Neues vom Wirtschaftskrieg (238): “Europa leidet an Nebenwirkungen”
Die EU-Kommission begrüßt Eingriff in die Medienfreiheit. Die Sanktionen erweisen sich als Bumerang für Europa. Und Putin klagt über eine Verzerrung des Wettbewerbs. Deutschland und damit ganz Europa leide schon jetzt an den Nebenwirkungen.
- “Sanktionen verzerren den Wettbewerb”. Russlands Präsident Wladimir Putin hat die westlichen Sanktionen als Teil einer die gesamte Weltwirtschaft schädigenden Wettbewerbsverzerrung kritisiert. “Das sind nicht marktgerechte, absolut dumme und perspektivlose Entscheidungen”, sagte Putin vor Vertretern russischer Staatsmedien zum Ende seines Besuches in China in der Stadt Harbin. Die USA würden mit diesen Sanktionen den Dollar schwächen und den “Ast absägen, auf dem sie sitzen”, meinte der Kremlchef. Deutschland und damit ganz Europa leide schon jetzt an den Nebenwirkungen der selbst verhängten Restriktionen. (dpa) Zuvor hatte Putin angeboten, mehr Energie nach China zu liefern. Beide Länder rücken immer enger zusammen – noch eine unerwünschte Nebenwirkung der Sanktionen…
- “Geopolitische Waffe gegen Europa”. Statt Russland zu schaden, verschaffen die Sanktionen China und Indien einen Wettbewerbsvorteil. Auch die USA profitieren aufgrund gesteigerter Öl- und Gasverkäufe nach Europa davon. Während die russische, chinesische und die amerikanische Wirtschaft wachsen, wirken die Handelsbeschränkungen wie eine gegen Europa gerichtete geopolitische Waffe. Anhand der Auswertung offizieller Wirtschaftsdaten werden die Zusammenhänge und Dimensionen deutlich. (Nachdenkseiten) – Demgegenüber behauptet die EU-Kommission, Europa profitiere von dem Verzicht auf russisches Gas. Allerdings legte sie keine Belege vor, es gibt bis heute keine öffentlich zugängliche Folgenabschätzung...
- EU-Kommission begrüßt Eingriff in Medienfreiheit. The Commission welcomes the Council decision to suspend the broadcasting activities of four more media outlets (Voice of Europe, RIA Novosti, Izvestia and Rossiyskaya Gazeta) in the EU or directed at the EU, in view of their role supporting and justifying Russia’s war of aggression against Ukraine. (EU Commission) – Die Kommission behauptet zwar, sie wolle die journalistische Freiheit nicht einschränken. Doch genau das wird passieren. Moskau hat bereits Vergeltungs-Maßnahmen gegen europäische Journalisten angekündigt… – Siehe auch “Voice of Europe; Brüssel sperrt russische Medien”
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Karl
18. Mai 2024 @ 08:40
Als Ziel der NATO galt bisher: „to keep the Russians out, the Americans in, and the Germans down“ (Lord Ismay, erster Nato-Generalsekretär)
Wegen ihrer Furcht vor einer Zusammenarbeit Deutschlands mit Russland haben die USA nun Russland in die Arme Chinas getrieben. Sie haben mit ihrer Sanktions- und Energiepolitik die Wirtschaft Deutschlands und Europas schwer gestört (wie von ihnen erwünscht) – und sich trotzdem ins eigene Knie geschossen.
Da die Europäer das alles hinnehmen wie Schafe oder „Masthühner“ (Michael von der Schulenburg), gehen sie immer weiter auf diesem Weg: „Der Lange Weg zum Krieg“ – sehr lesens- und bedenkenswert das neue Buch von Günter Verheugen und Petra Erler. Da steht alles drin, brandaktuell, gut gegliedert und verständlich von außenpolitischen Profis geschrieben: vom einstigen EU-Erweiterungskommissar und SPD-Generalsekretär (als in der SPD noch Sozialdemokratie und Friedenspolitik drin war!) und der noch klügeren Büroleiterin, dann Lebenspartnerin Petra Erler, ein „Kind des Ostens“; bis heute betreibt sie ihren vielgelesenen außenpolitischen Substack-Blog. Erschien vor wenigen Tagen: Das Buch lese ich gerade zum zweiten Mal.