Stark schwächt den Euro (Update)

Sein Rücktritt destabilisiert die Eurozone

Drei Tage nach dem überraschenden Rücktritt von EZB-Chefvolkswirt Stark hält das Börsenbeben an. Heute eröffnen die Märkte in Asien im Minus, auch der Dax geht in den Keller. Dabei hat Berlin mit Finanzstaatsekretär Asmussen bereits einen Nachfolger für den deutschen Hardliner ernannt. Offenbar wächst bei den Investoren die Sorge, dass sich nun auch noch der letzte Stabiltätsanker – die Europäische Zentralbank – in Grabenkämpfen verliert und die Eurokrise eskaliert. 

Dabei sind nun wenigstens die Fronten klar. Nach Ex-Bundesbankchef Weber hat mit Stark der zweite deutsche „Falke“ seinen Platz in Frankfurt geräumt. Die deutschen Dogmatiker konnten sich nicht damit abfinden, dass die EZB Anleihen von Krisenstaaten kauft. Doch der Anleihekauf  hat nicht zur befürchteten Schwächung des Euro geführt. Im Gegenteil: Die Gemeinschaftswährung ist stabiler als die alte DM, wie EZB-Chef Trichet zu Recht betont.

Zuletzt haben sich sogar die stabilitätsbewußten Schweizer an den Euro gebunden. Dies widerlegt die These von Weber, Stark & Co., dass der Euro zu einer Weichwährung geworden wäre. Zudem geht die Inflation im Euroraum zurück. Die Zentralbank hat also unter dem Franzosen Trichet alle Vorgaben der deutschen Stabilitätskultur erfüllt.

Nur die Deutschen spielen das Spiel nicht mit: Fast täglich ziehen Politiker und Medien über die EZB her – die viel beschworene Unabhängigkeit gilt wohl nur für die anderen, nicht aber für Deutschland. EZB-Beschlüsse werden öffentlich in Frage gestellt – statt sie solidarisch mitzutragen, wie dies in einer föderalen Organisation selbstverständlich sein sollte.

Der plötzliche Abgang von Stark mitten auf dem Höhepunkt der Eurokrise führt nun auch noch zu einer Verunsicherung der Märkte und zu Streit in Frankfurt. Der Stabilitätsfanatiker destabilisiert den Euro – und die Bundesregierung schafft es nicht, den bösen Spuk zu beenden. Ein neues Paradox in der ohnehin widersprüchlichen deutschen Geldpolitik!

Was wie ein starker Abgang aussah, könnte sich nun als Todesstoß für den Euro erweisen…

 

Nachtrag: Nach einem Bericht von Le Monde ist die französische Regierung stinksauer auf Stark. Sein Rücktritt mitten in der Eurokrise sei “nicht in Ordnung”, zudem hätte er sich wenigstens noch solidartisch mit den EZB-Entscheidungen zeigen können…

 


 

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