Nur den Schein wahren

Wie reagiert die “politische” EU-Kommission auf den umstrittenen Wahlsieg von Sultan Erdogan? Mit einem nichtssagenden Statement, das Ratlosigkeit verrät. Brüssel will auf die “Umsetzung” des Referendums warten.

Erst sollen die Wahlbeobachter eine Einschätzung abgeben, heißt es in der Stellungnahme von Kommissionschef Juncker. Dabei gehe es auch um die “Unregelmäßigkeiten”. Erst danach will Brüssel tätig werden:

The constitutional amendments, and especially their practical implementation, will be assessed in light of Turkey’s obligations as a European Union candidate country and as a member of the Council of Europe.

Zu gut deutsch: Brüssel spielt auf Zeit. Das Ende der türkischen Republik und die Machtergreifung Erdogans, die seine Kritiker als neuen Putsch bezeichnen, soll (noch) kein Verstoß gegen die EU-Regeln sein.

Deshalb ist auch (noch) kein Ende der Beitrittsverhandlungen zu erwarten. Brüssel und Berlin dürften sich weiter über das Europaparlament hinwegsetzen, das seit Dezember eine Unterbrechung fordert.

De facto läuft zwar nichts mehr zwischen der EU und der Türkei. Doch Juncker will wenigstens so lange den Schein wahren, bis Erdogan zum Angriff bläst. Früher nannte man das Appeasement…

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