Bruch in der Klimapolitik, Dänemark übernimmt – und Gipfel in Moldau
Die Watchlist EUropa vom 05. Juli 2025 – heute mit der Wochenchronik.
Die vergangene Woche markiert einen Bruch in der europäischen Klimapolitik. Zwar will die EU-Kommission an starren Klimazielen festhalten – bis 2040 sollen 90 Prozent CO2 gegenüber 1990 eingespart werden, so die Ansage aus Brüssel.
Doch erstmals wird ein Teil der Anstrengung – bis zu drei Prozent – ins Ausland ausgelagert. Damit räumt die EU ein, dass sie ihr Endziel – Klimaneutralität bis 2050 – nicht aus eigener Kraft schaffen wird.
Der eigentliche Bruch vollzieht sich aber hinter den Kulissen. Deutschland, Frankreich und Polen ziehen nicht mit. Berlin will nur 88 Prozent sparen. Paris und Warschau wollten kein neues Klimaziel; nun werden sie es aufweichen.
Offenbarungseid im November?
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Bei der internationalen Klimakonferenz COP30 im November in Brasilien droht der Offenbarungseid. Dort ist ein Klimaziel für 2035 gefordert. Doch bisher können sich die 27 EU-Staaten nicht einmal auf eine Position für 2040 einigen…
Auch die Wirtschaft steigt aus. “Wie die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2040 europaweit um 90 Prozent reduziert werden können, ist (…) aktuell nicht erkennbar”, erklärte die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie.
Kurz nachdem die Kommission ihren Plan beschlossen hatte – nicht ohne Probleme, zumindest ein Kommissar sagte Nein – empfing Behördenchefin von der Leyen elf Konzernchefs, die sich über ihren Dirigismus beschwerten.
Anpassung? Fehlanzeige!
Doch nicht nur die Wirtschaft ist unzufrieden. Klimaschützern geht das Ganze nicht weit genug. Und Praktiker beklagen – völlig zu Recht – das die EU immer noch einen Plan zur Anpassung an die Klimakrise schuldig geblieben ist.
Brüssel ächzte unter einer Hitzewelle mit 35 Grad, als von der Leyen & Co. ihre Pläne für 2040 vorstellten. Wie wir hier und jetzt mit Hitze, Dürre, Waldbränden etc. umgehen sollen, wollte die Kommission aber nicht verraten.
Sie leistet zwar Nothilfe, etwa bei Waldbränden. Doch um die Bürger hat sie sich bisher kaum gekümmert. In der letzten Woche haben sich viele Hitzegeplagte auf die Schnelle um eine Klimaanlage fürs Homeoffice bemüht.
Doch die Nachfrage war größer als das Angebot, auch der Autor dieses Blogs ist leer ausgegangen…
Siehe auch “Der Klimaschutz wird ausgelagert”
Was war noch?
- Dänemark übernimmt den EU-Vorsitz. Zum Auftakt der sechsmonatigen Ratspräsidentschaft hat die dänische Regierungschefin Frederiksen der Ukraine die Treue geschworen, mehr Waffen und Sanktionen versprochen und gelobt, den EU-Beitritt voranzubringen. Mögliche Widerstände aus Ungarn will sie übergehen – zur Not sogar, in dem Ungarn das Stimmrecht entzogen wird. – Frage: Warum stellt sich ausgerechnet Dänemark so sehr in den Dienst der Ukraine, wo die größte Gefahr doch in den USA lauert (wg. Grönland)? – Siehe auch Frediksen hat Angst
- Erster EU-Gipfel in Moldau. Beim ersten Moldau-Gipfel hat Kommissionspräsidentin von der Leyen die Vorteile eines Beitritts des kleinen osteuropäischen Landes zur EU hervorgehoben. “Wenn Moldau der Europäischen Union beitritt, werden wir alle sicherer, widerstandsfähiger und geeinter sein”, sagte von der Leyen. – Wie kommt sie darauf? Moldau ist das ärmste Land Europas, selbst unter seinen Bürgern gilt es als “failed state” – weshalb sie massenhaft in die EU auswandern…
- Eiszeit zwischen Brüssel und Peking. Seit einem Besuch des chinesischen Außenministers Wang Yi in Brüssel haben sich die Beziehungen der EU zu Peking empfindlich abgekühlt. Nun eskaliert auch noch der Handelsstreit. – Schlechtes Timing, denn auch der Zollstreit mit den USA eskaliert. Wenige Tage vor dem Ablauf der Deadline am 9. Juli ist immer noch kein Deal in Sicht… – Mehr im Blog
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Arthur Dent
5. Juli 2025 @ 17:44
Nach erreichen der Klimaneutralität im Jahr 2050 haben wir dann von Skandinavien bis Gibraltar im Sommer eine garantierte Wohlfühltemperatur von sagen wir
höchstens 28 Grad Celsius? Im Winter nicht zu kalt und mit Schnee zu Weihnachten in Deutschland?
Bislang läuft Klimaneutralität in etwa so: Man setzt sich ein Ziel (2050) und
rechnet nun rückwärts (Excel), was bis dahin alles zu geschehen hat. Sozioökonomische Belange oder technische Machbarkeit spielen keine Rolle. Es kommt z.B. gar nicht darauf an, ob wir 2030 oder 2038 aus der Kohle aussteigen, es kommt darauf an, möglichst wenig Kohle zu verbrennen. Wir hätten Kernkraft- und Kohlekraftwerke in Reserve nehmen können, die im Jahr nur einige hundert Stunden laufen, stattdessen schaltet man alles ab und will neue Gaskraftwerke bauen. Die veranschlagten 10 GW sind aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, man braucht vermutlich 4 – 5 mal soviele, und die müssten praktisch alle gleichzeitig gebaut werden. Wie bitte soll das gehen?
(Ich vermisse immer noch die von der jetzigen Raumfahrtministerin prognostizierten Lufttaxis, als sie noch Digitalministerin war). Wo ist denn der Wasserstoffhochlauf der EU?
Wie geht Landwirtschaft ohne Dünger? Schon mal einen E-Trecker gesehen, einen batteriebetriebenen Mähdrescher oder Airbus? Australien macht schon seit den 1950er Jahren Home-Schooling, in Deutschland ist das unmöglich.
ebo
5. Juli 2025 @ 19:31
Wir sind ja jetzt schon fast bei den 1,5 Grad Erwärmung, die eigentlich nicht überschritten werden sollten. Die Klimaneutralität 2050 wird (selbst wenn wir sie erreichen) daran nichts mehr ändern. Ich würde daraus allerdings nicht schließen, dass man gar nichts mehr machen sollte. Vordringlich ist jetzt aber nicht mehr die Dekarbonisierung, sondern die Anpassung an die neuen Realitäten. Beides sollte Hand in Hand gehen, ohne starre Vorgaben aus dem 25-Jahres-Plan
Michael
5. Juli 2025 @ 14:40
Ist es nicht die EU selbst die Korruption in Moldau massiv forciert!?