Ein Fait accompli
War die Sitzung der Eurogruppe in Brüssel eine Farce ohne echte Verhandlungen? Dies legt Zyperns neuer konservativer Präsident Anastasiades nahe. “Wir wurden mit einem Fait accompli konfrontiert”, sagte Anastasiades laut der griechischen Zeitung Kathimerini. Die Entscheidungen seien vorher getroffen worden.
Anastasiades gab dazu sogar eine schriftliche Stellungnahme ab. Hier ein Auszug:
In the extraordinary meeting of the Eurogroup, we faced decisions that had already been taken and came across faits accomplis through which we were faced with the following dilemmas:
On Tuesday, March 19 we would either choose the catastrophic scenario of disorderly bankruptcy or the scenario of a painful but controlled management of the crisis, which would put a definitive end to the uncertainty and restart our economy.
Das bestätigt meinen Verdacht, dass Deutschland, Finnland und Niederlande die “Rettung” ausgekungelt haben. Die drei “AAA”-Länder diktieren der Eurogruppe schon lange ihre konservative Linie.
Dabei scheuen sie auch nicht davor zurück, ihre eigenen Leute zu verraten. Vor einigen Wochen war Merkel eigens nach Zypern gereist, um Anastasiades im Wahlkampf zu unterstützen…
Allerdings geht die Kungelei diesmal wohl über die Parteigrenzen hinweg. Ich vermute, dass Finanzminister Schäuble vor dem “Fait accompli” auch die SPD eingeweiht hat.
Schließlich waren es die Genossen, die am lautesten gegen das Steuerparadies Zypern gewettert haben. Ergebnis: nun dürfen kleine Sparer auf Zypern die Zeche zahlen, die Bankeigner bleiben ungeschoren.
Fast schon putzig wirkt da, dass EU-Parlamentspräsident Schulz, ein SPD-Mann, nun fordert, doch bitte wenigstens 25.000 Euro Spareinlagen nicht zu belasten.
Hat Schulz noch nie von der Einlagensicherung gehört, die in der EU bei 100.000 Euro liegt, und nun dank der CDU/CSU/FDP/SPD-“Rettung” durchlöchert wird? – Mehr zum Thema hier
Melina
18. März 2013 @ 02:52
Dieser elementare Vertrauensbruch in die Einlagensicherung sowie das undemokratische Vorgehen (erst die Banken schließen und danach ein Gesetz zur Rechtfertigung durch’s Parlament peitschen) wird die Bankräuber der EU wie ein
Bumerang treffen. Schon so manches kleine Steinchen hat eine riesige Lawine ausgelöst.
Wer sich die Mühe macht, mal in Blogs und Websites aus Zypern und Griechenland zu lesen, bekommt eine Ahnung davon. In den anderen südeuropäischen Ländern herrscht ebenfalls Alarmstimmung.
Ganz besonders perfide aber ist, dass sich Schäuble jetzt als völlig unschuldig darstellt und behauptet, er habe die kleinen Sparer ja schonen wollen. Die zypriotische Regierung selber habe die Regelung so gewollt. Einfach ungeheuerlich!
Tim
17. März 2013 @ 23:15
@ ebo
“Die drei “AAA”-Länder diktieren der Eurogruppe schon lange ihre konservative Linie.”
Weder die Eurogruppe noch die drei “AAA”-Länder haben in der Euro-Krise eine tatsächlich konservative Linie verfolgt. Wenn es um den Euro geht, sind bislang ausschließlich Hasardeure am Werk, die leider mit ihren Asozialitäten durchkommen.
Johannes
17. März 2013 @ 19:18
… CDU hat die Einlagensicherung zerstört, ja, und die anderen haben die Eurogesetze / No-Bail-Out zerstört, ach ne, da hat die CDU mit der SPD ja zusammegearbeitet. Jetzt hört auf zu nörgeln, ihr wart es doch, die immer behauptet haben Zypern sei systemrelevant. Beweisen kann das keiner! Es wurde auf “euren” Wunsch hin gerettet, so, jetzt habt ihr euren Willen bekommen. Bei Zypern sollte man nicht vergessen, dass es damals Griechenland war, dass eine Osterweiterung verhindern wollte wenn Zypern nicht auch dem Euroclub angehören könne. Das die kleinen Bürger die Zeche zahlen, nun, das ist immer so beim Euro, halte ich für falsch wie auch die Verallgemeinschaftung der Schulden. Man könnte ja auch aus dem Euro austreten …. .
Andres Müller
17. März 2013 @ 14:15
Ebo, ich teile Ihre Ansichten voll und ganz. Diese Zypern-“Rettung” in diesem Stil war von langer Hand geplant (via G20 und IWF). Auch die Meldung der Bunderegierung, das sie keine Beweise für die Russen-Aktivität auf Zypern habe, erscheint so in neuem Licht, da waren die Russen offenbar bei der G20 an der Vorbereitung der Aktion auch beteiligt, das ist nichts anderes als das Tribut das Merkel dafür bezahlen musste.
Nun habe ich auch noch ein weiteres Puzzle entdeckt, alle grossen Zeitungen, deren obersten Chefs bei Bilderberg geladen wurden, publizieren nun vorbereitete fast analoge Berichte. Hier ein zu SPON fast identischer Bericht der heute im Schweizer Tages-Anzeiger publiziert wurde:
http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Der-schmutzige-Finanzplatz-duerfte-nachhaltig-geschaedigt-sein/story/24137195
Der Chef des Tages-Anzeigers verkehrt in auch in diesem Netzwerk, ein Umstand der vor Kurzem auch wissenschaftlich mit grafischer Übersicht der Beziehungsstrukturen nachgegangen wurde. Wie es aussieht waren nicht nur die Aktion in Zypern vorbereitet, sondern auch die Presseberichte darüber. Da bin ich mir inzwischen so sicher wie nie zuvor.