Taxonomie: Deutsche Enthaltung und europäische Klage?
Wie gehen die Grünen mit dem EU-Vorschlag zur Taxonomie – also zu Atom und Gas – um? Die Signale aus Berlin und Brüssel sind widersprüchlich.
In Berlin zeichnet sich eine Enthaltung ab, wie die „FAZ“ meldet. Zwar sei die Ampelkoalition strikt gegen die Kernkraftnutzung, man sehe allerdings in Gaskraftwerken eine Brückentechnologie.
Auch aus Rücksicht auf den Wahlkampf in Frankreich und den auf Europa setzenden Präsidenten Emmanuel Macron wolle Berlin den Vorschlag nicht ablehnen.
Wenn das stimmt, dann kehrt die Ampel zum berüchtigten „German vote“ – der Enthaltung – zurück. Dabei hatten SPD, Grüne und FDP versprochen, in der Europapolitik nicht mehr zu lavieren.
Eine Enthaltung wäre auch eine Niederlage für die Grünen, die den Kampf gegen die Atomkraft seit jeher auf ihre Fahnen geschrieben haben und den „European Green Deal“ . Klimaminister Habeck stünde blamiert da.
Aber vielleicht kommt ja gesichtswahrende Hilfe aus der EU. Die Europa-Grünen denken nämlich darüber nach, gegen den Vorschlag der EU-Kommission zu klagen.
„Wir erwägen als europäische Grüne vor dem Europäischen Gerichtshof zu klagen“, sagte der Co-Vorsitzende Thomas Waitz der „Welt“. Der Österreicher liegt auf einer Linie mit der Regierung in Wien, die ebenfalls eine Klage erwägt.
In Brüssel werden einer Klage allerdings kaum Erfolgsaussichten eingeräumt. Denn die Kommission stuft Atomkraft nur unter Vorbehalten als „nachhaltig“ ein, die EU-Behörde hat sich rechtlich abgesichert.
Eine Klage wäre daher wohl mehr als symbolischer Widerstand zu verstehen – und als europäische Schützenhilfe für die deutschen Grünen. Anders als erwartet stehen sie in der Ampelregierung ziemlich schwach da…
Siehe auch „Von der Leyens schmutziger Green Deal“
P.S. Das Europaparlament könnte gegen die Taxonomie klagen, die Grünen-Fraktion jedoch nicht. Oder meint Waitz die grüne Europa-Partei? Sein Vorschlag sorgt für Verwirrung – zum Glück haben wir das Ganze als Frage formuliert 🙂
Udo Link
10. Januar 2022 @ 14:31
Energie ist das Blut der Wirtschaft. Deutschlands Energiepolitik aus Öl, Kohle und Atom gleichzeitig auszusteigen, wird im Ausland zusehends als riskantes Unterfangen angesehen.
Deutschland hat mittlerweile die höchsten Energiepreise der Welt, dass belastet die Wirtschaft als Industriestandort und die Bürger, heizt die Inflation weiter an. Für Spitzenuntaugliche kein Problem, eher ein Taschengeld.
Zu Zeiten unter Trump war es eine ,,sichere Bank“, dass das Wallstreet Journal hier in D. zitiert wurde, wenn man sich in konzertierter Aktion in den Medien gemeinsam über ihn mokieren konnte. Möglicherweise ist es in bereits zwei Jahren wieder soweit.
Vorerst verdient sich sich unsere Regierung allein eine kritische Einschätzung:
Das Wall Street Journal kommentierte den deutschen Weg bereits als “dümmste Energie- Politik der Welt”.
https://www.wsj.com/articles/worlds-dumbest-energy-policy-11548807424
https://www.wsj.com/articles/worlds-dumbest-energy-policy-11548807424
Udo Link
4. Januar 2022 @ 13:40
Alle großen Industriestaaten setzen vorerst weiter auf Kernkraft. Nur Deutschland
geht einen einsamen Weg und steigt aus. Ein Aufschub wäre besser gewesen, um
einen geordneten Übergang zur Nutzung erneuerbarer Energie zu schaffen.
Der Mensch in seinem Denken und Handeln unterliegt vielfältigen Einflüssen, die
ihm in der heutigen Welt im Wege stehen.
Eine davon, neben einer in Deutschland ideologisch getriebenen Auffassung
ist, dass er Risiken mit geringen Wahrscheinlichkeiten zu hoch einschätzt.
In Fukushima wurden z. Bsp. elementarste Sicherheitsregeln verletzt, dt. Meiler gelten als die sichersten weltweit.
Die Wahrscheinlichkeit für einen ernsthaften Störfaktor in einem Atomreaktor
ist historisch betrachtet sehr gering. Aufgrund der gemachten Fehler und den
Fortschritten in der Technologie ist die Wahrscheinlichkeit noch weiter
gesunken.
