Nachhilfe für die “Euroretter”
Ist die Strategie der “internen Abwertung” falsch? Dies legt eine neue Studie von Weltbank-Ökonomen nahe. Griechenland und andere Krisenländer hätten demnach gar kein Wettbewerbsproblem, sondern wurden Opfer eines durch die Euro-Einführung ausgelösten Kredit-Booms.
Wenn die Ergebnisse stimmen, müssten die “Euroretter” eine neue schwere Niederlage einstecken. Schon vor zwei Jahren wurden sie vom IWF belehrt, dass die Austeritätspolitik die Krise verschlimmert hat.
Nach der Debatte über die so genannten “fiskalischen Multiplikatoren” droht nun auch noch eine über Wettbewerbsfähigkeit und makroökonomische Ungleichgewichte.
Denn die Ökonomen kommen zu dem Schluss, dass die Ungleichgewichte weniger durch zu hohe Löhne und mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, als vielmehr durch die Geldschwemme nach der Euro-Einführung ausgelöst wurde. Zitat:
The findings corroborate the view that, up until 2008–09, the growing external imbalances in the Eurozone periphery were mainly driven by a domestic demand boom triggered by greater financial integration and the resulting surge in credit and intra-regional capital flows. The deterioration of the periphery’s competitiveness played only a minor role. Subsequently, severe growth contractions and the spike in real interest rates since 2009 have been associated with the periphery’s diminishing external imbalances.
Etwas platt gesagt: Es waren die Märkte, die die Peripherie mit Geld überschwemmt haben, die zu wachsenden Ungleichgewichten führten. Es waren nicht die “Pleite-Griechen”, die zu hohe Löhne kassierten!
Daraus folgt, dass die Politik des Sozialabbaus, de Lohnsenkung und der neoliberalen “Strukturreformen” am eigentlichen Problem vorbeigeht. Interne Abwertung ist nicht das, was Griechenland & Co. brauchen!
Vielmehr geht es darum, Investitionen zu erleichtern und das Humankapital zu schützen – eine Politik, die Deutschland während der Krise selbst erfolgreich eingesetzt hat (während Merkel das Gegenteil empfahl). Zitat:
This broader structural reform agenda, as well as complementary, productivity-enhancing public investments in physical and human capital, should not be lost from sight by the focus on labour cost competitiveness as a remedy to external imbalances in the drive to prevent future crises.
Auf die Reaktion unserer “Euroretter” darf man gespannt sein. Vermutlich erklären sie die Debatte wieder für “nicht hilfreich” – und verbannen die Studie im Giftschrank…
photo credit: bernat… via photopin cc
Lenny
10. Februar 2014 @ 14:51
“Wenn die Ergebnisse stimmen, müssten die “Euroretter” eine neue schwere Niederlage einstecken. Schon vor zwei Jahren wurden sie vom IWF belehrt, dass die Austeritätspolitik die Krise verschlimmert hat.”
Niederlage? Hat sich seit dem irgendetwas in der Politik bezüglich Austerität verändert? Nein? Ach sag bloß, wird sich jetzt etwas ändern? Genau..NEIN. Wenn man jetzt ein wenig weiter denkt, dann kommt man vlt darauf, dass die Ergebnisse exakt so erwünscht sind. Aber das ist ja VT .. ^^
fufu
8. Februar 2014 @ 23:47
@winston
es soll Satire sein, aber wer weiss ? Realistisch ist es auf jeden Fall.
winston
8. Februar 2014 @ 23:09
@fufu
Ja passt wie die Faust aufs Auge.
Mir wurde das ganze schon 2010 hochsuspekt, als Merkel 2010 die EZB blockierte um Griechenland zu helfen, da hätte man mit ein paar Peanuts, schätze um die 50 mrd. die ganze Sache entschärfen können, nix, aus Deutschland kam immer die selbe Antwort, NEIN, NEIN, NEIN, wärend sich die Krise immer weiter ausbreitete und weiterhin ausbreitet.
