Pleite mit Ansage (Update)

Mutiert der Rettungsschirm zum Währungsfonds?

Der Krisengipfel der Eurozone hat die Märkte beruhigt und Kanzlerin Merkel gestärkt. Allerdings bleibt er weit hinter den Forderungen der Wirtschaftsweisen und vieler anderer Experten zurück. Im Kern haben die 17 unter Merkels widerstrebender und widersprüchlicher Führung erneut Zeit gekauft. Griechenland muss in den nächsten Jahren nicht zurück an die Märkte, der Rettungsschirm EFSF wird zu einer Art Europäischer Währungsfonds ausgebaut.

Dies ist mehr als erwartet, aber weniger als nötig.

Nötig wäre ein Schuldenschnitt von wenigstens 30 Prozent, um Griechenland zu entlasten und die Spekulation gegen den Euro zu beenden. Die Euro-Retter schafften jedoch nur 21 Prozent. Sie haben keinen „Plan B“ aufgelegt, wie dies die Weisen fordern, sondern den gescheiterten Plan A vom letzten Jahr ergänzt und flexibilisiert. Griechenland ist damit nicht gerettet – im Gegenteil: es ist sogar noch näher an den Abgrund gerückt.

Die „freiwillige“, in Wahrheit aber von Merkel gegen den Widerstand der EZB erzwungene Beteiligung privater Investoren am neuen Hilfsplan wird nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass die Ratingagenturen Athen für zahlungsunfähig erklären. Aus Plan A – der Stützung Griechenlands durch neue Milliardenhilfen –  wird Plan D wie Default. Die EZB wird dann, das hat sie schon angekündigt, nicht mehr weiter helfen.

Kein Problem, behaupten Merkel und ihre Anhänger (wer ist das eigentlich außer den Holländern und den Finnen – Frankreichs Präsident Sarkozy gehört gewiß nicht dazu): Der Zahlungsausfall werde höchstens ein paar Tage dauern; statt der EZB werde die Eurozone einspringen und Griechenland aus der Patsche helfen. 

Doch ob das funktioniert, weiß niemand. Ein bißchen pleite konnte man bisher ebensowenig sein wie ein bißchen schwanger. Dafür, dass die Märkte diesmal mitspielen, gibt es keine Garantie. Der Eurozone droht ein heißer Herbst – denn dann soll das riskante Manöver vollzogen werden.

 

Nachtrag 23.7.11

Die Ratingagentur Fitch hat bereits angekündigt, dass sie Griechenland für zahlungsunfähig erklären wird. Angeblich könnte es schon Ende August so weit sein, wenn die Eurozone ihren Anleihentausch durchzieht. Erst dann wird man wissen, ob Merkels Kalkül aufgeht…

 

Nachtrag 25.7.11

Nun har auch Moody’s das Griechenland-Rating herabgesetzt – und zwar gleich um drei Stufen, die nächste wäre die Pleite. Immerhin ist der Ausblick nun positiv…ein schöner Erfolg von Merkel & Co. .-)

 

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