Brüssel feiert Regenbogen-Bewegung (und sich selbst)
Überall Regenbogen-Fahnen und Bekenntnisse zur LGBTQ-Bewegung – die mittlerweile schon wieder anders heißt: Brüssel begeht den “Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie”.
Allen voran wie immer EU-Chefin von der Leyen, die den “IDAHOT” offenbar als günstige Gelegenheit für Wahlwerbung begreift. Hier ihr aktueller Tweet:
On #IDAHOT, we reaffirm our commitment to a Europe where everyone is free to love and live without fear.
— Ursula von der Leyen (@vonderleyen) May 17, 2024
Where you can simply be yourself.
Today and every day, I am proud to stand with the LGBTIQ+ community. pic.twitter.com/Zla3Jufk2C
Doch nicht nur die EU-Kommission feiert. Ganz Brüssel ist voller Regenbogen-Flaggen. Teilweise haben sie sogar die Europa- und die Ukraine-Fahnen verdrängt.
An Tagen wie diesen könnte man den Eindruck gewinnen, dass die EU mehr für die Rechte sexuell definierter Minderheiten tut als z.B. für die Rechte der Frau. Für die Frauenrechte wird nämlich nicht geflaggt.
Nachdenklich stimmt auch, dass sich die “LGBTIQ+ community” – so heißt sie mittlerweile ganz offiziell – von der Politik vereinnahmen lässt. Meines Wissens ist es die einzige Bewegung, die das zulässt.
Die Klimabewegung hat sich schon kurz nach von der Leyens Amtsantritt enttäuscht abgewendet. Auch Hilfsorganisationen für Flüchtlinge wollen mit der restriktiven EU-Politik nichts mehr zu tun haben.
Nur die bunte Regenbogen-Bewegung lässt sich begeistert feiern – am liebsten unter eigener Flagge. Beim ESC sorgte dies sogar für einen kleinen Eklat.
Doch der Kommissar für die “europäische Lebensweise”, M. Schinas, hat sich schnell wieder beruhigt. Schließlich ist er von der Leyens Vize – und die queere Community zählt zu seinen besten “Kunden”….
P.S. Folgt man der belgischen Zeitung “Le Soir”, so ist die “Brussels Pride” unzufrieden mit der Vereinnahmung durch die Politik. Man müsse aufpassen, dass die Parteien die Bewegung nicht zum “pink washing” benutzen, heißt es wenige Wochen vor der Europawahl.
european
18. Mai 2024 @ 08:59
Würde die EUCO-Präsidentin schon im Regenbogenkostuem gesichtet? 😉
Kleopatra
18. Mai 2024 @ 06:22
Bezeichnend ist übrigens der Sprachgebrauch: „we reaffirm our commitment …“. Die erste Frage, wenn jemand „Wir“ sagt, ist immer: wen meint er damit? Und wen grenzt er damit aus („die“).
Dass man für die Rechte von Frauen weniger eintritt, hat eine gewisse Logik: sobald es Sache der Selbstdefinition ist, ob jemand als Mann, Frau oder etwas beliebig anderes gelten will (Stichwort „Selbstbestimmungsgesetz“), kann man Frauenrechte im klassischen Sinn nicht mehr fordern, nicht einmal mehr getrennte Frauentoiletten. (Stattdessen ist nun ein Thema der angeblich problematische Umgang mit schwangeren „Männern“).
Arthur Dent
17. Mai 2024 @ 23:34
Wenn jemand queer, Schwul, non-binär ist, dann ist das ok – isso, kann man ja nichts machen. Wenn aber ein Staat oder ein Staatenbund die Regenbogenfahne wie eine Monstranz vor sich herträgt, dann nur, um auf andere herabsehen zu können. Seht her! Wir sind verantwortungsbewusste Weltbürger (“weltoffen” halt) und nicht so biedere Hinterwäldler wie ihr. Natürlich stehen dem Mensch zur “Weltoffenheit” viele Möglichkeiten zur Verfügung: Man hätte ein arabischer Muezzin werden können, ein grönländischer Waljäger oder ein amerikanischer Taxifahrer. Man kann aber nicht jeden Tag etwas anderes sein- oder von einer Kultur in die andere fallen. Ein bisschen Kontinuität im leben muss schon sein 🙂
Kleopatra
17. Mai 2024 @ 21:33
Ich erinnere daran, dass die EU keine Probleme hatte, Staaten als Mitglieder aufzunehmen, in denen noch nicht einmal heterosexuelle Ehen geschieden werden konnten (von neumodischen Ideen wie der Ehe für Homosexuelle gar nicht zu reden). Die Begründung (z.B. in der EU-Grundrechtecharta) war, dass man diese Frage den Mitgliedstaaten zur freien Entscheidung überlässt. Kann man so sehen; dann sollte die EU aber auch dazu stehen und nicht so tun, als hätte sie (als EU) einen Standpunkt, den sie mangels Zuständigkeit gar nicht einnehmen kann bzw. darf.
Hedda Gabler
17. Mai 2024 @ 15:08
Dass sich die LGBTIQ+ community vereinnahmen lässt, finde ich eine unzutreffende Aussage. Ich selbst identifiziere mich als queer und non-binär, aber ich sehe keine geeinte Community, die sich gegen diese Vereinnahmung zur Wehr setzten könnte. Ich denke, dass auch genau deswegen der Bezug zu LGBTIQ+ genutzt wird. Die Community ist zu zerspilttert und wo sie geeint ist, zu klein und marginalisiert, um sich genug Gehör zu verschaffen. Dabei ist ja es eigentlich offensichtlich, dass von der Leyens Parteienfamilie und ihre Rechten Verbündeten nicht auf unserer Seite sind. Schlussendlich dient der ganze LGBTIQ+ Bezug ja nur dazu, sich ohne etwas in der Welt zu verändern sich als liberal zu inszenieren und indirekt zu sagen, wir seien besser und fortschrittlicher als der Rest der Welt.
ebo
17. Mai 2024 @ 16:00
Danke für diese Einschätzung. Wahrscheinlich haben Sie recht, die Bewegung ist zersplittert.
Das ändert aber nichts daran, dass die EU-Politiker sie nutzen, um sich selbst und ihre angebliche Liberalität zu feiern – allen voran wie immer VDL…