Nun dreht Russland an der Sanktionsspirale

Wie Du mir, so ich Dir: Diese primitive Logik prägt neuerdings wieder die internationale Politik. Auf die RusslandSanktionen der EU reagiert Russland mit – Sanktionen gegen die EU. Sogar Parlamentschef Sassoli ist betroffen.

Wir haben in diesem Blog schon oft die naive Annahme kritisiert, dass sich mit Sanktionen etwas zum Guten wenden ließe. Sie beruhigen meist nur das eigene schlechte Gewissen.

Auch vor einer Sanktionsspirale haben wir gewarnt, nachdem sich die EU dem “Vorbild” der USA angeschlossen und eine ganze Reihe von Menschenrechts-Strafen erlassen hatte.

Nun ist sie da, die Gegensanktion: Acht Europäer, darunter  EU-Parlamentspräsident David Sassoli und der Berliner Oberstaatsanwalt Jörg Raupach, wurden von Russland mit Einreisesperren belegt.

Sassoli reagierte mit Humor: “Scheinbar bin ich im Kreml nicht willkommen? Ich hatte es schon ein wenig vermutet”, schrieb er auf Twitter. Bierernst reagierte dagegen die EU-Spitze.

Die Sanktion sei “inakzeptabel” und entbehre jeder rechtlichen Grundlage. Die Entscheidung sei die jüngste eindrückliche Demonstration, dass Russland die Konfrontation mit der EU gewählt habe.

Nun ja. Die Strafen sind kaum mehr als symbolische Nadelstiche, genau wie die vorher verhängten Strafen der EU. Sie treffen ein Parlament und einen Staatsanwalt – genau wie die Sanktionen der EU.

Kontraproduktiv waren beide Entscheidungen. Und geholfen haben sie auch nicht. Die EU-Maßnahmen sollten Kreml-Kritiker Nawalny schützen – stattdessen wird gerade seine Bewegung zerschlagen…

Siehe auch “Brüssel, Peking und Washington drehen an der Sanktionsspirale” (Moskau fehlte damals noch) sowie meinen Beitrag für den “Hauptstadtbrief”: “Der deutsche Elefant im Raum”