind in unseren Leitmedien auch nicht zu finden.
Es wäre mehr als recht und billig, die EU-Bürgerinnen und Bürger zu befragen, ob sie einen Krieg gegen Russland miterleiden und mitfinanzieren möchten anstatt diese weitreichenden Entscheidungen diesen Polithonks zu überlassen.
Kleopatra
25. Oktober 2022 @ 13:14
Wenn man den Kandidatenstatus “von einer Friedenslösung abhängig” macht, gibt man dem russische Aggressor ein Mittel zur Erpressung in die Hand. Denn Russland hat es stets in der Hand, den Krieg zu verlängern. Nach Ihrem Vorschlag würde diese Entscheidung zusätzlich ein Veto gegen einen EU-Beitritt bedeuten. Wollen Sie das wirklich?
ebo
25. Oktober 2022 @ 15:16
Ja, denn nichts anderes sehen die Regeln der Erweiterung vor. Nur ein Land im Frieden und mit stabilen Grenzen kann der EU beitreten. Wenn die Ukraine unbedingt Mitglied werden will, wären diese Konditionen ein starker Anreiz, den Krieg zu beenden und sich auf eine Verhandlungslösung einzulassen. Wenn sich die EU und die USA an diesen Verhandlungen beteiligen, kann womöglich mehr erreicht werden als jetzt, da das Land durch den Krieg zerstört wird.
european
25. Oktober 2022 @ 15:48
Ich bin gegen den Beitritt der Ukraine, so wie ich gegen jede andere EU Erweiterung bin. Zumindest zu diesem Zeitpunkt.
Bevor noch mehr erweitert wird, muss die EU selbst reformiert werden, um ihren eigenen demokratischen Ansprüchen zu genügen. Sonst erweitern wir vor uns, während hinter uns alles zerfällt. Die Zunahme von Rechtsaussenparteien und EU Gegnern sollte uns Sorgen bereiten und uns daran erinnern, dass in Kerneuropa enorme Fehler gemacht wurden, die es zu korrigieren gilt.
Die Ukraine ist ein korruptes, politisch zerrissene und faschistisches Land und erfüllt die Beitrittsbedingungen in keinster Weise. Es wäre unfair anderen Ländern gegenüber. Auch existierenden Mitgliedern gegenüber wie Italien, Spanien, Griechenland.
Kleopatra
25. Oktober 2022 @ 21:54
Offenbar unterstellen Sie, dass der Krieg nur andauert, weil die “böse” Ukraine sich auf die “berechtigten” Forderungen der “armen” Russen nicht einlässt. Tatsache ist, dass Russland einen völkerrechtlich unzulässigen Aggressionskrieg gegen die Ukraine begonnen hat, und die nächstliegende Lösung wäre doch, von ihnen zu verlangen, dass sie diesen beenden.
Es gibt keine abstrakten Kriterien für den Beitritt/Aufnahme. Zypern ist ein gutes Gegenbeispiel gegen Ihre Behauptungen. Die einzige Voraussetzung ist, dass die anderen EU-Mitgliedstaaten den Beitritt ratifizieren. Die russischen “Forderungen” sind so überzogen, dass sie nur als Kriegsvorwand, nicht als Verhandlungsgrundlage taugen. Worüber soll dann verhandelt werden? Wie könnte die EU weiterexistieren, wenn sie Beitrittskandidaten zur Unterwerfung unter das russische Diktat erpressen würde?
ebo
25. Oktober 2022 @ 22:09
In Zypern herrschte zum Zeitpunkt des Beitrittsantrags Frieden, zudem gab es einen Aussöhnungsprozesss mit der Türkei, der in einer Wiedervereinigung der Insel münden sollte. Bei seinem EU-Beitritt bekannte sich das Land ausdrücklich “zur Lösung des Zypern-Problems zu Gunsten von allen Zyprioten” sowie dazu, “für den Frieden, die Sicherheit und die Stabilität im Ostmittelmeer” einzutreten.
Demgegenüber bekennt sich die Ukraine zum Krieg bis zum Sieg. Ob das “böse” ist, müssen Sie selbst entscheiden. Auf jeden Fall ist es das erste Mal, dass die EU einem Land in verzweifelter Lage den Kandidatenstatus zuerkennt.
Kleopatra
26. Oktober 2022 @ 14:35
Die Ukraine verfolgt das Ziel, die Invasoren aus dem gesamten Land zu drängen. Das ist nicht mehr als legitim; sie wollen nicht Russland erobern, insofern bekennen sie sich gerade nicht zum Krieg bis zur Vernichtung des Gegners. Und zum Frieden gehören zwei: Es ist Russland, das angegriffen hat und durch die Einstellung der Feindseligkeiten und Rückzug hinter die eigenen Grenzen sofort den Krieg beenden könnte; über die russischen Forderungen kann nicht vernünftig verhandelt werden, weil es sich, wie gesagt, nicht um Forderungen, sondern um Vorwände für eine Kriegserklärung handelt (vgl. das Ultimatum Österreich-Ungarns an Serbien 1914).
ebo
26. Oktober 2022 @ 14:47
Es ging hier um das voreilige Beitrittsversprechen. Die Kriegsdebatte haben wir schon oft geführt. Sie führt nicht weiter, wie die jüngste Eskalation zeigt.
Die Ukraine steht heute viel schlechter da als im Frühjahr, als sie ihren Beitrittsantrag eingereicht hat. Die EU übrigens auch…
KK
25. Oktober 2022 @ 13:05
“…fordert das Land…”
Genau dieses dauernde “fordern” macht mir dieses Land und seine Politiker- und Oligarchenkaste so unsympathisch; wenn die in die EU kommen, dann will ich hinaus! “Fordern” kennt man von Kriminellen – und nicht von Gästen, die um Einlass bitten.
“Die Ukraine ist in diesem Programm noch nicht einmal erhalten – für sie soll es eine Extrawurst geben.”
Ja, das kennen wir ja schon von den ukrainischen Kriegsflüchtlingen, die zumindest in Deutschland gegenüber anderen (auch Kriegs-) Flüchtlingen eine Luxus-Sonderbehandlung erfahren, die m.E. grundgesetzwidrig gegen Artikel 3 GG verstösst.
“Besser wäre es gewesen, den Kandidatenstatus von einer Friedenslösung abhängig gemachen [sic].”
Richtig; denn sonst wird das ein jahrelanger Krieg, an dessen Ende im besten Falle die Ukraine zerstört, unzählige Menschen tot und die EU pleite sein wird. Und im worst case ganz Europa das nukleare Schlachtfeld des dritten Weltkriegs, den Selenskij ja seit einiger Zeit regelrecht ein”fordert” (da ist es wieder, dieses “fordern”), indem er alles tut, die NAhTOd in diesen Krieg völlig und als nicht mehr zu leugnende Kriegspartei hineinzuziehen.