“Paris schlägt Berlin” – Semsrott wird grün

Manchmal kommt einfach alles zusammen. Erst beschwert sich die deutsche Wirtschaft bei Kanzlerin Angela Merkel – ihre Politik schade den Unternehmen. Und dann schlägt Paris auch noch Berlin – bei den Investitionen.

Frankreich überholt Deutschland“, titelt “Le Parisien”. “Frankreich widersteht besser als seine Nachbarn”, schreibt “Le Monde”. Gemeint sind die Auslands-Investitionen, bei denen die Franzosen erstmals seit 2009 wieder vor Deutschland liegen – landesweit betrachtet.

Bei den Städten schneidet Frankreich sogar noch besser ab. Nach einer Studie des Instituts EY (früher Ernst & Young) liegt Paris vor London und Berlin, was die Attraktivität betrifft. Die französische Hauptstadt dürfte demnach auch am meisten vom Brexit profitieren.

Das passt natürlich nicht in das deutsche Selbstbild – aber umso besser in die Selbstdarstellung von Präsident Emmanuel Macron. Seit seinem Amtsantritt hat es sich der Liberale zum Ziel gesetzt, Frankreich wieder attraktiver zu machen und Start-ups nach Paris zu holen.

Selbst die Gelbwesten-Proteste haben an seinem Image als wirtschaftsnaher Rothschild-Banker nichts geändert. Allerdings werden Investitionen langfristig geplant. Die anhaltenden Krawalle können durchaus noch Folgen für die französische Wirtschaft haben.

Außerdem ist die Arbeitslosigkeit in Frankreich weiter viel zu hoch. Macron hat jedoch erst dann gewonnen, wenn er die Wirtschaftslage für die Franzosen verbessert und “la vie chère” bekämpft – das teure Leben also wieder erschwinglich macht.

Immerhin markiert Macron einen Punkt gegen Merkel. Angesichts der wachsenden deutsch-französischen Rivalität könnte sich das auch auf die Europapolitik auswirken. Paris nimmt kaum noch Rücksicht auf Berlin – wozu auch, Merkel ist ja ohnehin bald Geschichte…!?

Siehe auch “Wo Frankreich besser ist”

Watchlist

  • Steht Dänemark vor einem Regierungswechsel?. Dies wird sich nach der Parlamentswahl am Mittwoch zeigen. Favorit für den Wahlsieg sind die Sozialdemokraten, deren Parteichefin Mette Frederiksen bereits als neue dänische Regierungschefin gehandelt wird. Die Sozis waren zuletzt auf einen harten Kurs gegen Einwanderer umgeschwenkt. Aus Dänemark kommt übrigens auch Margrethe Vestager…
  • Stürzt Tschechiens Premier Andrej Babiš? Am Dienstag sind Zehntausende in Prag auf die Straße gegangen, um den Rücktritt zu fordern. Zuvor war bekannt geworden, dass die EU-Kommission der Meinung ist, dass Babiš in einem Interessenkonflikt steckt. Der zweitreichste Mann Tschechiens hat für seine Firma Agrofert EU-Subventionen in zweistelliger Millionenhöhe erhalten. Da fragt man sich natürlich auch, was Brüssel tut?

Was fehlt

  • Der Seitenwechsel des Satirikers Nico Semsrott. Der Mann mit der über den Kopf gezogenen Kapuze und dem deprimierten Gesichtsausdruck ist der PARTEI von Martin Sonneborn von der Fahne gegangen – er will künftig bei den Grünen mitarbeiten. Er habe die grüne Fraktion bei sich aufgenommen, twitterte der Kabarettist. Die Grünen hingegen meldeten, sie hätten neben Semsrott auch noch ein paar Piraten an Bord!
  • Das Postengeschacher bei der konservativen EVP mit der ungarischen Fidesz. Die Partei von Viktor Orban verzichtet auf einen Vizefraktionschef, möchte dafür aber den Auswärtigen Ausschuss im Europaparlament leiten. EVP-Spitzenkandidat Manfred Weber lasse sich auf derlei Händel ein, um seine Macht zu sichern, schreibt SPON. Wenn das stimmt, wäre es ein weiterer Grund, warum Weber nicht Kommissionschef werden darf…

Siehe auch: “Orban und die EVP: Der Eiertanz geht weiter”


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