Varoufakis kehrt Tsipras den Rücken
Das dürfte Griechenlands Premier Tsipras weh tun: Ex-Finanzminister Varoufakis wendet sich von ihm ab und will ihn bei der Wahl im September nicht unterstützen. Wie immer argumentiert er ökonomisch, nicht politisch.
Aus seinem Blog:
“I want to see stability. But we need to end the extend-and-pretend nightmare of the last few years, constantly accumulating new debt, piling it up on already non-viable debt, pretending that we’ve solved the crisis, the debt deflationary spiral is enhanced, and the country becomes unreformable. That is something that the political system has not managed to address.”
Diese Analyse dürfte Tsipras auch teilen. Doch er ist eben Politiker und hat erkannt, dass die Gläubiger Griechenland und seiner Partei Syriza keine andere Wahl lassen.
Die große Frage ist nun, ob Tsipras mit seinem Schlingerkurs durchkommt. Wahrscheinlicher ist, dass Griechenland bald unregierbar wird… – Mehr zu Griechenland hier und hier
Ute Plass
8. September 2015 @ 17:41
Infografiken – Ungleich, ungleicher, Deutschland
http://www.nachdenkseiten.de/?p=27480
Ute Plass
8. September 2015 @ 17:17
Lesenswerte Beiträge zu “Ungleichheiten”:
http://blog.arbeit-wirtschaft.at/forum-alpbach-2015-ungleichheit/
Ute Plass
7. September 2015 @ 17:17
@Peter Nemschak – “Sie müssen allerdings akzeptieren, dass es immer Ungleichheit geben wird, einfach weil die Menschen und die Umstände nicht für alle gleich sind.”
Die Aussage von der ‘Ungleichheit von Menschen und Umständen’ kann in seiner verwirrenden Schlichtheit einige blind und dumm machen für die sozialen Ungleichheiten und das schreiende Elend, welches durch Ausbeutung, Unterdrückung, Ausplünderung tagtäglich von einem sog. “freien Markt” mit verursacht und hergestellt wird.
Die Profitlogik des Kapitals geht bekanntlich über Leichen, und so stimme ich Daniela Dahn zu, die sagt: Wenn die Würde des Menschen unantastbar sein soll, dann muss das Eigentum antastbar sein*.
Johannes
7. September 2015 @ 13:46
Noch kein Bericht über Syriza, Alexis will MAL WIEDER nach den Wahlen nachverhandeln, hoffentlich lässt man sich das in Berlin und Brüssel nicht bieten.
Bye, bye Griechenland.
Peter Nemschak
7. September 2015 @ 08:10
Der Liberalismus ist viel älter als der Faschismus. Sein Leitbild ist der freie selbst bestimmte Mensch. Möglichst vielen Menschen die Chance auf Aufwärtsmobilität und freie Entfaltung ihrer Kräfte und Fähigkeiten zu ermöglichen, sollte das Ziel der Politik sein, Bildung das Mittel. Sie müssen allerdings akzeptieren, dass es immer Ungleichheit geben wird, einfach weil die Menschen und die Umstände nicht für alle gleich sind. Das hat mit Faschismus und Exklusion herzlich wenig zu tun.
Carlo
7. September 2015 @ 14:12
Genau Herr Nemschak, und Ihre Zeilen haben herzlich wenig mit meinen Ausführungen oder mit der gelebten Realität in irgendeinem Teil der Erde zu tun . Wenn 80% für 20% arbeiten müssen, um den Zins zu erwirtschaften oder über die Hälfte der Menschheit in kompletter Armut lebt, frage ich mich, welcher “freie selbst bestimmte Mensch” sich so ausbeuten lässt? Was ist die logische Erklärung dafür?
Das ist Liberalismus?
Nein, ich muss nichts akzeptieren. Auch Ihre Aussagen akzeptiere ich nicht. Sie fordern von mir schon ein Höchstmaß an Toleranz.
Peter Nemschak
6. September 2015 @ 20:28
@Carlo Staatlich geführte Flughäfen und andere staatliche Unternehmen als Allmende zu bezeichnen, geht viel zu weit. Auch private Unternehmen produzieren für das Gemeinwohl. Täten sie es nicht, hätten sie keine Kunden. So manche im öffentlichen Eigentum stehenden Unternehmen produzieren eher für das Wohl des nach parteipolitischen Kriterien besetzten Managements als für ihre Kunden. Sie scheinen etwas gegen das private Unternehmertum zu haben und träumen vom sozialistischen Paradies. Das 20.Jhdt. hat uns eines besseren belehrt.
