Tristesse im Troika-Muster-Land

Portugal gilt als Beispiel für eine gelungene Euro-“Rettung”. Doch die Realität sieht anders aus. Vor den Wahlen im Herbst herrscht selbst in der Touristik-Hochburg der Algarve wirtschaftliche und soziale Tristesse.

Zwei Wochen war ich in der Region um Lagos unterwegs. Gleich zu Beginn fiel mir die menschenleere Autobahn auf – die von der Troika eingeführte Maut-Gebühr können nur reiche Touristen zahlen!

In den Restaurants an der Küste herrscht zwar Hochbetrieb. Doch schon im Hinterland bietet sich ein anderes Bild. Die neue Mehrwertsteuer von 23 Prozent macht ein Essen für Einheimische zu teuer.

Nachfrage in der Quinta, die uns beherbergt: Das Haus ist nur in der kurzen Hochsaison ausgebucht, die Krise hat tiefe Spuren hinterlassen. Allein vom Tourismus lebt kaum noch jemand an der Algarve.

Selbst die für Touristen bestimmte lokale Presse zeichnet ein Bild der Tristesse. “20 Jahre Arbeitslosen-Misere erwarten Portugal”, meldet der “Algarve resident” mit Verweis auf einen neuen IWF-Bericht.

“Der Lebensstandard fällt auf das Niveau der 90er Jahre”, warnt “The Portugal News”. Schuld daran seien auch die Steuern, die unter dem Troika-Regime auf einen traurigen EU-Rekord angehoben wurden.

Die Mehreinnahmen dienen natürlich vor allem dazu, die “Hilfs”-Kredite abzutragen. Deshalb sind die Gläubiger zufrieden. Die Portugiesen hingegen erwartet ein heißer Herbst, die Wahl wird spannend…

 
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