Zerbricht nun (endlich) die Troika?
Die Euro”retter” sind heillos zerstritten. Wegen der harten Haltung des IWF zu Zyperns ist es nun zum offenen Streit in der Troika gekommen. Die EU-Kommission hält dagegen, die Eurogruppe wurde vertagt.
Der IWF hatte, offenbar mit deutscher Deckung, die Abwicklung auch der zweiten zyprischen Großbank gefordert. Dies lehnt Präsident Anastasiades strikt ab; er drohte sogar mit Rücktritt.
Die Sache ist so ernst, dass nun EU-Ratspräsident Van Rompuy versuchen muss, die Streithähne wieder zusammenzubringen. So etwas hat es in Brüssel noch nie gegeben.
Wenn der Streit anhält, könnte die Troika zerbrechen und die gesamte “Rettung” platzen. Es wäre höchste Zeit. Denn die Troika hat längst den letzten Rest an Autorität verspielt. Mehr zum Thema hier
Johannes
25. März 2013 @ 03:45
“Wenn der Streit anhält, könnte die Troika zerbrechen und die gesamte “Rettung” platzen. Es wäre höchste Zeit. ” Stimmt, dann brauchen wir im Norden gar keine Schulden des Südens mehr übernehmen und der Euro bricht auseinander, ja, das fände ich nach dem Mist mit Zypern gut. Und natürlich ist es gemein wenn man eine Bank schließen muss, Banken muss man immer retten, egal wie die Situation ist. Opel wird jetzt auch gerettet in Deutschland, oder? Und der kleine Betrieb um die Ecke der Pleite ist, auch, oder? Ach ne, da gilt die Marktwirtschaft, brutal, aber bei Banken muss man immer eine Ausnahme machen, die armen Banken. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Und ja, an den Problemen in Zypern hat Deutschland schuld, weil wir Zypern gezwungen haben eine Steueroase und Steuerparadies zu werden und gigantische Zinsen auszuzahlen. Ach ne, dazu wurde Zypern gar nicht von uns gezwungen, ja dennoch haben wir Deutsche an allem schuld, weil, weil, ja weil das so ist. Ganz ehrlich, anders kann ich diesen Mist nicht mehr hinnehmen als mit Humor. Das mit den Banken geht es entgültig zu weit und das Deutschland an allem schuld sein soll. Schade das Zypern gerettet wurde, kein guter Tag für Europa.
Andres Müller
24. März 2013 @ 22:57
Schäuble sagte das jene die in Zypern investiert hätten auch Risiken eingegangen seien.
Höchst interessant ist nun aber, dass in diesem Fall nur Einlagen belastet werden sollen, jedoch sollen weder die Inhaber von Banken-Anleihen noch Staatsanleihen angetastet werden. Das ist neu und entspricht nicht dem Vorgehen die Risiko angemessen zu verteilen.
Da wurde in der Euro-Gruppe offenbar nicht übersehen, dass der grösste Zypern-Zocker die EZB selbst zu sein scheint. Und noch schlimmer, offenbar besteht ein grosser Teil des EZB Eigenkapital aus Zypern -Bankenanleihen. Nicht nur das, der Anteil am EZB Eigenkapital durch Zypern-Papiere beträgt etwa 1/3, also rund 10-12 Milliarden Euro. Jetzt zeigt es sich das Zypern eben doch Systemrelevant ist, die deutsche FDP hat nun ihre Antwort bekommen:
http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2013/03/51128/
Nun beginne ich zu verstehen warum die EZB mit einem Ultimatum vorgeprescht ist und warum die reichen Investoren aus Russland zum Sündenbock gemacht wurden. Es ist ein Ablenkungsmanöver das hätte erlauben sollen Einlagen zu belasten und den Handel mit Bankenanleihen und Staatsanleihen hätte verschonen sollen. Ein übler Trick der infolge des Versuchs auf Kleinanleger zuzugreifen gescheitert ist. Offenbar wird dieser Zugriff nun Dijsselbloem als Verhandlungsfehler angelastet. Nun scheint Van Rampuy zu übernehmen, aber diesen Ökonom halte ich für einen der gefährlichsten Europa-Politiker überhaupt. Wer sich einmal die Mühe gemacht hat dessen persönliche Homepage mit diesen Haiku Gedichten durchzuschauen und deren Inhalt zu interpretieren nachdem man ihn mühsam übersetzt hat….. dann viel Spass.
http://www.hermanvanrompuy.be/haiku/
ebo
24. März 2013 @ 23:02
@andres Stimmt, einen Großteil der Anleihen bunkert die EZB. Deshalb hat man wohl auch gar nicht erst versucht, die Banken-EIGNER zu belasten. Allerdings leuchtet mir nicht ein, wieso die EZB, nachdem der Coup mit den Einlagen gescheitert ist, ein Ultimatum gestellt hat? Schießt sie sich so nicht selbst ins Knie? – Das Ablenkungsmanöver der Politik hatte ich hier ja schon ausführlich geschildert…
Andres Müller
24. März 2013 @ 23:20
@ebo, das Ultimatum wurde vermutlich ausgesprochen um den CDS-Handel zu unterbrechen und damit den Wertverlust der Zypern -Anleihen zu stoppen. Deshalb bis Montag.
Die implizite Ausfallwahrscheinlichkeit im CDS-Markt liegt jetzt im einjährigen Bereich bei knapp 20 %, im fünfjährigen Bereich bei etwa 50 %. Aber anders als kurz vor dem Griechenland-Haircut handelt die CDS-Kurve noch nicht flat. Das heisst, der Markt glaubte noch nicht an einen PSI für Zypern.
Ich vermute deshalb dass die Drohungen der EZB am Montag Morgen sofort umgesetzt werden, falls
1. Keine Einigung bis dann vorliegt
2. Die Einigung trotzdem den Zugriff auf Anleihe- Eigner beinhalten würde.