Wir retten die Falschen – immer noch
Neben Griechenland brauchen wohl auch Portugal und Irland neue Euro-Hilfen. Dies meldet das “Handelsblatt” – und bestätigt damit die Einschätzung, dass der Kurs von Kanzlerin Merkel gescheitert ist. Wir retten die Falschen – und wundern uns, wenn die Rechnung gesalzen ausfällt.
“Wir retten die Falschen” hatte ich schon im Februar 2012 in diesem Blog geschrieben. Die Hilfskredite kommen nicht etwa den griechischen Arbeitslosen und Rentnern zugute, im Gegenteil: die müssen auf Befehl der Troika noch mehr bluten.
Gerettet wurden und werden stattdessen deutsche und französische Banken, die ihre Investitionen in Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Zypern erstattet bekommen – mit einem Rundum-Sorglos-Paket für die nächsten Jahre.
Wer nun gedacht hatte, das gehe schon in Ordnung, der Schuldendienst und die Stützung der Banken habe im real existierenden Kapitalismus nunmal Vorrang, wird jetzt fast täglich eines Besseren belehrt.
Nicht nur in Griechenland wird die verfehlte Rettungspolitik zu einer unendlichen und überaus teuren Geschichte. Auch in den “Musterländern” Irland und Portugal kommen neue Rechnungen auf die “Retter” zu.
Dublin braucht ein “Sicherheitsnetz” für die Rückkehr an den Kapitalmarkt, Lissabon ein zweites Hilfsprogramm zur Deckung der Lücken, die die verfassungswidrigen Spardiktate in das Staatsbudget reißen.
Und das ist noch längst nicht alles. Zypern braucht ebenfalls mehr Hilfe – oder es muss raus aus dem Euro. Slowenien steht weiter auf der Warteliste der “Euroretter”. Spanien und Italien können jederzeit kippen.
Leider kommt die Wahrheit nur tröpfchenweise ans Licht. Denn in Deutschland ist Wahlkampf, Merkel und Finanzminister Schäuble möchten nicht durch schlechte Nachrichten gestört werden.
Wer sich trotzdem dafür interessiert, wie ernst die Lage wirklich ist – und wie es dazu kommen konnte – dem möchte ich mein erstes E-Book empfehlen. Es heißt “Wir retten die Falschen” (wie sonst?), hat mehr als 300 Seiten und kostet nur 3,99 Euro.
Der Link zum Shop findet sich hier. In den nächsten Tagen wird das Buch übrigens auch bei Amazon und iTunes herauskommen – ich gebe dann nochmal Zeichen…
Michael
28. September 2013 @ 15:43
Gibt es eine andere Möglichkeit, dieses eBook zu kaufen als bei Amazon?
Ich weigere mich nämlich bei Amazon zu kaufen.
ebo
28. September 2013 @ 17:10
Na klar, bei Epubli, der Link ist hier
Johannes
3. September 2013 @ 18:11
Ja, aber das wir Banken retten und keine Bürger, weiß auch die Fake-Opposition von SPD und Grüne. Und dennoch retten die die Banken mit, ach sorry, die retten den Euro. Und was ist die Lösung, was sagt dieses Blog allgemein? Wir sollen noch mehr Risiken übernehmen, noch mehr Schulden, und noch mehr die Banken damit auch absichern. Also egal ob aktuelle Europolitik oder Europolitik nach Anleitung dieses Blogs, wir retten dank Euro nur noch die sch… Banken. 2008, war da was? Neeeeee. Zu Zypern: Das ist ein asoziales Land, das hat bis zur Krise sich einen sch…dreck um das Thema Steuerparadies und Gerechtigkeit gekümmert. Die beklagen sich über die Behandlung durch die Rettungspakete, dreist, vorher haben sich jahrelang die Kernländer Europas über Steuerparadies wie Zypern beschwert, es war ihnen sch… egal auf der Insel. Nachsicht hat Zypern überhaupt nicht verdient, es hat sich jahrelang anti-europäisch verhalten, jetzt kommt endlich die Quittung.
ebo
3. September 2013 @ 18:13
@Johannes
So redet ein AfD-Wähler, oder? bist Du noch bei den Grünen?
Robert
3. September 2013 @ 21:35
@Artikel
Dann wird es ja bald wieder spannend, was es für die restlichen Länder ja sowieso die ganze Zeit war. Ich hatte eigentlich “gehofft”, dass es noch vor der Bundestagswahl passiert, damit Merkel vielleicht entzaubert wird, aber dem ist wohl nicht so.
@ ebo
Ich seh schon, du hast auch das Interview bei annotazioni gelesen. Ich hatte bis jetzt immer Probleme, diese Position einzuordnen. Seit diesem Interview fällt es mir wesentlich leichter.
@Johannes
Dann gibt es aber viele asoziale Länder in der Eurozone, z. B. Luxemburg, Niederlande und Irland als Steueroasen oder auch Deutschland als Lohnoase.
Wenn der Rest der Eurozone wirklich hätte etwas ändern wollen, hätten Sie das wohl durchgesetzt bekommen bei so einem kleinen Land.
GS
4. September 2013 @ 20:30
Und was wäre schlimm daran, wenn er AfD wählt? Die sind, m.E., auch nichts anderes als eine Gruppe frustrierter Konservativer und Liberaler, die früher mal CDU und FDP gewählt haben. Und der wesentliche programmatische Unterschied zu diesen Parteien ist eben die Positionierung in der Eurofrage. Finde ich amüsant, dass das jetzt schon reicht, um populistisch zu sein. Du bist gegen den Euro? Woah, Du Populist! Nein schlimmer, Du Faschist!!!
Ich tendiere eher dazu, die AfD als die WASG der CDU und FDP zu sehen. Und war die WASG auch so populistisch? Ich glaube kaum, dass diese Meinung hier vertreten wird, schimmert doch die rot-rot-grüne Präferenz gerne mal durch.
@Robert
Nichts für ungut, aber ich hoffe, Du meinst nicht den Murks von einer wissenschaftlichen Hilfskraft an irgendeinem Institut in Göttingen. Das kann man ja nicht Ernst nehmen, das Geschreibsel. Das Interview würde von den Koryphäen seiner Disziplin ziemlich zerrupft werden.
Robert
5. September 2013 @ 20:16
@GS
Ja, das meine ich. 🙂
Also mir hat es geholfen, Johannes und andere besser verstehen zu können. Er vertritt in meinen Augen eine konservative Position, da ist es normalerweise nicht üblich, sich so massiv über Bankster aufzuregen, zumindest öffentlich.
johnnychicago
3. September 2013 @ 15:55
Hallo —
Klasse, ein Buch von Dir. Sind das gesammelte Kolumnen, oder ist es auch für den eifrigen Blog-Leser interessant?
ebo
3. September 2013 @ 16:02
Es sind die 100 besten Blog-Posts, plus aktuelles Vorwort. Da kaum jemand seit 2011 dabei sein dürfte, müsste auch für eifrige Blog-Leser interessant sein 🙂