Belarus: Sanktionen gegen Atomwaffen, vielleicht
Wie reagiert die EU auf die geplante Stationierung von russischen Atomwaffen in Belarus? In Brüssel weiß man nicht so recht – und vergisst die eigene Aufrüstung.
Erst erklärte Chefdiplomat Borrell, die EU werde mit Wirtschaftssanktionen reagieren. Doch heute – nur einen Tag später – ruderte er wieder zurück. Erst mal müsse man das Vorgehen Russlands abwarten.
Bisher ist noch gar nichts passiert. Die Nato und die USA ließen wissen, man habe keine verdächtigen russischen Bewegungen an den Atombunkern registriert. Deshalb werde man vorerst auch nichts unternehmen.
Doch selbst wenn? Was würden Sanktionen gegen Atomwaffen ausrichten? Nichts. “Auf die Pläne Russlands kann solch eine Reaktion natürlich keinen Einfluss nehmen”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow zu möglichen Strafmaßnahmen.
Vielleicht sollte Borrell nochmal nachdenken – und auf Diplomatie setzen. Das ist schließlich sein Job – und hilft im Zweifel mehr, als wie ein aufgescheuchtes Huhn herumzugackern und mit sinnlosen Sanktionen zu drohen.
Auch die Nato sollte in sich gehen. Noch im Herbst hat sie Übungen mit den Atomwaffen gemacht, die die USA in EUropa stationiert haben. Zudem verlegt sie immer mehr Material an die Grenze Russlands; B-52 gelten nicht gerade als Defensivwaffen.
Zuletzt haben die USA für ihre 10.000 Soldaten sogar die erste ständige Garnison in Polen eröffnet. Großbritannien will Munition mit abgereichertem Uran an die Ukraine liefern, Deutschland schickt Leopard-Kampfpanzer.
Vielleicht ist es das, was Moskau zu seiner beunruhigenden Ankündigung bewegt hat?
Siehe auch “Die offensive Drohung der Nato”
P.S. Polen hat übrigens schon im Herbst “angeboten”, US-Atomwaffen auf seinem Territorium zu stationieren. Auch das dürfte der Kreml in sein Kalkül einbeziehen…
P.P.S. “In der Nato gibt es seit langem die Praxis ‘gemeinsamer Nuklearmissionen’, die Flugzeuge der Bündnismitglieder werden für Flüge mit Atomwaffen zertifiziert, das Flugpersonal wird für solche ‘Missionen’ ausgebildet, es werden entsprechende Übungen absolviert”, hieß es in Minsk zur Begründung der umstrittenen Stationierung von russischen Atomwaffen. “Mehr als 150 taktische US-Atomwaffen werden auf dem Territorium europäischer NATO-Mitgliedsstaaten gelagert, mehr als 250 Flugzeuge wurden für ihren möglichen Einsatz vorbereitet.”
Arthur Dent
27. März 2023 @ 22:57
Danke Herr Bonse – auch ich wollte fragen: Kann Chefdiplomat Borell auch Diplomatie oder nur immer schwadronieren wie ein Kommisskopf. Vielleicht sollte er wirklich mal nachdenken – aber vor Inbetriebnahme des Mundwerks, danach ist es zu spät.
KK
27. März 2023 @ 20:00
„Auch die Nato sollte in sich gehen. Noch im Herbst hat sie Übungen mit den Atomwaffen gemacht, die die USA in EUropa stationiert haben. Zudem verlegt sie immer mehr Material an die Grenze Russlands; B-52 gelten nicht gerade als Defensivwaffen.“
Auch der ansonsten zahmste Hund beisst irgendwann, wenn er sich bedroht fühlt… und die NAhTOd macht seit über 25 jahren nichts anderes, als einem russischen Bären auf den Pelz zu rücken und diesen immer dreister zu bedrohen… wo ein Hund vielleicht nur beisst, da macht ein Bär tabula rasa…
Das Spitzenpersonal der EU ist derzeit wirklich unter aller Sau.
Hekla
27. März 2023 @ 19:45
Aktion und Reaktion.
Schade nur, dass die Truppenverlegungen und – konzentrationen im östlichen NATO- Bereich von der Öffentlichkeit kaum bemerkt werden, da sehr wenig und dann auch eher indirekt darüber berichtet wird. So können die russischen Reaktionen leicht irrational wirken, ohne jegliche Vorgeschichte und ohne logischen Zusammenhang. Aber das passt ja zum Hauptnarrativ des ganzen Ukraine-Kriegs: eine Vorgeschichte gibt es nicht, das Ganze ist völlig unprovoziert, unerwartet und überraschend aus dem Himmel gefallen.