Allerdings bezweifle ich das der Plan aufgeht, im Ausland beginnt man langsam dumme Fragen zu stellen, auch das Deutsche ansehen ist rapide am sinken, nur bekommt das der 08/15 Michel nicht mit, der ist mittlerweile von der Deutsche Propaganda dermassen eingelullt, das selbst wenn die Fakten schwarz auf weiss auf dem Tisch liegen, immer noch über die Faulencorrupten Südländer rumjammert, wobei die Krise bereits Holland und Finnland erfasst haben.
Sollte was dahinter stecken und die Sache auffliegen, wird’s lustig, vorallem für Deutschland.
winston
8. Februar 2014 @ 21:22
Es ging in keinster Weise um die Rettung Griechenlands, Griechischem Volk und schon gar nicht um die Griechische Wirtschaft, die wurde völlig Platt gemacht, sondern hautsächlich um die Rettung des durch die Subrimekrise in massiver Schieflage geratene Bankensystem Frankreichs und Deutschlands.
Die Rettungsmassnahmen(geflügeltes Wort für Austeritätsmassnahmen) wurden im IWF Board von den Mitglieder Schweiz, Argentinien, Iran und vom gesamten BRIC Block (Russland, China, Brasilien, Australien, Indien) aufs schärfste kritisiert.
Die Deutsche Berichterstattung bezüglich Eurokrise kann man problemlos auf einer Stufe setzen mit Göbbels Propagandabüro.
Sie ist nicht nur Dumm sondern Hochgefärlich, um sich ein objektives Bild über die Eurokrise zu verschaffen kommt nicht umhin in US Blättern zu informieren.
Hochpeinlich ist auch die Behauptung um die Eurokrise zu lösen müsse man die Binnenwirtschaft zerstören, damit löst man nicht nur eine humanitäre Katastrophe aus sondern vergrössert das Problem Kontinental und Global, oder meint jemand mit einer völlig brachliegen innennachfrage würde sich das Steuersubstrat erhöhen?
http://online.wsj.com/public/resources/documents/Greece-IMF-2010-Bailout-Minutes.pdf
http://blogs.wsj.com/brussels/2014/01/31/the-history-of-the-imf-and-greeces-bailout/
Peter Nemschak
9. Februar 2014 @ 12:22
Auch die Amerikaner, ähnlich wie die Schweden Anfang der 90-iger Jahre, haben in der Krise ihr Bankensystem gerettet, allerdings etwas intelligenter als die Europäer durch Equity des Staates (Enteignung der bestehenden Aktionäre und nachrangigen Gläubiger) und nicht Kredite. Ein Bundessstaat tut sich diesbezüglich leichter. Bei Griechenland hatte man Sorge, ein Präjudiz für Spanien und Italien zu schaffen. Im übrigen kann man durch Kredite wirtschaftliches Wachstum nicht nachhaltig erzeugen, ebenso wenig wie durch einseitige Liberalisierung des Arbeitsmarktes. Dafür benötigt man tief greifende Strukturreformen, die weite Gruppen der Bevölkerung treffen. Wenn an der Sanierung nicht alle Gruppen eingebunden werden, ist sie politisch nicht durchsetzbar. Positives Beispiel: die Liberalisierung in Schweden in den 90-iger Jahren, was europäische Linke ungern hören.
Die Krise hat viele Ursachen. Monokausalen Erklärungen sollte jeder misstrauen, der sich ein wenig mit Ökonomie beschäftigt hat. Auch der ewige Streit, ob angebots- oder nachfrageorientierte Erklärungen besser die Wirklichkeit beschreiben, greift zu kurz. Fufu hat dankenswerter Weise auf kulturelle Aspekte hingewiesen. Menschliches Verhalten muss im sozialen und politischen Kontext gesehen werden. Ein rumänischer Arzt, um ein Beispiel zu nennen, wird sich in Rumänien anders verhalten als in einem westeuropäischen Land, wohin er emigriert ist, ebenso der “faule” Grieche im Silicon Valley Kaliforniens.
