Neun Jahre Googlopol – und Untätigkeit
Die EU-Kommission verhängt eine Rekordstrafe gegen Google. Wegen „Machtmissbrauchs“ bei seinem Shopping-Dienst soll der US-Konzern 2,42 Mrd. Euro zahlen. Doch warum hat Brüssel so lange gezögert?
Erstmal ist es eine gute Nachricht: EU-Kommissarin Vestager und ihre Wettbewerbshüter in Brüssel greifen hart durch – und lassen sich auch nicht von Giganten wie Google einschüchtern.
Mit der Rekordstrafe will Vestager dafür sorgen, dass im Internet-Shopping faire Bedingungen für alle Anbieter herrschen. Seit 2008 sei dies nicht mehr der Fall, fand die EU-Kommission heraus.
Doch warum hat die Brüsseler Behörde dann so lange gezögert, bevor sie einschritt? Neun lange Jahre lang passierte nichts. Neun lange Jahre konnte Google ein Quasi-Monopol genießen.
In derselben Zeit haben allerdings andere Konzerne wie Ebay oder Amazon das Online-Shopping revolutioniert. Wer schaut heute noch bei Google shopping nach, wenn er ein Produkt sucht?
Offenbar dauern die Wettbewerbsverfahren zu lange. Und offenbar hält die EU mit der Innovation im digitalen Sektor nicht Schritt. Denn wo sind denn die großen europäischen Anbieter?
Die Rekordstrafe wirft viele Fragen auf. Die meisten fallen allerdings auf die EU zurück, leider.
Unless they fine every business for promoting own products this will look like a retaliation for European inability to innovate fast! https://t.co/PZZA9qEvtc
— Ziga Turk (@ZigaTurkEU) June 27, 2017
Claus
27. Juni 2017 @ 17:21
Was hindert denn irgendjemand in Europa, Asien oder Afrika daran, eine Firma zu gründen und mit entsprechend intelligentem Marketing in die gleiche Liga vorzustoßen wie Google, Microsoft, Ebay, Amazon und Co.? Eigentlich doch garnichts! Und im Gegensatz zu den Startups in USA, die ihr Kapital überwiegend privat akquirieren müssen, gibt es bestimmt eine fette Förderung für dieses oder jenes direkt aus Brüssel.
Also, ran, Jungs und Mädels, macht mal eine schöne bunte Powerpoint-Präsentation für irgendetwas Neues und werdet vorstellig beim EU-Digitalkommissar in Brüssel. Und schon fließt die Kohle! Wir müssen doch hier endlich mal wettbewerbsfähig werden!