Sie fürchten Kriegsmüdigkeit – und Wahlen
In der EU breitet sich Kriegsmüdigkeit aus. Zum Antikriegstag am 1. September sollte dies eigentlich eine gute Nachricht sein. Doch die EU-Außenpolitiker sehen das völlig anders – sie bauen vor, damit die Ukraine weiter gegen Russland kämpfen kann, auch nach den Wahlen 2024.
Dass es die “war fatigue”, die Kriegsmüdigkeit gibt, war beim Treffen der EU-Außenminister in Toledo ein offenes Geheimnis. „Ich spüre, dass es eine Ermüdung gibt, dass einige Länder erschöpft sind“, sagte der litauische Außenminister Landsbergis.
Dass die Kriegsmüdigkeit begründet ist, liegt auf der Hand. Die ukrainische Gegenoffensive stockt, bei der Rekrutierung der Soldaten herrschen Willkür und Korruption, immer mehr Männer suchen sich der Zwangsrekrutierung zu entziehen.
Grund zu Sorge hat man auch im Westen. Bei der Europawahl im Juni 2024 könnte die Müdigkeit in Protest oder “Populismus” umschlagen, da die etablierten Parteien keine Alternative zum Kriegskurs bieten. Sie weigern sich sogar, darüber zu diskutieren.
Und bei der Präsidentschaftswahl in den USA im November 2024 könnte Trump oder ein anderer Republikaner zurück an die Macht kommen. Denkbar ist auch, dass sich die USA aus dem Ukraine-Krieg zurückziehen, um China zu bekämpfen.
Doch Abhilfe naht. Sowohl in der EU als auch in den USA werden Pläne geschmiedet, die die militärische Unterstützung der Ukraine weit über 2024 hinaus sichern und gegen mißliebige Meinungsumfragen oder “falsche” Wahlen immunisieren sollen.
Der 20-Mrd.-Euro-Hilfsfonds der EU, der in Toledo diskutiert wurde, ist so ein Plan. Die Sicherheitsgarantien, die die USA und andere Länder der Ukraine geben wollen, verfolgen dasselbe Ziel. Worum es geht, sagt der grüne EU-Abgeordnete Bütikofer.
Bütikofer setzt auf von der Leyen
Die EU müsse willens sein, die Unterstützung für die Ukraine „Trump-fest“ zu machen. “Das heißt, nicht zuzulassen, dass eine eventuelle Einschränkung der bisher so wichtigen Unterstützung aus den USA zur Schwächung der ukrainischen Anstrengungen führt.”
Zudem müsse die EU die Fähigkeit entwickeln, “im gegebenen Falle unsere Unterstützung entsprechend hochzufahren; darauf sollten sich alle vorbereiten.” Bütikofers Hoffnung ruht – wen wundert’s – auf Kommissionschefin von der Leyen.
Die CDU-Politikerin soll die EU bei ihrer womöglich letzten Rede zur “Lage der Union” auf einen langen Krieg einschwören und die Finanzierung bis 2027 sichern. Dann ist sie zwar vielleicht nicht mehr im Amt, die Europawahl würde übergangen.
Aber was tut man nicht alles gegen diese schreckliche Kriegsmüdigkeit…
Peter Michael
3. September 2023 @ 19:30
Wie verkommen, korrupt und undemokratisch ist denn dieser Plan! Haben wir deshalb die EU gegründet?
Michael
3. September 2023 @ 17:50
Super spannende Website! Bitte die maximal verfügbaren RSS-Beiträge in den WordPress-Einstellungen erhöhen. Aktuell werden jeweils nur die letzten drei Einträge angezeigt. Sollte bei 15 oder 20 oder so sein 🙂
WBD
3. September 2023 @ 12:15
Es ist schon grotesk: Ein Krieg wird, ohne entsprechendes Mandat, von einer Frau, die ohne demokratisches Mandat in ihr Amt gekommen ist, durch ein undemokratisches Manöver davor geschützt, durch demokratisch legitimierte Wahl beendet zu werden.
Kompliziert ? Undemokratisch ? EU !
Aber den Begriff ‘Demokratie’ halten wir hoch, und fordern ihn weltweit ein, Wertegeleitet halt !!
Gilbert
2. September 2023 @ 20:47
Ich war schon immer Antikriegspartei. Wenn sich nun etliche Parteien wie die Grünen, Union, SPD und FDP unter Frau van der Leyen zur Kriegspartei zusammenfinden wird die politische Welt übersichtlicher.
Peter
2. September 2023 @ 09:30
Ja, warum machen so viele mit? Antworten auf diese Frage finden wir im aktuellen Buch von Dr. Nehls „Das indoktrinierte Gehirn“.
https://www.buecher.de/shop/fachbuecher/das-indoktrinierte-gehirn/nehls-michael/products_products/detail/prod_id/67588652/
KK
2. September 2023 @ 01:07
@ MarMo:
„Wie verrottet sind die politischen und medialen „Eliten“ des Westens? Und warum fällt es so wenigen auf?“
Es fällt wohl so wenigen auf, weil der Alltag seit Jahrzehnten auch ein ständiger Kampf, manchmal sogar Krieg ist. Für manche ums nackte Überleben, für andere einfach für ein immer noch grösseres Stück vom Kuchen.
In einer Ellenbogengesellschaft fallen Rempeleien nun mal kaum auf…
MarMo
1. September 2023 @ 23:51
Der Begriff „Kriegsmüdigkeit“ bedeutet ja, dass es negativ ist, wenn man des Tötens bzw. der fortgesetzten Unterstützung des Tötens müde wird. Das sinnlose Töten – man lehnt es ab. Das ist die einzig mögliche humanistische Haltung, die aber angeprangert wird. Sie ist fehl am Platz.
Kriegstreiber zu sein, ist in dieser Logik positiv. Das Töten anfachen, unterstützen, bejahen, anfeuern.
Wie verrottet sind die politischen und medialen „Eliten“ des Westens? Und warum fällt es so wenigen auf?
Katla
2. September 2023 @ 13:37
@MarMo: da hat das Wahrheitsministerium inzwischen ganze Arbeit geleistet. Das anzustrebende Ideal und Normalzustand ist demnach das Tötenwollen und das Tötenlassen; wer das ablehnt, ist Abweichler und im besten Fall „kriegsmüde“, im schlimmsten ein Dämon ohne menschliche Züge, s. Scholz.
KK
1. September 2023 @ 14:31
Was tut man nicht alles, das bisschen Demokratie in der EU noch mehr aufzuweichen…
european
1. September 2023 @ 14:20
Buetigkover ist auch so jemand, der ohne nennenswerte Ausbildung nur mit Zivildienst (haha) in hoch dotierte chargen gekommen ist. Davon gibt es uebrigens einige bei den Gruenen.
Seinem Alter nach zu urteilen musste er damals noch eine Gewissenspruefung fuer den Zivildienst ablegen mit Fragen alla “Du gehst mit deiner Freundin spazieren und ploetzlich springt der Russe mit einer Kalaschnikow im Anschlag aus dem Gebuesch”. Natuerlich haette er niemals mit der Waffe und so weiter und so weiter.
Da ist es doch besser, sich an kompetente Fachleute zu halten. Roger Koeppel von der Weltwoche hat vorgestern ein langes Gespraech mit Nato-General Kujat gefuehrt. Darin ist deutlich mehr Realitaetssinn zu finden. Lasst und ueber Fakten reden.
https://youtu.be/gdRLAGORQaQ?si=xrtaBTsJR2UIgm39