fufu
7. Februar 2014 @ 23:34
Ich weiss nicht ob was dahintersteckt, der ganze Ablauf wuerde aber passen.
http://www.politplatschquatsch.com/2011/10/das-euro-geheimnis-der-hades-plan.html
fufu
7. Februar 2014 @ 13:04
Die Diskussion in Deutschland ueber die faulen Pleitegriechen, ebenso die genannte Studie (und einige Kommentare hier) zeigt lediglich wie gross der Mangel an interkulturellem Verstaendnis ist. Dieser Mangel fuehrt zu grotesken Fehlbeurteilungen und Reaktionen. Man muss wohl einige Jahre (oder vielleicht sogar Jahrzehnte) tief in eine fremde Kultur eintauchen um diese annaehernd zu verstehen.Und in Europa gibt es viele Kulturen. Manche die nicht offen und tollerant genug sind verstehen diese moeglicherweise nie.
Die Suedlaender (ich verallgemeinere jetzt) sind nicht fauler als die Deutschen, im Gegenteil. Sie sind auch reicher (ja sie sind reicher). Sie sind auch sozialere Wesen, deshalb gibt es auch Korruption, die sogenannte Vetternwirtschaft gehoert zum System. Die Bevoelkerung weiss, dass der Staat und die Politiker korrupt sind, deshalb werden Steuern moeglichst vermieden, und das wird (wurde) auch vom Staat tolleriert solange alle ihren “gerechten” Anteil hatten. Dieser war eine Frage des sozialen Konsenses. Der Staat spielt eine geringere Rolle, wichtiger ist das soziale Gefuege, die Familie, das private Vermoegen fuer die Altersversorgung. Ein Grieche waere niemals so bloed sein Leben lang Geld in ein Lebensversicherung einzuzahlen, da er weiss, dass der Staat dieses Geld frueher oder spaeter soundso klaut. Die Waehrungabwertung war ein genialer Mechanismus um Exzesse wieder auszugleichen, man sparte halt in Immobilien oder Gold, der Rest ging zur Freude der Wirtschaft in den Konsum.
All dies ist in den Genen dieser Menschen verankert. Ihr System hat funktioniert und wenn es nicht mehr funktioniert hat gab es Anpassungsmechanismen im sozialen Konsens oder Streit. Und der Lebensstandard, vielleicht nicht gemessen am Bruttosozialprodukt effektiv aber schon, war hoeher als in Deutschland (nochmal, ja er war hoeher).
Und jetzt kommen ein paar Nordlichter, die nur Buletten, Bier, Chips und schlechtes Wetter kennen, und wollen diesen Leuten sagen wie sie sich in Zukunft zu organsieren haben. An deren Stelle wuerde ich diese Leute zum Teufel jagen.
thewisemansfear
7. Februar 2014 @ 18:47
Danke für diesen wertvollen Beitrag. Im übrigen kann jeder mal nachdenken, wo genau sich Lobbyismus und Korruption unterscheiden. Von weiter weg betrachtet sehen beide zum Verwechseln ähnlich aus.
GS
7. Februar 2014 @ 12:16
Keine ganz neue Erkenntnis, oder? Wurde in den Kommentaren zu diesem Blog doch schon häufiger erwähnt, dass die Währungsunion massive Verwerfungen bei den Kapitalströmen verursacht, eben weil die Zinsniveaus der südlichen Staaten nach Maastricht innerhalb weniger Jahre ohne eigenes Zutun auf deutsche Niveaus abgesunken sind. Erst Boom, dann Bust.