Carlo
6. September 2015 @ 23:30
Herr Nemschak, Unternehmen sind Produzenten oder Dienstleister für private und öffentliche Konsumenten/Verbraucher. Das steht ausser Frage. Es steht ebenfalls ausser Frage, dass Unternehmen privat oder staatlich oder genossenschaftlich sein können. In der Hinsicht schreiben Sie mir nichts Neues. Darum ging es weder in meinem Beitrag noch in den beiden verlinkten Studien.
Auch dass “manche im öffentlichen Eigentum stehenden Unternehmen eher für das Wohl des nach parteipolitischen Kriterien besetzten Managements produzieren”, hat mit meinen Ausführungen nichts zu tun. (Mich würden höchstens Beispiele interessieren und was man dort produziert.)
Und wenn Sie der Begriff Allmende stört, können wir beide uns auf gemeinschaftliches oder öffentliches Eigentum einigen.
Kommen Sie damit nicht klar, dass ich auf die faschistischen Wurzeln moderner Neoliberaler Werte verwies oder wie soll ich die persönliche Attacke verstehen?:
“Sie scheinen etwas gegen das private Unternehmertum zu haben und träumen vom sozialistischen Paradies. Das 20.Jhdt. hat uns eines besseren belehrt.”
Können Sie mir erklären, was das soll? Sie kennen mich nicht und meine Texte haben nichts mit einem “sozialistischen Paradies” zu tun. Ich glaube kaum, dass sich die “sozialistische” Zeitgenossen durch mich vertreten fühlen.
Wer ist das demagogische “uns”? Wen wollen Sie da für Ihre Meinung einspannen?
Peter Nemschak
7. September 2015 @ 12:24
Die verstaatlichte Stahlindustrie Österreichs stand Anfang der 1980-iger Jahre vor dem Bankrott, wurde privatisiert und ist heute sehr erfolgreich: wirtschaftliche Notwendigkeit und Pragmatismus. Man darf nicht alles nur durch die ideologische Brille sehen. Mich wundert immer wieder das grundsätzliche Misstrauen gegen die Marktwirtschaft. Sie hat sich bewährt, nicht zuletzt, weil sie anpassungsfähig ist.
Carlo
7. September 2015 @ 15:41
Ich habe noch etwas vergessen. Ich habe keine Ahnung, warum Österreichs Stahlindustrie privatisiert wurde, vermutlich hat ein schlechtes Management zum Ruin geführt. Das gibt es nicht nur in Staatsbetrieben.
So funktioniert doch ein Markt oder nicht? Wenn jemand bankrott ist, dann ist Ende.
Wollen Sie mir nun suggerieren, dass nur staatlich geführte Firmen in die Pleite gehen?
Vielleicht erinnern Sie sich an die Krise 1998 als Long-Term Capital Management den Bach runter ging? Mit Myron S. Scholes und Robert Carhart Merton hatten die sogar 2 Wirtschaftsnobelpreisträger unter ihren Direktoren. LTCM war kein Staatsbetrieb.
Selbst Lehman war 2008 von einem Staatsbetrieb weit entfernt und die anderen Banken, die dann wegen ihrer Bilanzen ins Straucheln kamen, waren ebenfalls zum grössten Teil privatwirtschaftliche Unternehmen. Die Staaten “retteten” die Unternehmen mit Geld, dass sie sich von diesen Unternehmen leihen mussten, weil die Marktwirtschaft komplett versagte. Nichts hat sich da bewährt.
Wenn man nun den Kreis schliessen will, kommt man unweigerlich auf die Flüchtlingsproblematik, die die Welt schon seit Jahren beschäftigt. Die meisten Menschen flüchten nämlich nicht nur vor Krieg, sondern auch vor Armut.
Wenn es Ihnen gut geht und sogar der europäische Arbeiter noch ein Auto oder sein Häuschen finanzieren oder sich Urlaub leisten kann, liegt dies nicht nur an den selbst erbrachten Leistungen, sondern beruht zu einem grossen Teil auf Billiglöhnen, dem Raubbau natürlicher Ressourcen und mangelnder Demokratie in den armen Ländern des Planeten. Die mit Hilfe von IWF und Weltbank organisierte Ausbeutung hat ebenfalls nichts mit Marktwirtschaft zu tun.