Eine Lösung für das Endlagerproblem hat man noch nicht, auch nicht in 5 der 8 Jahren.
Es gibt jedoch vielversprechende Ansätze in Form neuer Reaktor Modelle. Und wie gesagt, als Übergangstechnologie akzeptabel.
Uran 238U
hat eine Halbwertszeit von 4,468 Milliarden Jahren , da bedeuten 5-6
Jahre Verzögerung den Weltuntergang ? Würden aber eine Grundlastversorgung sichern.
Eine wirkliche Gefahr sehe ich weniger bei den deutschen Meilern, als den Politikern.
Die größte CO2 Emission entsteht bei Atomreaktoren beim Bau. Es geht hier aber
lediglich um den Erhalt bestehender Meiler. In Deutschland stehen nach der Abschaltung
zum Jahresende noch 3 Atomreaktoren,
welche zum Ende des Jahres ebenfalls das zeitliche segnen sollen .
Alle zusammen würden mehr CO2 einsparen, als es der gesamte PKW- Sektor könnte,
wenn man ihn komplett elektrifiziert.
Apropos CO2 Einsparung, der einseitigen Kostenberechnung bei der anfallenden Entsorgung der Meiler wird
eine Kostenaufstellung z. Bsp. für die Installation wie auch dem unausweichlichen
Recycling der Windenergiekomplexe komplett unterschlagen.
Nur nebenbei und unzureichend aufgeführt, für ein modernes Windrad werden 2000
Tonnen Beton und Stahl für lediglich das Fundament benötigt.
Dieses wird Dutzende Meter tief in den Boden gesetzt. Was geschieht mit den zig-
Tausenden Betonklötzen nach 25 Jahren? Dazu werden Straßen / Wege , auch in
Wälder und deren permanenter Unterhalt benötigt. Die Betonherstellung ist immer
noch absolut CO2 intensiv, und , und,…
Global werden jährlich über 4,6 Milliarden Tonnen Zement verbaut. Bei dessen
Herstellung fallen aber 2,8 Milliarden Tonnen CO2 an. Das sind fast acht
Prozent der weltweiten Emissionen und damit mehr als Flugverkehr und
Rechenzentren zusammen ausstoßen.
Anderer Punkt. Letztes Jahr erlebte der Kohlestrom eine Renaissance, zusätzlich
mussten Gaskraftwerke den eigentlich unmöglichen Sommer Black -Out verhindern, weil wetterbedingt weniger Solar und Windenergie erzeugt werden konnten. Auch dieser Umstand dezimierte die Gasspeicher.
Warum also schafft es unser Land nicht, sich Argumenten zu beugen und der Ideologie
zu versagen. Die Antwort liegt in der Überzeugung.
Die Entscheidung zum Ausstieg erfolgte überparteilich. Es war die Überzeugung
aller Parteien, dass es das richtige war.
Der größte Feind der Wahrheit ist nicht die Lüge, sondern die Überzeugung unter Negierung der Realität.
Insbesondere die Grünen, sollten Urinteresse daran haben, CO2 einzusparen.
Ihre Ideologie und Überzeugung war und ist jedoch der Atomausstieg.
Die Zeche zahlen wie immer am Ende die Verbraucher und Steuerzahler.
Deutschland hat es mal wieder verschlafen, eine offene und ehrliche Diskussion zu führen.
Jetzt gehen wir weltweit einen sehr einsamen und eigenständigen Weg bei der
Bekämpfung des Klimawandels. Nicht andere die wir beschimpfen – wir sind wohl
der Geisterfahrer in der Energiepolitik. Ja- hunderte kommen uns entgegen.
Aber was soll es , Deutschland ist bereits bei 2G und einem aktuellen PCR – Test überfordert.
Freiheit endet da , wo Ideologen sich berufen fühlen, für das Wohl der Bürger sorgen zu wollen.
Martin Bernhardt
10. Januar 2022 @ 11:19
Sehr guter Kommentar, sehr gute Analyse. Deutschland wird von Ideologien beherrscht.
Was spricht denn dagegen, die noch vorhandenen AKW’s noch einige Jahre weiterlaufen zu lassen? Insbesondere wegen dem weitgehend co2-freien Betrieb.
Insbesondere die Grünen, welche sich immer so stark für die Bekämpfung des Klimawandels einsetzen, müssten eigentlich pro Kernkraft sein……
Eine Kleinigkeit noch: Italien müsste man ja eigentlich auch zu den führenden Industriestaaten rechnen. Italioen erzeugt jedoch keinen Strom mehr aus Atomkraft.
Die Bevölkerung hatte in einem Referendum zwei Mal gegen die Nutzung der Atomenergie entschieden.
Inzwischen wird dort aber wieder über den Wiedereintritt in diese Technologie diskutiert. Das liegt an der neuen Generation sicherer und kleinerer AKW’s ohne die Gefahr einer Kernschmelze.