ebo
7. Februar 2014 @ 12:28
@GS
Ja, das ist keine neue Erkenntnis. Brisant ist aber die Schlussfolgerung, dass die Politik der “internen Abwertung” falsch bzw. nur bedingt hilfreich ist. Denn diese Politik verfolgen Merkel & Co. mehr denn je, seit sie die Banken- und Eurokrise zur “Wettbewerbsfähigkeitskrise” umdefiniert haben…
Peter Nemschak
7. Februar 2014 @ 13:06
Führen unterschiedliche Inflationsraten, wie von popper argumentiert, nicht letztlich zu einer Wettbewerbsfähigkeitskrise, wenn sie nicht durch Währungsab- bzw. aufwertungen kompensiert werden? Währungsabwertungen machen die Lohnempfänger ärmer, wenn sie nicht durch erhöhte Löhne ausgeglichen werden. Dies ist angesichts des globalen Wettbewerbs um Arbeitsplätze nur beschränkt möglich. Konsequenz: mit oder ohne Euro wäre der materielle Lebensstandard für die meisten Griechen geringer als in Deutschland oder der Schweiz.
ebo
7. Februar 2014 @ 11:49
Und hier noch etwas Background:
http://www.bullfax.com/?q=node-causes-eurozone-external-imbalances
ebo
7. Februar 2014 @ 11:46
@Tim
Vielleicht gefällt Dir diese Darstellung besser? In unseren deutschen Qualitätsmedien habe ich leider nichts gefunden…
http://www.irishexaminer.com/archives/2014/0207/business/internal-devaluation-during-euro-crisis-had-aposlimited-effectivenessapos-257997.html
Peter Nemschak
7. Februar 2014 @ 12:54
Danke für den lesenswerten Artikel.
Tim
7. Februar 2014 @ 10:20
Was ist denn das für eine krude Umdeutung der Realität? Daß die billigen Kredite die (ohnehin bestehenden) Probleme verstärkt haben, ist allen klar. Und daß dies zu einer Blase und damit zu nicht nachhaltigen Löhnen etc. geführt hat, ebenfalls. Die wegen der Kreditschwemme zu hohen Löhne sind eine Folge des Euros. Und wenn man nun nicht zu Einzelwährungen zurück möchte, bleibt nur eine plausible Strategie: interne Abwertung. Griechenland hat die Folgen der Euro-Kreditblase inzwischen ja unter großen Schmerzen fast abgebaut, so daß es bald wieder aufwärts gehen wird.
Diese “Studie” sieht einiges korrekt, vertauscht aber leider Ursache und Wirkung.
Und daß Leute “Opfer” werden, wenn sie selbst Kredite aufnehmen, gehört ja wohl in die Schubladen mit bizarrem Quatsch.
popper
7. Februar 2014 @ 10:16
Die Studie mag für vieles hilfreich sein. Eine Erklärung der Problematik ist sie nicht. Im Gegenteil, denn im Grunde wird der “Schwarze Peter” auf subtile Weise weiterhin bei den Südländern verortet. Sie kamen eben an billiges Geld und haben geprasst. Andererseits wird so getan, als handelten die Märkte rational, was ganz dem neoklassischen Schema entspricht und Ehrenrettung betreibt. Die Ungleichgewichte resultieren natürlich aus den nationalen Inflationsraten, die im Wechselspiel von Löhnen und Preisen sich in den EWU-Ländern sehr unterschiedlich entwickelt haben. D.h. diese Unterschiede in den Lohnstückkosten und Preisen haben die Kapitalströme nach sich gezogen und nicht die Kapitalströme haben die Ungleichgewichte verursacht. Die Vorstellung, hier handle es sich grosso modo um Kapitalströme deren Allokation falsch gelaufen ist, ist auch von manchem Keynesianer in diese falsche Sichtweise gedeutet worden. Denn in der inländischen Sicht lehnen sie es vehement ab, dass Ersparnisse die Investitionen bestimmen, um aber dann außenwirtschaftlich wieder stramm neoklassisch zu argumentieren. Ich halte nichts von Studien die den Status quo erklären, aber in der Ursachenanalyse ihren neoklassischen Idealen treu bleiben. Der IWF hat in der Vergangenheit auch viel Richtiges gesagt, aber wenn es um die Umsetzung geht, bleiben die Forderungen nach fortgesetzter Austerität erhalten, ganz im Sinne der “Euroretter”.