Die überfischten Meere und deren Verschmutzung, die zerstörte Natur inkl. der Bodenzerstörung und Abholzung der Regenwälder, Massentierhaltung … sind alles Folgen des Strebens nach maximalen Profit. Die Selbstzerstörung soll also Marktwirtschaft sein?
Also, was wollen Sie mir noch erzählen?
Andres Müller
6. September 2015 @ 10:19
Die Gläubiger haben mit Tsipras zwar jemanden “gefunden” welcher die Marionette spielt, aber Varoufakis weiss das der neue selbstmörderische Kurs nicht aufgehen kann. Ich glaube auch nicht dass es stimmt was Tsipras sagt, dass er mit seiner neuen Rolle Griechenland rettet, denn in wenigen Monaten stehen die Griechen wiederholt vor dem nichts, nur tragen sie dann noch viel mehr Schulden mit sich und haben dann aber alles Tafelsilber bereits verkauft. Vermutlich wird es in Griechenland einen Umsturz geben, möglicherweise ist dazu nicht mal mehr viel Gewalt notwendig.
Peter Nemschak
6. September 2015 @ 14:40
Was heißt selbstmörderisch? Auf die bisherige griechische Art wird aus diesem Land nie ein moderner Staat auf Augenhöhe mit vergleichbar großen Staaten der EU werden. Ein Umsturz ist nicht notwendig, aber ein Aufgeben liebgewonnener Gewohnheiten. Derzeit ist das griechische Ambiente investitionsfeindlich, patriarchalisch und rückständig.. Das Buch von Acemoglu/Robinson “Why Nations Fail” gibt interessante Aufschlüsse darüber, dass es nicht-korrupter inklusiver Institutionen bedarf, damit ein Staat ein hohes Wohlstandsniveau erreichen kann. Griechenland hat noch einen weiten Weg vor sich. Der Verkauf von Tafelsilber ist doch nichts schlechtes. Ist der Staat etwa ein guter Unternehmer, vor allem wenn er nicht einmal ein effektiver und effizienter Staat ist? Was sind die Schweizer Erfahrungen damit? Die griechischen Schulden werden, wenn die Reformen zügig greifen, eher früher als später ohnehin erlassen, weil sie auf Dauer nicht tragbar sind.
Carlo
6. September 2015 @ 17:07
Herr Nemschak, der Staat ist kein Unternehmen und funktioniert deshalb nicht wie ein solches. (Volkswirtschaft/Betriebswirtschaft) Der Staat ist eine Einrichtung der Allgemeinheit und ist dem Gemeinwohl und nicht dem Gewinn, im Sinne von finanziellem Profit, verpflichtet. Anders als ein Shareholder-Value-Unternehmen.
Also, was erwarten Sie vom Staat?
Zum anderen sollte man sich daran erinnern, welche Wurzeln der permanente, neoliberale Ruf nach Privatisierung der Allmende hat. Dazu müsste man einen Blick in die Geschichte werfen und sich mit den Privatisierungen in Italien (Mussolini), Deutschland (Hitler) oder Chile (Pinochet) befassen.
Dank Internet ist dies heute für jedermann möglich und wird nicht in Vergessenheit geraten.
“The First Privatization: Selling SOEs And Privatizing Public Monopolies In Fascist Italy (1922-1925) ”
http://www.ub.edu/graap/bel_Italy_fascist.pdf
“Against the mainstream: Nazi privatization in 1930s Germany”
http://www.ub.edu/graap/nazi.pdf
Menschen sind mehr als Pareto”s (Mussolinis Lehrmeister) Homo oeconomicus.
Peter Nemschak
6. September 2015 @ 08:54
Wahrscheinlich ist, dass es nach den Wahlen zu einer Koalition mit einer Partei rechts von der Mitte kommen wird und Klientelpolitik dann von beiden Koalitionspartnern betrieben wird. Umso wichtiger, dass die Gläubiger die Umsetzung der vereinbarten Reformen zeitnah und genau prüfen. Ohne grundlegendes Umdenken auf griechischer Seite wird sich nichts in die richtige Richtung bewegen und der alte Schlendrian südländischen Stils weitergehen. Süditalien ist ein abschreckendes Beispiel, was Korruption, Vetternwirtschaft und mangelnde Effizienz der öffentlichen Verwaltung betrifft.