Wer regiert den Euro? (Update)

Sie glaubt, dass die Eurokrise von den USA inszeniert wurde!

Der deutsch-französische Vorschlag für eine „Wirtschaftsregierung“ in Euroland stößt auf Widerstand. Die CSU lehnt den Vorschlag von Kanzlerin Merkel komplett ab, die FDP stellt Bedingungen. Da es auch in der CDU etliche Vorbehalte gibt, muss Merkel um ihre „Kanzlermehrheit“ im Bundestag bangen. Bleibt die Wirtschaftsregierung also eine Schimäre? Und wenn ja – wer hat dann in der Eurozone das Sagen? Die EZB? Die Märkte? Oder gar die USA?

Letzteres scheint die Chefin des französischen Arbeitgeberverbands Medef, Parisot, zu glauben. Die Eurokrise sei von den USA bewußt inszeniert worden, um von den eigenen wirtschaftlichen Problemen abzulenken, sagte Parisot dem „Figaro“. Zur Begründung verweist sie auf Gerüchte über eine Schieflage französischer Banken, die die Märkte im August erschüttert hatten. Diese Gerüchte würden in den USA gezielt gestreut, das Ganze sei ein „psychologischer Krieg“, so Parisot.

Fest steht, dass amerkanische Staatsanleihen trotz des jüngsten Downgradings der USA weiter sehr gefragt sind, während Anleihen aus Euroland schon bei der Ankündigung einer Herabstufung verscherbelt werden. Fest steht auch, dass amerikanische Hedge-Funds auf die Pleite der so genannten PIGS-Staaten spekulieren – und zwar dermaßen, dass sich die Europäische Zentralbank gezwungen sah, diese Staaten durch Bonds-Ankäufe zu stützen.

Ist also EZB-Präsident Trichet der eigentliche Chef der Eurozone? Oder ist er nur der hilflose Verwalter einer „Bad Bank“, wie Kritiker spotten? Und wer würde dann den Euro regieren? Der Chef des Rettungsfonds EFSF, Regling? Der CEO der Deutschen Bank, Ackermann? Wieviel Macht haben eigentlich die offiziellen Euro-Verwalter – von Kommissionspräsident Barroso über Währungskommissar Rehn bis hin zu Eurogruppenchef Juncker? Werden sie von Ratspräsident Van Rompuy ausgebootet, den Merkel zum Präses der neuen Wirtschaftsregierung machen will?

Fragen über Fragen. Von der Antwort hängt nicht nur die Zukunft des Euro, sondern auch der Bestand der EU ab, glaubt zumindest der polnische Finanzminister Rostowski: Die EU könne zusammenbrechen, wenn die „europäische Eliten, einschließlich der deutschen Eliten“, nicht die richtige Antwort auf die Krise finden, meldet der EUObserver. Ist Merkel also doch die wichtigste und mächtigste Frau in Euroland? Oder lässt sie sich von Frankreichs Präsident Sarkozy treiben, der ihr ja auch die Wirtschaftsregierung (eine alte französische Idee) aufgedrängt hat?

Ich möchte diesen Fragen in den nächsten Wochen nachgehen. Zum Auftakt starte ich erst einmal eine Umfrage. Wer Lust hat, kann bis zu drei Namen klicken und so anzeigen, wer ihrer/seiner Meinung nach den Euro regiert. Die Umfrage läuft bis Ende September, über eine rege Beteiligung würde ich mich freuen…

 

Nachtrag 31.8.11

Auch in Belgien sieht man Merkel am Ruder, ist damit allerdings alle andere als glücklich. Deutschland profitiere zwar von der Eurokrise, sei aber nicht bereit, seine Macht zu teilen und sich solidarisch zu zeigen, kritisierte der belgische Europaminister Chastel. So wie er denken viele in Brüssel…

 

kostenloser Counter