Peter Nemschak
7. Februar 2014 @ 12:39
Die von Ihnen erwähnten Ungleichgewichte (ausgedrückt in den unterschiedlichen nationalen Inflationsraten) gab es schon vor Einführung des Euro. Sie sind Ergebnis unterschiedlicher sozialpartnerschaftlicher Strukturen und Kulturen(Weichwährungsländer vs. Hartwährungsblock), die sich, wie sich gezeigt hat, nicht geändert haben. Ohne Transferunion lässt sich daher der Euro auf Dauer nicht halten. Strukturelle Geberländer werden permanent, die Betonung liegt auf permanent, die Länder des ehemaligen Hartwährungsblock sein. Ich zweifle daran, ob dies politisch auf Dauer durchsetzbar ist. Nur wenn es gelingt, die Öffentlichkeit in den ehemaligen Hartwährungsländern davon zu überzeugen, dass ihnen der Euro netto mehr nicht nur geldwerte Vorteile als Nachteile bringt, werden sie sich mit dem Gedanken an eine Transferunion anfreunden können. Politisch war, daran muss erinnert werden, die Bedingung Frankreichs, aber auch anderer europäischer Staaten für ihre Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung die Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion als Ausdruck ihrer Sorge um ein wiedererstarktes Deutschland. Ob diese Sorge von der Mehrheit der Deutschen heute als berechtigt empfunden wird, wage ich zu bezweifeln.
Brainflow
7. Februar 2014 @ 10:07
Zitat am 10 Jan 2013 – Interview mit Professor Wilhelm Hankel
Die Neue Luzerner Zeitung publizierte in der heutigen Ausgabe vom Dienstag, 8. Januar 2013, ein bemerkenswertes Interview mit dem deutschen Ökonomen und Euro-Kritiker der ersten Stunde, Prof. Dr. Wilhelm Hankel
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Heute gilt die Unsinnsgleichung, dass ein Euro in Griechenland so viel Wert ist wie in Deutschland. Doch die Kaufkraft liegt in Griechenland gemäss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) um 40 Prozent tiefer als in Deutschland. Mein Fazit: Ohne Euro ginge es ganz Europa besser. Die Gemeinschaftswährung hat die heutige, katastrophale Lage heraufbeschworen.
Ist der Euro noch zu retten? Oder steht er am Abgrund?
Hankel: Wahnsinn kann man nur eine gewisse Zeit lang betreiben. Was die Schweizerische Nationalbank mit den Eurokäufen macht, betreibt die EU auf monströse Weise im Grossen. Während die Schweizerische Nationalbank «nur» den Wechselkurs stabilisieren will, «rettet» die EU auf noch monströsere Weise ganze Volkswirtschaften und hält sie künstlich auf einem Stand, den sie längst nicht mehr haben. Aus währungs- und finanzpolitischer Sicht sind Staaten wie Griechenland, Spanien, Portugal bankrott. Die Euroretter vollführen eine Bankrottverschleppungspolitik, die sich nicht auf alle Ewigkeit aufrechterhalten lässt. Sie ist nicht zu bezahlen. Die Summen, die im Spiel sind, sind viel zu gross. Die Gesamtverschuldung in der südlichen Eurozone beläuft sich auf rund 13 Billionen Euro. Das entspricht viermal der jährlichen Wirtschaftsleistung Deutschlands.
Sind die Sparprogramme, welche die Troika Griechenland aufzwingt, nicht zielführend?
Hankel: Nein. Hier wird ein Patient quasi ohne Betäubung operiert. Die Euroretter erwarten auch noch, dass die Menschen die Einbussen bei den Einkommen, Renten und Sozialleistungen klaglos hinnehmen. Man kann aber gerade jungen Menschen nicht eine Zukunft ohne Perspektiven, ohne Aussicht auf eine Arbeit, zumuten. Wäre Griechenland nicht in der Eurozone, hätte es seine Währung schon vor Jahren abwerten und eine vernünftige, nationale Wirtschaftspolitik mit eigenen Wechselkursen und eigenen Zinsen verfolgen können. Die heutige Situation führt zum Beispiel dazu, dass Griechenland im eminent wichtigen Tourismussektor aus Kostengründen viele Kunden an die Türkei verloren hat. Athen wird von Brüssel fremdbestimmt.
