Ausgerechnet Schröder

Nun hat die SPD den Wahlkampf also doch noch eröffnet. Mit Attacken auf die Kanzlerin will sich Kandidat Schulz wieder in Erinnerung rufen. Außerdem stützt er sich auf Altkanzler Schröder – ausgerechnet.

Der “Genosse der Bosse” ist in die Jahre gekommen. Dennoch hat Schröder immer noch das, was Schulz fehlt: den absoluten Willen zu Macht, die Ausstrahlung des Alpha-Tiers.

Man müsse die Macht unbedingt wollen, rief Schröder seinem Möchtegern-Nachfolger zu. Doch will Schulz wirklich ins Kanzleramt? Und wenn ja – warum beruft er sich ausgerechnet auf Schröder?

Der hat bei seiner letzen Wahl zwar eine beachtliche Aufholjagd hingelegt, am Ende aber doch gegen Merkel verloren. Zuvor hatte er die SPD mit der Agenda 2010 zerlegt und verbrannte Erde hinterlassen.

Taugt dieser “Ex” wirklich als Mutmacher für Schulz? Wohl kaum. Schröder steht für die “neue Mitte”, für neoliberale Reformen, für den Zynismus der Macht – also all das, was überall abgewählt wurde.

Nur die Agenda-Politik ist von Schröder übrig geblieben. Sie hat es sogar nach Brüssel und nach Paris gebracht. Doch Berlin  braucht keine Wiederauflage der Agenda, sondern eine andere Politik.

Dafür müsste Schulz neue Mehrheiten organisieren – die er mit Schröder aber bestimmt nicht bekommt. Das Signal, das von diesem Parteitag ausgeht, ist eher schwarz-rot oder schwarz-rot-gelb als R2G.

Aber vielleicht glaubt Schulz ja auch gar nicht mehr an den Sieg. Vielleicht denkt er schon weiter – an die Europawahl 2019 und die Nachfolge von Kommissionschef Juncker. Schon 2014 wollte er die EU-Behörde führen.

Damals ging das schief, Merkel setzte ihm Juncker vor die Nase. Aber Schulz ist hartnäckig. An den Toren des Kanzleramts hat er noch nicht gerüttelt, an denen der Kommission schon mehrfach…

Siehe auch “Was Schulz jetzt tun müsste”