Wann tritt eigentlich Cameron zurück?
Wann tritt Labour-Chef Corbyn zurück? Das scheint die heißeste Frage des Tages zu sein, nachdem er ein Misstrauensvotum verloren hat. Doch was ist eigentlich mit Brexit-Premier Cameron?
Der größte Zocker (und Verlierer) der EU-Geschichte wird beim Gipfel in Brüssel wie ein guter alter Freund empfangen. Kanzlerin Merkel & Co. wollen ihn noch ein paar Wochen im Amt halten.
Von Rücktritts-Forderungen keine Spur. Schließlich ist Cameron ja ein Konservativer. Seine Tories haben in Brüssel zwar einen eigenen Club, den ECR, aber behandelt wird er wie ein EVP-Parteifreund.
Dass die EU-Chefs auch anders können, haben sie vor einem Jahr gezeigt. Da hatte es ein gewisser Tsipras gewagt, ein Referendum gegen den EU-Kurs abzuhalten – und sogar gewonnen!
Damals forderte sogar Parlamentspräsident Schulz seinen Rücktritt und die Einsetzung einer Technokraten-Regierung. Ist ja auch logisch, Tsipras ist ein Linker, wie Corbyn.
Offenbar gibt es in der EU zweierlei Maß für politische Verantwortung – je nachdem, ob man dem herrschenden Rechts-Block unter Merkel angehört, oder einem anderen Lager…
alex
29. Juni 2016 @ 09:35
@Peter Nemschak: Sie sehen keinen Unterschied zw. Cameron & Corbyn was einen Rücktritt betrifft? Darf ich ihnen dabei helfen zu verstehen was Verantwortung im Ansatz bedeutet? Der Eine, ein Regierungschef, also Cameron, verspricht seinem Wahlvolk ein EU-Referendum um seine politische Haut und die der Konservativen in UK vor den nächsten Wahlen zu retten und verzockt sich letztendlich dabei, zugleich wird klar, dass Cameron und seine Partei keine Strategien für die Zeit nach einem Brexit entwickelt hatten – eine absolute politische Fahrlässigkeit u. Verantwortungslosigkeit ohnesgleichen, gegenüber der EU insgesamt und UK im Einzelnen. Der Andere, ein Oppositionspolitiker ohne wirkliche Macht (Corbyn) beklagte mehrfach das Demokratiedefizit der EU vor dem Referendum, weist immer wieder auf viele ungelöste Probleme der EU hin, die man besser angehen sollte, denn ansonsten mache eine EU keinen Sinn bzw. sei instabil, warnt aber eindringlich vor einem Brexit und den Folgen. Bereits ein Kleinkind kann zwischen einem Bauernopfer und einem wirklichen Täter unterscheiden – auch in Österreich.
Peter Nemschak
29. Juni 2016 @ 14:49
Eine Führungspersönlichkeit wirkt anders als der charismalose und eher Mitleid erregende als Respekt gebietende Corbyn. Mit ihm hat Labour keine Chancen an die Macht zu kommen. Als Spitzenpolitiker ist man Täter und nicht Opfer – for the better or worse.
alex
29. Juni 2016 @ 19:38
Wenn sie Corbyn für einen Täter halten, der deswegen rücktreten muss, dann benenne sie mal, was er alles verbrochen hat?
ebo
29. Juni 2016 @ 19:58
@alex Nemschak ist ein Neoliberaler. Für ihn muss Cameron bleiben, weil er aus dem konservativen Establishment kommt und mit Merkel befreundet ist und Corbyn gehen, weil er links ist. Ist doch logisch, oder?
Peter Nemschak
29. Juni 2016 @ 07:33
Was Rücktritte betrifft sehe ich keinen Unterschied zwischen Cameron und Corbyn. Die Hybris der Macht kennt keinen Unterschied zwischen rechts und links, auch wenn die Linken moralisch sich überlegen fühlen. Etwas mehr Bescheidenheit stünde ihnen gut an.