….
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen !
Peter Nemschak
7. Februar 2014 @ 09:57
Die Märkte? Korrupte Politiker und Geschäftsleute in den betroffenen Ländern haben sich die Taschen gefüllt. Die lokalen Finanzaufsichtsbehörden haben die Immobilienblase verschlafen. Niemand hat sie daran gehindert gegenzusteuern. Warum hat Spanien eine Schattenwirtschaft von geschätzt einem Viertel des BIP? Warum sind Eur 500 Geldscheine dort so beliebt? Warum hat Griechenland noch kein Steuerabkommen mit der Schweiz? Dass Italien solide politische Strukturen und eine wachstumsfreundliche effiziente Bürokratie hat, kann wohl nicht ernsthaftet behauptet werden. Eben so wenig ist das etwas eigenartige Demokratieverständnis der Regierung Orban vertrauenerweckend. Ich verstehe nicht, warum ebo die Dinge auf den Kopf stellt, einseitig auf Merkel und ihre Parteifreunde losschlägt und so milde mit den korrupten Strukturen im Süden und Osten Europas verfährt. Dass die Märkte, im Klartext die Investoren, erhöhte Risikoprämien für Investitionen in den genannten Märkten verlangen, liegt auf der Hand. Verständlich, dass die Bürger in den Geberländern der EU sich zunehmend weigern, diese Missstände durch bedingungsloses neues Geld zuzudecken.
MacPaul
7. Februar 2014 @ 12:54
Da hat aber einer die Propaganda voll und ganz in sich aufgenommen. Respekt, das muss man auch erst mal fertig bringen!
Zum Thema Korruption: Deutschland steht diesbezüglich den “Ländern in der südlichen Peripherie” in nichts nach. Hört man nur nicht so gerne, und sagen darf man es eh nicht, wir sind ja sakrosankt hier. Nicht wahr?
Peter Nemschak
7. Februar 2014 @ 13:17
Auch Österreich ist, was die Korruption betrifft, nicht von schlechten Eltern. Allerdings lebe ich in einem Land, das jahrzehntelang von seiner Hartwährungspolitik profitiert hat. Durch den dadurch verursachten Kostendruck waren die Untermehmen gezwungen auf Produktiviät zu setzen. In Kombination mit einer produktivitätsorientierten Lohnpolitik der Sozialpartner hat das System jahrelang funktioniert, ungeachtet aller Schwächen, die zunehmend sichtbar werden. Das Problem heute: mangels ausreichender Wachstumsraten hat sich die Arbeitslosigkeit erhöht und es gibt insgesamt weniger zu verteilen, was den Verteilungskampf verstärkt hat. Zukunftsorientierte Strukturreformen (Bildung, Pensionen, Gesundheit) werden immer dringlicher.
Hannes
7. Februar 2014 @ 14:14
Ein Blick auf die Daten von Transparency International (Corruption Perceptions Index, Bribe Payers Index) bestätigt Herr Nemschaks Einschätzung vollumfänglich.
Haben Sie dem irgendetwas substantielles entgegenzusetzen außer einem arroganten Kommentar?
thewisemansfear
7. Februar 2014 @ 17:08
Zum Thema “corruptions perceptions index” (Korruptions-WAHRNEHMUNGS-Index) nur so viel.
“Denn TI ist naturgemäß nicht in der Lage, echte Korruption zu messen (die meisten korrupten Menschen geben das in Befragungen nicht zu, oder, wie TI selbst schreibt: “There is no meaningful way to assess absolute levels of corruption”) und befragt stattdessen letztlich alle möglichen Menschen und Gruppen, welches Land sie für besonders korrupt halten. Dadurch schneiden Länder, deren Korruption besonders im Fokus der Berichterstattung steht, quasi automatisch schlechter ab.”
Und wieder einmal spielt die Medienberichterstattung eine gewichtige Rolle.